Trauerfeier für getöteten Polizisten

Eine Ehrenformation der Polizei hat sich in der Lorenzkirche in Nürnberg um den Sarg des getöteten Polizisten gruppiert. Foto: Nicolas Armer/dpa Foto: red

Er war beliebt und geschätzt. Seine Vorgesetzten verhießen ihm eine große Zukunft im Polizeidienst. In der vorletzten Woche rissen die Schüsse eines «Reichsbürgers» den 32 Jahre alten SEK-Polizeibeamten aus dem Leben. Die Trauer um ihn ist groß.

 
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Manche kamen in Uniform, die meisten aber zogen schlichte dunkle Zivilkleidung vor. Es war ein eher stilles Gedenken, als am Samstag in der Nürnberger Lorenzkirche Hunderte von Polizisten aus Bayern, aber auch aus anderen Teilen der Republik von ihrem im mittelfränkischen Georgensgmünd getöteten Kollegen Abschied nahmen. Polizeidirektor Holger Stein sprach wohl Vielen der um ihren Kollegen trauernden Beamten aus dem Herzen, als er sagte: «Im Team bleibt ein Stammplatz leer.» Dabei lebten gerade Polizeiteams davon, «dass jeder seinen Platz ausfüllt, unverzichtbarer Teil des Teams ist».

Dass der 32-Jährige seinen «Stammplatz» ausgefüllt hatte, daran ließen am Samstag weder Kollegen noch Vorgesetzte Zweifel. Dann aber rissen tödliche Schüsse eines «Reichsbürger» den 32 Jahre alten SEK-Beamten mitten aus dem Leben. «Er war ein hervorragender Typ, ein SEK'ler, wie man ihn sich wünschen würde», sagte der ranghohe Polizeibeamte vor den rund 1500 Trauergäste in dem überfüllten gotischen Kirchenbau in Nürnbergs Innenstadt.

Der mit weißen und gelben Blumen geschmückte Sarg des getöteten Polizisten ist im weitläufigen Altarraum aufgebahrt - flankiert von sechs Kameraden in SEK-Einsatzunform. Daneben zeigt ein Foto des Toten einen sympathischen jungen Mann, dem seine Vorgesetzten eine große Zukunft im Polizeidienst verheißen hatten. Vor dem Sarg erinnert ein aus Blumen gestaltetes Wappen in den Bayern- und Frankenfarben an sein Einsatzgebiet.

Wie tief der Schock über den Tod ihres Kollegen bei der mittelfränkischen Polizei anscheinend sitzt, offenbaren später die Worte des Nürnberger Polizeipräsidenten Johann Rast. «Es trifft uns hart», sagt er und ringt sichtlich um Fassung. Der Tod zeige, dass man als Polizist auf alle Eventualitäten vorbereitet sein müsse - um schließlich mit tränenerstickter Stimme hinzusetzen: «Wir werden unseren Kollegen nicht vergessen.»

In den von großer persönlicher Betroffenheit geprägten Rede bemüht sich derweil der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sichtlich um ein Bild der Entschlossenheit. Die tödlichen Schüsse auf den 32-Jahre alten SEK-Beamten seien ein «Angriff auf unsere Werte, den Rechtsstaat, uns alle». Sein Tod müsse Anlass sein, «gegen sogenannte Reichsbürger mit aller Konsequenz vorzugehen und ihnen sämtliche Waffen zu entziehen», macht der CSU-Politiker klar.

Vor der Lorenzkirche verfolgten derweil rund 200 Nürnberger den über Lautsprecher nach außen übertragenen Gottesdienst, den die evangelische Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern zusammen mit dem katholischen Polizeibischof Bernhard Haßlberger zelebrierte. In der Stadt selbst legten Polizeibeamte mit dem Beginn des Gottesdienstes um 15.00 Uhr eine Schweigeminute ein.

Der Aktion folgten Beamte in vielen anderen Teilen Deutschlands. In Berlin versammelten sich vor dem Polizeipräsidium am Platz der Luftbrücke Kollegen, Streifenwagen hielten an. Ihres bayerischen Kollegen gedachten zum selben Zeitpunkt etwa auch Polizisten in Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Thüringen. In der Polizeiinspektion Erfurt-Nord hielten Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und Innenminister Holger Poppenhäger (SPD) kurz inne.

Im mittelfränkischen Georgensgmünd bei Nürnberg hatte in der vorletzten Woche ein 49 Jahre alte «Reichsbürger» das Feuer auf die Polizisten eröffnet, als diese in sein Haus eingedrungen waren, um Waffen sicher zu stellen. Der 32 Jahre alte Beamter wurde dabei tödlich getroffen, drei weitere Polizisten wurden verletzt. Der mutmaßliche Schütze kam in Untersuchungshaft. Sogenannte Reichsbürger erkennen die Bundesrepublik Deutschland nicht als Staat an. Stattdessen behaupten sie, das Deutsche Reich bestehe bis heute fort.

dpa

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