Trickbetrüger ergaunert Tausende Euro

Von Moritz Kircher
Eine Seniorin am Geldautomat: Banken warnen ihre Kunden immer wieder vor Trickbetrügern. Symbolfoto: Horst Ossinger / dpa Foto: red

Die alte Dame ist "noch ziemlich mitgenommen", sagt Polizeisprecher Dominik Salosnig. Kein Wunder, denn als ihr klar wurde, was da letzte Woche passiert ist, war es zu spät. Ein Trickbetrüger hat bei einer 86-jährigen Frau aus der Hammerstatt in der vergangenen Woche einen fünfstelligen Eurobetrag ergaunert, indem er sich am Telefon als Polizist ausgab.

 
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Salsonig beschreibt den Vorfall so: Am vergangenen Donnerstag rief ein Mann bei der Rentnerin an und gab sich als „Herr Schulze von der Polizei“ aus. Er bat die Seniorin darum, sämtliches Geld von ihrem Konto abzuheben und gaukelte ihr vor, dass es aufgrund einer Sicherheitslücke in der Bank dort nicht mehr gut aufgehoben sei. Das Geld übergab die gutgläubige ältere Dame am Vormittag des 19. August in ihrer Wohnung in der Grünewaldstraße an einen Mann.

Zweifel kommen erst Tage später

Erst in dieser Woche seien der Betrogenen Zweifel an den Hintergründen der Geldübergabe gekommen, und sie verständigte die Polizei. Seitdem ermittelt die Kripo. Ob der Anrufer und der Abholer des Geldes unterschiedliche oder die gleiche Person waren, kann die Polizei noch nicht sagen. Aufschluss erhoffen sich die Beamten von weiteren Aussagen der 86-Jährigen.

Möglich ist auch, dass die oder der Betrüger es mit der Masche schon vergeblich anderswo in der Region versucht haben. Die Polizei bittet darum, dass weitere Angerufene sich melden. "Damit bekommen wir weitere Ermittlungsansätze", sagt der Polizeisprecher. Bisher sei nur bekannt, dass der Mann, der das Geld abholte, etwa 1,75 Meter groß und schätzungsweise 25 Jahre alt war.

Betrüger suchen gezielt nach Vornamen älterer Menschen

Die Betrugsmasche ähnelt dem sogenannten Enkeltrick, bei dem sich Betrüger bei zumeist älteren Menschen als Verwandte ausgeben, um an Geld und Wertgegenstände zu kommen. Ihre Opfer fänden die Betrüger in der Regel im Telefonbuch, sagt Salosnig. Sie suchten dabei gezielt nach Vornamen, die darauf schließen lassen, dass es sich um ältere Menschen handelt. Um Betrugsversuchen vorzubeugen, sei es deshalb für Senioren in manchen Fällen ratsam, den Eintrag des Vornamens aus dem Telefonbuch löschen zu lassen.

Hätte die Bank der Seniorin eine Möglichkeit gehabt, den Betrug zu erkennen und zu verhindern? Schließlich dürfte es eher die Ausnahme sein, dass eine ältere Dame am Schalter auftaucht und einen fünfstelligen Geldbetrag abheben will. Bei welcher Bank die 86-Jährige Kundin ist, kann die Polizei aus Datenschutzgründen nicht sagen. Margit Vogel von der VR-Bank äußert sich allgemein: "Die Kollegen aus dem Service kennen die meisten Kunden persönlich und suchen das Gespräch, insbesondere, wenn ausgewöhnliche Transaktionen angefragt werden."

Die Bank kann bei einem Verdacht nur warnen, muss aber auszahlen

Der Kunde sei allerdings nicht verpflichtet, darüber Auskunft zu geben, warum er Geld abhebt. Die Bank warne ihre Mitarbeiter vor, wenn wieder einmal Trickbetrüger in der Region ihr Unwesen treiben. Aber selbst wenn der Mitarbeiter am Schalter einen Betrug wittert, kann er dem Kunden höchstens gut zureden. Vogel sagt: "Ein Bankmitarbeiter hat keine Handhabe, eine berechtigte Auszahlung zu verweigern."

Lothar Weiß von der Sparkasse Bayreuth sagt, dass die Mitarbeiter am Schalter gerade bei älteren Kunden angehalten sind, nach der Verwendung von größeren Beträgen zu fragen. Gibt es einen Verdacht, warnen Kundenbetreuer vor gängigen Maschen der Trickbetrüger. Weiß sagt: "So konnten schon in der Vergangenheit Betrugsversuche verhindert werden."

Anfang August hatte ein Betrüger in Hallstadt (Landkreis Bamberg) mit einer ähnlichen Masche versucht, an das Geld von älteren Menschen zu kommen. Damals hatte er keinen Erfolg. Der Betrüger hatte sich ebenfalls als Polizist ausgegeben und versucht, an Bargeld zu gelangen, das die Angerufenen zu Hause aufbewahrten. Die Polizei kann nicht ausschließen, dass es sich dabei um denselben Täter handelt. 

Die Polizei sucht Zeugen

Im aktuellen Fall sucht die Polizei Zeugen, die am Vormittag des 19. August in der Bayreuther Grünewaldstraße eine oder mehrere verdächtige Personen beobachtet haben. Die Kripo bittet mögliche Zeugen, sich unter der Telefonnummer 0921/5060 zu melden.

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