Dagegen schwang sich bei den Gießenern ein Spieler zum Matchwinner auf, der 35 Minuten lang mit fünf Punkten eine recht unauffällige Rolle gespielt hatte: US-Flügelspieler Bayron Blake erzielte von den 14 Punkten der Hessen nach dem 72:72-Zwischenstand in den letzten viereinhalb Minuten allein zehn.
„Wir haben den Ball nicht mehr bewegt, sondern Abschlüsse erzwungen, und auch nicht mehr gut verteidigt“, fasste Medi-Center bei Magentasport das ganz schwache letzte Viertel zusammen. „Als die Zuschauer ins Spiel kamen, haben wir auch nicht entsprechend hochgeschaltet.“
Auf der Gegenseite freute sich der Ex-Bayreuther Kyan Anderson, der zeitweise angeschlagen gewirkt hatte: „Ich habe Schmerzmittel genommen, denn ich wollte unbedingt wiederkommen. Im Moment spüre ich gar nichts, morgen wird man sich das noch mal anschauen.“ Entscheidend sei die Steigerung seines Teams in der Defensive gewesen: „Wir haben in der Pause darüber gesprochen, dass wir den Bayreuthern zu einfache Würfe gegeben haben. Als wir das besser gemacht haben und die Zuschauer da waren, sind wir ins Rollen gekommen.“
Einzelkritik (von Florian Kirchner)
Sacar Anim (8 Punkte / 16:00 Min. Einsatzzeit: Plus-Minus-Bilanz: 2): Der junge Amerikaner kam frühzeitig in die Partie und führte sich mit einem Ballgewinn und einem daraus resultierenden Korberfolg gut auf Bundesliganiveau ein; insgesamt einer der wenigen Lichtblicke in einer nach dem Seitenwechsel restlos enttäuschen Bayreuther Mannschaft (2/6 aus dem Feld, 4/5 Freiwürfe).
MARCUS THORNTON (13 / 25:05 / -20): Startete stark und erzielte die ersten fünf Medi-Punkte, verlor dann jedoch seine Zielsicherheit und verstrickte sich zuweilen in Einzelaktionen. Insgesamt diesmal weit von dem entfernt, was man sich von seiner Verpflichtung erhoffen darf. Ungewohnt „wackelig“ an der Freiwurflinie (5/11). 6/11 Würfe aus dem Feld, fünf 5 Assists, schlechtester Plus/Minus-Wert.
Kevin Wohlrath: Nicht eingesetzt.
Philip Jalalpoor (1 / 9:22 / -1): Bekam früh seine Einsatzchance und versäumte es dabei, für mehr Spielzeit zu werben; nach dem Seitenwechsel noch ein Kurzeinsatz (0/2 Würfe, je ein Rebound, Assist und Ballverlust).
Kay Bruhnke 0 / 7:00 / -6): Die an einer Schleimbeutelverletzung an Ferse laborierende Nachwuchshoffnung war keine gleichwertige Alternative zu Allen und verbuchte lediglich einen Rebound.
BASTIAN DORETH (0 /24:11 / -8): Der Medi-Kapitän konzentrierte sich auf seine Rolle als Ballschlepper, war offensiv ohne jeglichen „Punch“ (0/2 Würfe). Ärgerlich: Sein Ballverlust in der 32. Minute krönte die Gießener Aufholjagd mit dem Führungswechsel durch Alkins (69:68); auch danach mit ungewohnten Unkonzentriertheiten.
ANDREAS SEIFERTH (11 /23:04 / -13): Der Nationalcenter hatte im Kampf um die besseren Rebound-Positionen einige Nachteile gegenüber dem massigen Bryant und dem athletischen Fayne. Nach dem dritten Foul zu Beginn der zweiten Halbzeit lange auf der Bank, aber dennoch insgesamt die bessere Alternative im teaminternen Center-Vergleich mit Neuzugang Sajus. 5/8 aus dem Feld, fünf Rebounds.
