Träume und Vorurteile zerplatzen Ein Jahr nach Dorfpark-Schild: Jugend fühlt sich gehört, ein bisschen Enttäuschung bleibt

Von Heike Hampl
Jugendlichen, Stadtgarten, Altenplos am 08.07.2013. Foto: Ronald Wittek Foto: red

„Zutritt für Idioten und Dreckschweine verboten"  - Ein Jahr ist es her, dass Bürgermeister Hans Dötsch dieses Schild im Altenploser Dorfpark aufgehängt hat. Das löste eine Debatte über die Jugendarbeit in seiner Gemeinde aus. Ein Arbeitskreis überlegte gemeinsam mit den Jugendlichen, was es zu verbessern gibt. Nur wenige Ideen ließen sich umsetzen. Darüber sind die Jugendlichen enttäuscht. Doch sie sagen auch: "Man hat uns zugehört. Und endlich keine Vorurteile mehr gegen uns."

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ärger: "Für das, was uns damals versprochen wurde, ist es krass, wie wenig passiert ist", sagt Katharina Dörsch (14). Als im Dorfpark in Altenplos vor einem Jahr plötzlich ein Schild hing, das "Idioten und Dreckschweinen" den Zutritt verbot, fühlte sie sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Nicht sie hätten im Dorfpark randaliert, Auswärtige seien das gewesen, sagen Katharina und ihre Freunde. Von der Wortwahl des Bürgermeisters fühlten sie sich beleidigt. "Wenn ihr uns im Dorfpark nicht wollt, gebt uns einen Treffpunkt", forderten sie von der Gemeinde.

  • Jugendraum: Der Arbeitskreis, der sich um die Gemeinderätin Isabel Fischer (25) gebildet hat, wollte den Jugendlichen einen Jugendraum bieten. Für den Winter, mit Heizung und Kicker. Den Jugendraum gibt es bis heute nicht. "Wir hatten uns echt darauf gefreut", sagt André Böker (14). "Wir waren intensiv auf der Suche, hatten sogar eine Besichtigung. Aber es war nichts Geeignetes dabei", bedauert Isabel Fischer.  Entweder waren die Räume zu heruntergekommen oder die Eigentümer wollten sie nicht für diesen Zweck vermieten. "Wir haben uns damit abgefunden", sagt Ines Netsch, deren Mutter mit nach einem Raum gesucht hat.
  • Badestelle: Die Jugendlichen bekamen die lang ersehnte Badestelle am Main - sogar ein neues Beachvolleyballnetz dazu. "Wenn es warm ist, sind wir immer dort", sagt Ines. André sagt: "Mir würde es gefallen, wenn dort immer gemäht wäre und eine Leiter ins Wasser führen würde." Trotzdem: "Wir gehen lieber an den Main als ins Kreuzer", sagt Ines. Am Main zelten sie, machen Lagerfeuer. Dem Eigentümer der Wiese geben die Jugendlichen vorher immer Bescheid. "Da sind wir ungestört. Ein paar SMS am Wochenende, dann sind schnell mal zehn, fünfzehn Leute da", sagt Ines. Nur mit dem Beachvolleyball spielen hat es dieses Jahr noch nicht geklappt: Hochwasser flutete den Sportplatz.
  • Dorfpark: Die Gemeinde stellte eine größere Mülltonne auf. "Mit Müll und Randalierern im Park gibt es kein Problem mehr", sagt Ines. Außerdem spendierte die Gemeinde Laternen für 10000 Euro. "Die LED-Lichter sind echt dunkel. Von dem Geld hätten sie lieber den Pavilion renovieren sollen", sagt André. Die Freunde belassen es nicht beim Jammern. Wenn es klappt, schleifen sie zusammen mit der Altenploser Feuerwehr den Tisch im Pavillion ab. "Eigentlich könnten wir einen neuen gebrauchen", sagt Ines und rüttelt an dem wackeligen Tisch. Ein anderes Problem im Pavillon ist, dass es im Winter durchzieht. Eine günstige Lösung, Wände an den Pavillon zu bauen, hat die Gemeinde noch nicht gefunden.
  • Gutes: Trotz der Enttäuschung wegen des Jugendraums, sehen die Jugendlichen die Sache positiv: "Die Gemeinde hat uns zugehört. Und die Leute haben seitdem nicht mehr so viele Vorurteile über uns", sagt Katharina. Vorher hatte sie den Eindruck, die Erwachsenen halten sie und ihre Freunde für dauerbetrunkene Randalierer. André freut sich über die kleinen Dinge, die sich geändert haben: "Alles fängt mal klein an. Vielleicht hat die nächste Generation was davon."
  • Wünsche: Den Traum vom Jugendraum haben André, Ines, Katharina und Eric aufgegeben. Trotzdem haben sie noch Wünsche: "Ein Platz, auf dem wir Paintball und Softair spielen könnten, wäre cool sagt André. Zehn mal zwanzig Meter würden schon reichen. "Mit Holzwänden und Hindernissen", sagt er. "Ist vielleicht ein bisschen viel verlangt", meint Katharina dazu. Aber einen kleinen Skatepark würde sie gut finden.
  • Zukunft: Isabel Fischer will sich weiter für die Jugendlichen einsetzen. Aber sie ist im vergangenen Jahr realistisch geworden. "Ideen gibt es viele, aber es ist immer eine Frage der Realisierbarkeit." Sie will im Sommerferienprogramm mehr Angebote für ältere Jugendliche umsetzen.

Bilder