Trunk besorgt über Trump

Von Elmar Schatz
IHK Präsident Trunk äußert sich zu Donald Trumps Interview. Foto: Roland Töpfer Foto: red

und Stefan SchreibelmayerDonald Trump verunsichert – auch in Oberfrankens Exportwirtschaft. Dazu Stimmen von IHK-Präsident Heribert Trunk und vom Zulieferer-Netzwerk Ofracar.

 
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Die erneute Ankündigung von Strafzöllen des gewählten US-Präsidenten „dürfte vor allem die Unternehmen der in Oberfranken stark vertretenen Automobilzulieferindustrie alarmieren“, erklärt IHK-Präsident Heribert Trunk auf Kurier-Anfrage.

Trunk wendet allerdings ein: „Es stellt sich grundsätzlich die Frage, inwieweit ein künftiger US-Präsident Trump seine handelspolitischen Vorstellungen letztendlich durchzusetzen vermag.“

USA wichtigster Handelspartner Bayerns

Trunk erklärt: „Seit Jahren sind die USA wichtigster Handelspartner Bayerns. 2015 hat Bayerns Wirtschaft Waren im Wert von 22,8 Milliarden Euro in die USA exportiert und ein sattes Plus von 15,8 Prozent erzielt.

In den ersten Monaten des Jahres 2016 verbuchte die bayerische Wirtschaft jedoch ein Minus von mehr als zehn Prozent bei den Exporten in die USA. Ein Dämpfer, zu dem sicher auch die neue politische Unsicherheit in den Vereinigten Staaten beiträgt.“

Freihandel zentrales Anliegen

Trump habe bereits im Wahlkampf radikale Kritik an der bestehenden Handelspolitik geäußert, so Trunk, „Im Sinne unserer Unternehmen hoffen wir, dass wichtige Säulen der internationalen Zusammenarbeit von der neuen US-Regierung nicht aufs Spiel gesetzt werden. Der Freihandel etwa ist für uns in Oberfranken, angesichts einer Exportquote von mehr als 50 Prozent ein zentrales Anliegen“, erklärt der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken, Bayreuth.

Politik Trumps „selbstverständlich nicht in unserem Sinne“

Matthias Dietz, geschäftsführender Gesellschafter der gleichnamigen Coburger Federnfabrik und Vorstandsmitglied im Zulieferer-Netzwerk Ofracar, verweist ebenfalls auf die Exportstärke vieler heimischer Firmen. Das gelte auch für Dietz selber, ein nicht geringer Teil der eigenen Ausfuhren gehe nach Mexiko. Da sei die Politik Trumps „selbstverständlich nicht in unserem Sinne“.

Aber: „Aktuell stehen die Zeichen noch auf Normalität. Es bleibt abzuwarten, ob sich Trump mit seiner Politik bei der Wirtschaft durchsetzen kann.“ Ford sei zwar eingeknickt, da aber bisher noch allein. BMW zeige Zähne und investiere dennoch in Mexiko. Es gehe ja auch um Kosten, „gerade in einer Branche wie der Zulieferindustrie, die nicht von hohen Margen gesegnet ist“.

Für sein Unternehmen gelte: „Aktuell lehnen wir uns erst mal zurück und warten ab. Im Hintergrund arbeiten wir aber an einer Strategie, wie wir unsere Produkte direkt im amerikanischen Markt vertreiben können, um im Notfall auch auf einen Plan B zurückgreifen zu können.“

Trump müsse aber damit rechnen, „dass die EU und die Asiaten sich das nicht werden gefallen lassen und wiederum mit anderen Zöllen entgegentreten“.

CSU-Politiker Weber droht Trump mit Daumenschrauben

So sieht das Manfred Weber (CSU). „Auch wir können die Daumenschrauben für die US-Konzerne anziehen, wenn es sein muss“, sagte der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei im Europaparlament.

Kurz vor seiner Amtseinführung an diesem Freitag hat Trump deutschen Autobauern hohe Strafzölle angedroht: „Sie können Autos für die USA bauen, aber sie werden für jedes Auto, das in die USA kommt, 35 Prozent Steuern zahlen.“

Dem Hersteller BMW, der 2019 eine Fabrik in Mexiko eröffnen will, legte Trump nahe, die Fabrik in den USA zu bauen.

Der EU sagte Trump ohne Bedauern weitere Austritte voraus. Der Zustand der EU sei ihm aber nicht sehr wichtig. „Schauen Sie, zum Teil wurde die Union gegründet, um die USA im Handel zu schlagen, nicht wahr? Also ist es mir ziemlich egal, ob sie getrennt oder vereint ist, für mich spielt es keine Rolle.“

Kanzlerin: Wir haben unser Schicksal selbst in der Hand

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte die EU-Staaten auf, sich von der harschen Kritik nicht beirren zu lassen. „Ich denke, wir Europäer haben unser Schicksal selbst in der Hand“, sagte sie am Montag in Berlin.

Trump hatte außerdem Merkels Entscheidung, Flüchtlinge aufzunehmen, als „katastrophalen Fehler“ bezeichnet – auch mit Blick auf das Terrorrisiko. Die Nato nannte Trump im jetzigen Zustand obsolet.

Mit Material von dpa