Übung im Wald Rettung über Stock und Stein

Die Ersthelfer vor Ort versorgen die Wunde mit einem Druckverband. Foto:  

Die Bayerischen Staatsforsten, der Forstbetrieb Selb und die Bergwacht Schönwald üben im Selber Forst für den Ernstfall. Alles klappt wie am Schnürchen, der „Verletzte“ ist binnen einer guten halben Stunde erstversorgt und auf dem Weg ins Krankenhaus.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Es ist 10.24 Uhr, als sich Forstwirt Joachim Bauer an diesem heißen Vormittag per Funk bei seinen beiden Kollegen Norbert Bujak und Leon Gorzel meldet. Die zuvor weithin hörbare Motorsäge des Forstwirts steht mit einem Mal still. „Kommt schnell, ich habe mir ins Bein gesägt“, sagt der Forstwirt, der bis vor zwei Minuten noch keine Kenntnis von der nun folgenden Rettungsübung hatte. So berichten die Bayerischen Staatsforsten in einer Mitteilung.

Treffen am Rettungstreffpunkt

Schnell kommt Leon Gorzel bei seinem Kollegen an und reagiert prompt. Der junge Mann spricht den Verletzten ruhig an und versorgt den simulierten Schnitt in den Unterschenkel mit einem Druckverband. „Hast du starke Schmerzen? Ist dir kalt?“, fragt Leon den am Boden Liegenden, als auch Norbert Bujak zur Unfallstelle kommt. Nach kurzer Abstimmung setzt dieser den Notruf an die Rettungsleitstelle ab und gibt die wichtigsten Informationen zum Unfallhergang weiter: „Der nächstgelegene Rettungstreffpunkt ist die Nummer 10-24 an der alten B 15, Abzweigung Hendelhammer.“ Nachdem der Notruf abgesetzt ist, macht sich Norbert Bujak mit dem Auto zum Rettungstreffpunkt, um die Bergwacht von dort zum Unfallort mitten im Wald zu bringen. Inzwischen ist es 10.29 Uhr. Nun heißt es warten für Leon Gorzel und den „verletzten“ Joachim Bauer. Die Sonne scheint durch die Wipfel der hohen Fichten, die Luft riecht nach frisch gesägtem Holz und die beiden Kollegen sitzen beziehungsweise liegen am Boden. Die Zeit vergeht.

In einen Tragesack wird der „Verletzte“ mit einer Transporttrage abtransportiert.   /pr.

Nach 23 Minuten ist die Bergwacht Schönwald mit Quad und Einsatzfahrzeug an Ort und Stelle. Zu Fuß geht es durch den Wald zum Verletzten.

Unterschätzte Unterkühlung

„Wie stark sind ihre Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 100?“, fragt der verantwortliche Einsatzleiter und legt gleich einen Pulsoximeter zur Ermittlung der Sauerstoffsättigung und der Herzfrequenz an den Finger des Verletzten. Nach weiteren Untersuchungen wird nun das vermeintlich verletzte Bein geschient und der Forstwirt in einen Tragesack mit Vakuummatte gelegt. Sicher um Oberkörper, Bauch und Beine verschnürt, fassen nun alle mit an und bringen den Verletzten auf eine geländegängige Transporttrage.

Joachim Bauer ist so eingepackt, dass ihm inzwischen mächtig warm ist. Doch nach Aussage der Bergwacht wird die Gefahr der Unterkühlung gerade bei warmen Temperaturen oft unterschätzt. „Auch bei 28 Grad Celsius liegt die Außentemperatur noch neun Grad Celsius unter der Körpertemperatur. Wer dann lange auf dem Boden liegt, verliert Wärme.“

Jetzt huckelt und ruckelt es auf dem Weg über Äste und Waldboden, doch alle sind froh, als der „Patient“ um 10.58 Uhr sicher am Einsatzfahrzeug an der Waldstraße ankommt und die Rettungsübung an diesem Punkt beendet wird. Im Ernstfall würde nun der RTW am Rettungstreffpunkt warten und den Verletzten übernehmen.

Das Fazit der Beteiligten lautet: Der Ablauf, die Kommunikation und die Versorgung haben bei dieser Rettungsübung sehr gut funktioniert. Dennoch sind merklich alle froh, wenn es hoffentlich nie zum Ernstfall kommt.

Autor

Bilder