Ukraine-Hilfe Die Spenden rollen

und Andreas Schmtt
Diese fünf Studenten haben die ersten Sprinter mit Sachspenden, die auf dem Uni-Campus abgegeben wurden, ins polnisch-ukrainische Grenzgebiet gefahren, die Pakete abgeladen und auf Paletten in einer Halle nahe Dorohusk (unser Bild) zum Weitertransport abgestellt. Jede helfende Hand wird gebraucht: Rund 30 Freiwillige nehmen unzählige Spenden entgegen. Die Hilfsbereitschaft der Bayreuther Bürger und Bürgerinnen ist überwältigend. Foto: red/Ute Eschenbacher

Der erste Hilfs-Konvoi, der vom Uni-Campus losfuhr, hat 500 Kartons voller Spenden geliefert. Ein Zweiter mit weiteren drei Fahrzeugen ist unterwegs.

 
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Bayreuth - Kartons, Plastiktüten und Müllsäcke stapeln sich vor dem Glashaus. Die Spenden türmen sich nicht nur im Inneren des Gebäudes, sondern nehmen den ganzen Vorplatz ein.

Bereits am Dienstag starteten zwei Transporter in Richtung polnisch-ukrainische Grenze. Die beiden von Freiwilligen beladenen und begleiteten Sprinter waren die ganze Nacht über unterwegs. Sicherheitshalber wurden bei einem Tankstopp Kanister gefüllt, um später im Grenzbereich nicht tanken zu müssen. „Mittlerweile sind die Hilfsgüter angekommen und ausgeladen.“ So postet es die Uni Bayreuth am Mittwoch auf Facebook.

Nächster Konvoi soll Donnerstag ankommen

Gegen 7 Uhr am Mittwochvormittag kamen sie in der Zielregion nahe des polnischen Grenzübergangs Dorohusk an. Am Abend wurden sie in Bayreuth zurück erwartet. Dort wurden sie sofort wieder neu beladen. Danach brachen sie zusammen mit weiteren Fahrzeugen zum nächsten Konvoi auf, der am Donnerstag die Grenzregion zur Ukraine erreichen soll.

„Wir wollen die ganze Zeit weiterfahren“, sagt Nicolai Teufel. Der wissenschaftliche Mitarbeiter der Uni ist einer der Hauptorganisatoren der Spendenaktion, die neben der Uni auch die Stadt Bayreuth, das IHK-Gremium, viele Firmen sowie Gemeinden im Landkreis unterstützen. Teufel hat viele Kontakte in die Ukraine, da er eng mit der Uni Lwiw (Lemberg) zusammenarbeitet und eine ukrainische Verlobte hat.

Austauschstudentin als Dolmetscherin dabei

Fahrer des ersten Konvois waren die Studenten Tobias, Jan, Leon und Felix. Die ukrainische Austauschstudentin Yalina war als Dolmetscherin dabei. Tobias berichtet über auf der Rückfahrt via Whatsapp-Sprachnachricht: „Wir sind gut durchgekommen, die Straßen waren super.“ Elf Stunden dauerte die Fahrt, inklusive kurzer Pausen. „Wir haben die Pakete in einer Lagerhalle in der Nähe der Grenze abgegeben.“ 15 Paletten mit je zwölf Paketen seien es gewesen – plus einige Tüten, Schlafsäcke und Isomatten. „Es war richtig schön und in irgendeiner Weise auch beeindruckend, einen Teil beizutragen und die Initiative vieler Leute vieler Altersklassen in Bayreuth zu sehen.“

Weitertransport in die Ukraine geplant

Die Spenden sind für die Hilfe in der Ukraine direkt gedacht, betont Organisator Teufel. Sie sollen über Kontaktleute dorthin gelangen. „Die Binnenflüchtlinge sind derzeit das dramatischste Problem“, sagt Teufel. Die Leute würden aktuell aus der Region Charkiw hinwegströmen, wie er von einem Bekannten aus der Stadt Poltawa etwa 150 Kilometer westlich von Charkiw weiß. Ein weiteres Flüchtlingszentrum sei aktuell Lwiw, wo an der Uni wie in Bayreuth Studenten Hilfspakete sortieren. Teilweise von Menschen im Land, teilweise bereits aus dem Ausland angekommen. In Lwiw gebe es Luftangriffe. Die russischen Bodentruppen sind aber nicht in der Nähe. Dritter Schwerpunkt ist die ukrainische Seite der Grenze zu Polen, wo Menschen bei kalten Temperaturen ausharren. „Dafür brauchen wir Outdoorjacken“, sagt Teufel. Ansonsten sei der Klamotten-Bedarf gedeckt. „Kleidung haben wir mittlerweile genug“, sagt auch Angela Danner, Leiterin der Abteilung Corporate Identity, die beim Aussortieren der Spenden hilft. Bis auf Jacken, Thermo-Unterwäsche und Schuhe ab Größe 42 werde zunächst nichts mehr benötigt.

Militärische Schutzkleidung nötig

Dringend gebraucht werde indes Material, das die in der Ukraine aktiven Helfer vor Angriffen schützt. „Helme, ballistische Westen oder Splitterschutzbrillen“ sagt Teufel. „Fahrradhelme bringen nichts, nur alles, was rundrumgeht.“ Auch gestern konnten spendenwillige Bayreuther von 10 bis 18 Uhr Hilfsgüter abgeben. Rund 30 freiwillige Helfer sind im Einsatz. Studierende und Mitarbeiter der Universität. Heute und am Freitag sollen am Glashaus weiter in der bisherigen Form Spenden angenommen und sortiert werden. Für nächste Woche ist eine Professionalisierung geplant. „Wir wollen zu Lastwagen wechseln“, sagt Teufel. Das mache auch die Logistik vor Ort leichter, weil diese mit Gabelstaplern entladen werden könnten. Unipräsident Stefan Leible ist am Mittwoch ebenfalls am Glashaus, um zu helfen. Am Wochenende wird ein 40-Tonner für einen weiteren Transport erwartet.

Da die Spendenbereitschaft der Bayreuther enorm hoch ist, werden auch am Freitag noch Sachspenden angenommen. „Wir haben jetzt entschieden, dass wir am Freitag wieder von 10 bis 18 Uhr am Glashaus die Spenden sammeln werden“, sagt Leible. Am ersten Sammeltag am Dienstag waren so viele Spenden eingegangen, dass mehr als 500 Umzugskisten gepackt wurden.

Hilfsbereiter Rotary Club

Der Rotary Club Bayreuth unterstützt ebenso die Hilfstransporte für die Ukraine. Das berichtet Präsident Manuel Becher. Demnach sind neun Fahrzeuge mit Hilfsmitteln am Dienstag an die polnisch-ukrainische Grenze aufgebrochen. Ein Fahrzeug habe Christian Wedlich zur Verfügung gestellt und ein weiteres Dominik Zieher. Das Rotary- Hilfswerk habe kurzfristig 1000 Euro gespendet, um notwendige Produkte zu kaufen und in das Krisengebiet zu bringen. Weitere Spenden sollen folgen, so Becher weiter.

Gebraucht werden Iso-Matten, Schlafsäcke und Decken, haltbare Lebensmittel, Medikamente und Erste-Hilfe-Sets, Hygieneartikel, Babynahrung und Windel sowie Schuhe. Eine aktuelle Liste ist unter www.uni-bayreuth.de/ukrainehilfe zu finden.

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