Moritz Sanders: Nicht eingesetzt.
TERRY ALLEN (19 / 33:00 / -6): Der Ex-Hamburger feierte nach zuletzt eher durchwachsenen Auftritten in den Testspiele ein starkes Pflichtspieldebüt: Sammelte bis zur Pause bereits 14 Punkte, vier Rebounds sowie zwei Ballgewinne und war mit seinem Dreier die effektivste Waffe gegen die Gießener Zonenverteidigung. Nach dem Seitenwechsel von der Gießener Defensive deutlich besser betreut und lange nicht mehr so auffällig. Defensiv mit Problemen gegen die athletischen Gießener. 4/4 Zweier, 3/6 Dreier, vier Rebounds, höchste Effizienz im Team (+21).
Martynas Sajus (3 / 15:44 / 4): Fand schwer in sein erstes Bundesligaspiel hinein, zur Pause noch ohne Rebound und am Ende mit mageren Zählern (1/3 aus dem Feld, 1/3 Freiwürfe) und zwei Rebounds. Hält einem Vergleich mit Positionsvorgänger Dererk Pardon noch nicht Stand.
JANARI JOESAAR (9 / 30:45 / -8): Anfangs gelungener BBL-Einstand: Sammelte bereits vor dem Seitenwechsel unaufgeregt und solide neun Punkte sowie vier Rebounds. Nach der Pause nicht mehr zu finden, etwas „mehr Joesaar“ in den Bayreuther Offensivaktionen hätte dem Spiel vermutlich einen anderen Lauf geben können; bester Bayreuther Rebounder (7).
Cameron Wells (10 / 15:49 / -4): „Es wird von Tag zu Tag besser“, versprach Cameron Wells vor der Partie. Auf bekanntem Parkett, auf dem er zwischen 2014 und 2017 für Gießen spielte, zeigte er auch eine Leistungssteigerung gegenüber den Vorbereitungsspielen, aber noch mit viel „Luft nach oben“. Nach der Pause von Coach Korner nur noch sehr dosiert eingesetzt. 5/8 Würfe, drei Rebounds, drei Assists.
Statistik
Gießen 46ers: Omot (13 Punkte / 21:06 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: 7), Nawrocki (3 / 7:36 / 1), BLAKE (15 / 30:05 / 11), Kraushaar ( 0 / 14:47 / -5), ANDERSON (5 / 24:43 / 19), Begue (0 / 4:52 / 2), Uhlemann, Binapfl (0 / 1:56 / 5), ALKINS (13 / 26:27 / 9), KOCH (15 / 23:54 / -7), Fayne (12 / 25:22 / 19), BRYANT (10 / 19:12 / -1).
Feldwurfquote: 33/66 (50 Prozent), davon 7/29 Dreier (24 Prozent): Koch (3/7), Blake (2/7), Nawrocki (1/3), Alkins (1/3); Freiwürfe: 13/17 (76 Prozent); Rebounds: 23 defensiv, 13 offensiv (Bryant 5/2, Blake 7/0); Assists: 14; Effektivität: 95 (Blake 19, Omot 16, Fayne 15, Alkins 12, Bryant 12, Koch 11).
Medi Bayreuth, Feldwurfquote: 30/57 (53 Prozent), davon 5/16 Dreier (31 Prozent): Allen (3/6), Thornton (1/2), Joesaar (1/3); Freiwürfe: 9/18 (50 Prozent); Rebounds: 20 defensiv, 9 offensiv (Joesaar 4/3); Assists: 16 (Thornton 5); Effektivität: 74 (Allen 21, Joesaar 17, Thornton 11, Wells 11, Seiferth 10).
SR: Reiter, Kovacevic, Kattur.
Stationen: 11:8 (3.), 17:20 (8.), 28:24 (12.), 35:47 (Halbzeit), 45:51 (23.), 52:65 (28.), 69:68 (33.), 72:72 (35.), 86:74 (Ende).