Trockener Winter: Warten auf den Regen

Von Moritz Kircher und Stefan Linß
Wetterbeobachter Helmut Strobel an seiner Wetterstation in Pegnitz. Foto: Klaus Trenz Foto: red

Niedrigwasser am Main, Niedrigwasser an der Warmen Steinach, Niedrigwasser an der Ölschnitz - an nahezu allen Messstellen des Bayerischen Landesamtes für Umwelt die gleiche Situation: Die Fließgewässer führen zu wenig Wasser. Bisher hat es in diesem Winter deutlich zu wenig geregnet. Was für die Pflanzen schon in Stress ausarten kann, ist für das Grundwasser noch kein Problem.

 
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78 Liter. So viel Regen ist seit dem 1. Dezember an der Messstation von Helmut Strobel in Pegnitz auf den Quadratmeter gefallen. "Es fehlt deutlich", sagt er. Im metereologischen Winter - also von Anfang Dezember bis Ende Februar - fallen im langjährigen Durchschnitt 208 Liter Regen auf den Quadratmeter. Würde es bis Ende des Monats nicht mehr regnen, wäre es einer der trockensten Winter der vergangenen Jahrzehnte.

Wassermangel macht jungen Pflanzentrieben zu schaffen

Die Niederschlagsmenge war in diesem Winter bisher viel zu gering, sagt auch der Kulmbacher Gartenfachberater Friedhelm Haun. Die Gartenpflanzen leiden, besonders den immergrünen sei der Wassermangel anzusehen. An Kirschlorbeer oder Efeu hängen braunfleckige Blätter. "Wenn es so weitergeht, dann kommen die Pflanzen in den Trockenstress."

Friedhelm Haun rechnet damit, dass das Wasser knapp wird. "Die tiefer verwurzelten Pflanzen wird man noch nicht gießen müssen." Aber bei Neuanpflanzungen kann es bereits jetzt kritisch werden. Das Wasserdefizit führe dazu, dass die jungen Triebe verkümmern und absterben.

Wasserwirtschaftsamt noch nicht in Sorge ums Grundwasser

Noch ist die Trockenheit aber offenbar nur ein oberflächliches Problem. Aktuell zeigen die meisten Flusspegel in der Region zwar Niedrigwasser. Aber beim Wasserwirtschaftsamt in Hof ist das noch kein Anlass zur Sorge. "Aus unserer Sicht ist derzeit keine besondere wasserwirtschaftliche Situation", sagt Behördenleiter Benno Strehler. "Es gab in diesem Winter wieder mehr Schnee, und wenn dieser langsam abtaut, ist das fürs Grundwasser und damit für die Wasserspeicher im Untergrund ideal." Da es in diesen Tagen auch regne, rechne er damit, dass sich die Pegel normalisieren.

Wenn das Wetter in eine extreme Richtung ausschlägt, macht schnell die Frage die Runde, ob das wohl auf den Klimawandel zurückzuführen sei. Doch Helmut Strobel kann an seinen detaillierten Aufzeichnungen ablesen, dass das Wetter auch früher schon seine Sperenzchen gemacht hat. So habe der nasseste Winter in der Region im Jahr 1947/48 insgesamt 444 Liter Regen auf den Quadratmeter gebracht. Im Jahr 1963/64 folgte dann mit 53 Litern der bis dato trockenste. "Sowas kommt vor. Deshalb kann man noch nichts über den Klimawandel sagen", sagt Strobel.

Ostwind bringt trockene Luft mit

Ohnehin erwarteten Klimaforscher, dass die Winter in unserer Region durch die Erderwärmung tendenziell feuchter würden, sagt der Pegnitzer Amateurmeterologe. Das deckt sich mit Einschätzungen des Umweltbundesamtes. Die Behörde schreibt auf ihrer Homepage, dass die Niederschläge im Winter in Nord- und Mitteleuropa künftig zunehmen werden.

Mit einem Blick auf die Zeitreihe der Niederschlage in der Vergangenheit urteilt Strobel: "Wir haben eminente Schwankungen, aber es ist kein Trend auszumachen." In diesem Winter habe es bisher einfach viele Ostwetterlagen gegeben. "Dieser sogenannte böhmische Wind bringt über die Landmassen einfach weniger Feuchtigkeit mit."

"Im März bräuchten wir den Niederschlag dann schon"

Für die Pflanzen und Landwirte hofft Strobel auf ein nasses Frühjahr. "Im März bräuchten wir den Niederschlag dann schon", sagt er. Aber dann auch wieder nicht zu viel auf einmal. Denn fällt in kurzer Zeit viel Regen auf einen trockenen Boden, könne der das Wasser nicht schnell genug aufnehmen. Die Folge wäre eine Gefahr von Überschwemmungen. Strobel: "Es muss langsam regnen, damit das Wasser ins Grundwasser sickert."

Wenn der Schnee schmilzt, dann kommt mit dem Tauwasser immerhin ein bisschen Feuchtigkeit in die Erde. Aber es war nicht genug, sagt Gartenfachberater Haun. Normalerweise müssten Gärtner um diese Jahreszeit nicht gießen. Allmählich könne man darüber nachdenken, sagt er. "Das hängt immer davon ab, ob das Wetter so bleibt oder ob in den nächsten Wochen endlich Regen kommt."