Training mit Wildschweinen im Gehege Einmalig in Bayern: Saugatter für die Grundausbildung von Jagdhunden

Von Moritz Kircher
Erika Schneider ist mit ihrer 11 Monate alten Hündin Vanny am Zaun des Saugatters in Aufseß. Mit dem Zaun dazwischen lernen Hunde den ersten Kontakt zu Wildschweinen aufzunehmen. Foto: Moritz Kircher Foto: red

In der Nähe von Aufseß nahm am Sonntag ein Wildschweingatter für die Ausbildung von Jagdhunden den Betrieb auf. Es ist das erste seiner Art in Bayern. Jäger und Jagdhundeausbilder aus ganz Deutschland waren zur Eröffnung angereist. Praktisch für die Ausbildung der Jagdhunde. Aber wie geht es dabei den fünf Wildschweinen im Gatter? Die bekommen ihre festen Ruhezeiten.

 
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Vanny ist irritiert. Die elf Monate alte Hündin schaut immer wieder zu Frauchen auf. Mit ihren Augen scheint sie zu fragen: Was willst du eigentlich von mir? Unsicher tippelt Vanny umher. Erika Schneider steht mit ihrer Hündin am Zaun des neuen Schwarzwildgatters bei Aufseß. Hier sollen Jagdhunde den Umgang mit Wildschweinen lernen. Aber Vanny interessiert sich zuerst gar nicht für die fünf Borstenviecher auf der anderen Seite des Zaunes. Dann doch: Vanny starrt die Schweine an und bellt. Das größte Schwein der Gruppe – wohl der kastrierte Keiler – steht am Zaun und fixiert den Hund.

Feststellen, ob ein Hund geeignet ist

Solche Szenen können bei der Jagd in freier Wildbahn schon mal brenzlig werden. Vor allem dann, wenn der Hund noch nicht viel Erfahrung mit Wildschweinen hat. Rehe, Hasen und Füchse hauen ab, wenn ein Hund kommt. „Wildschweine sind manchmal mutig und angriffslustig“, sagt Karl-Ernst Brehmer. Er ist seit 2006 Gattermeister in einer ähnlichen Anlage im brandenburgischen Zehdenick. „Im Gatter können wir eine Grundausbildung mit dem Hund machen und sehen, ob er geeignet ist“, sagt Brehmer.

Das Wildschweingatter bei Aufseß ist das Erste seiner Art in Bayern. Deutschlandweit gibt es jetzt 15. Der Andrang bei der Eröffnung am Sonntag war groß. Jäger und Gattermeister aus ganz Deutschland waren gekommen, um sich die Anlage anzusehen und bei einer Vorführung dabei zu sein. Das Terminbuch von Gattermeister Georg Hostalka ist schon gut gefüllt. 150 Hundebesitzer haben bisher gebucht. 30 Euro kostet die Schulung im Gatter, die in vier Stufen abläuft. „Zuerst müssen die Hunde mit den Sauen vertraut werden“, sagt Hostalka. Dazu werden die Hunde an einer langen Leine an die Schweine herangeführt. Später dürfen sie von der Leine. Am Ende sollen die Hunde gelernt haben, die Wildschweine innerhalb von fünf Minuten aufzuspüren und dem Jäger durch Gebell anzuzeigen, wo die Tiere sind.

Jägerverein Bayreuth investiert 90.000 Euro in das Saugatter

Und wie steht es um das Wohl der Schweine, die bei den Übungen ständig von neuen, unerfahrenen Hunden bedrängt werden? „Man kann natürlich nicht so ohne weiteres ein Gatter aufmachen“, sagt Hostalka. „Das ist alles mit den Ministerien abgestimmt.“ Den Wildschweinen sollen feste Ruhezeiten eingeräumt werden.

Träger des Gatters ist der Jägerverein Bayreuth. Der Verein hat einen Großteil der 90.000 Euro für das Gatter aufgebracht. „Es läuft gut an“, sagt der Vereinsvorsitzende Adolf Reinel. Die Wildschweine leben seit November im Gatter und werden von den Gattermeistern gefüttert. So verlieren sie die Scheu und folgen – vom Futter angelockt – bereitwillig in die verschiedenen Bereiche des Gatters.

„Das Gute an so einem Gatter ist, dass ich sehen kann, wie die Wildschweine sich verhalten“, sagt Erika Schneider. Und wie der Hund reagiert. Mit dem ersten Kontakt zwischen Vanny und den Schweinen war die Jägerin aus Großhabersdorf bei Nürnberg zufrieden. Sie will auf jeden Fall wiederkommen und dann im Gatter an den Wildschweinen üben.

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