Tipps für das sinnvolle Heizen und richtige Lüften – Ordentliche Dämmung bringt am meisten Einsparung Heizen: Das raten Experten

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Volle Pulle bringt nichts. Foto: Kai Remmers Foto: red

Nicht am Heizkörper drehen, weniger lüften und mehr heizen. Das empfehlen zwei Energieexperten für die kalte Zeit. Elektrische Heizgeräte sind vor allem Energiefresser.

 
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Die Region friert. Damit es drinnen schneller wohlig warm wird, dreht so manch einer sein Heizkörperthermostat volle Pulle auf. „Das ist unnütz“, sagt Christian Potzel, Kundendienstleiter der Firma Wiegel Gebäudetechnik in Kulmbach. „So überhitzt der Raum nur. Das Thermostatventil macht bei Stufe drei genauso weit auf, wie bei Stufe fünf. Man verbraucht unnötig Energie“, fährt Potzel fort. Bei Stufe fünf wird es im Raum also zwar durchaus wärmer als bei Stufe drei. Mit dem Thermostat am Anschlag wird’s deswegen aber nicht schneller warm.

Räume nicht auskühlen lassen

Der Bereichsleiter für Instandhaltung, Service und Wartung empfiehlt, grundsätzlich die Finger vom Thermostat zu lassen. Wer früh, bevor er auf die Arbeit geht, die Heizung nur auf Frostschutz stellt, handelt gemäß Potzel falsch. „Der Raum kühlt so nur aus.“ Sinnvoller sei es, die Temperatur in den Räumen konstant bei etwa 17 bis 20 Grad zu halten. Ein auf 3 eingestelltes Thermostat entspreche grob einer Raumtemperatur von 19 bis 21 Grad. Letztlich könne das aber von Thermostat zu Thermostat verschieden sein.

Richtig lüften

Potzel zufolge lüften viele Menschen nicht richtig. „Die meisten lüften zu oft und zu lange. Am schlimmsten ist es, wenn die Fenster ständig gekippt sind.“ Vom häufigen Stoßlüften hält der Energieexperte wenig. „Morgens kann man meinetwegen mal durchlüften. Aber tagsüber genügt es, wenn man zwei bis drei Mal das Fenster für zehn Minuten kippt. Das reicht für den Luftaustausch. Mehr Lüften ist nicht energieeffizient.“

Halbe Minute

Auch Klaus Bornschlegel, Architekt und Sachverständiger im Bereich Energie aus Kulmbach, vertritt die These, dass die meisten Leute eher zu viel als zu wenig lüften. In seinem etwa 16 Quadratmeter großen Büro steht ein Multifunktionsmessgerät, das unter anderem die Konzentration von Kohlendioxid anzeigt. Wird es im Raum zu stickig, reicht eine halbe Minute Lüften aus, um die Werte in den Normalbereich zu bringen. Die meisten Menschen lassen laut Bornschlegel das Fenster aber viel länger offen.

Heizen hilft gegen Schimmel

Ist Schimmel in der Wohnung, fehle es meistens nicht am Lüften, sondern am Heizen. „Das Problem sind in älteren, schlecht isolierten Gebäuden kalte Bauteile, zum Beispiel die Wände“, erläutert der Energieberater. Trifft darauf feuchte, warme Luft, die beispielsweise durchs Kochen entsteht, habe der Schimmel leichtes Spiel. Bornschlegel: „Um Energie zu sparen, machen viele als Erstes die Heizung im Bad aus und duschen dann bei hohen Temperaturen. Das ist ein Kardinalfehler.“

Anständige Dämmung

Für den Architekten ist das A und O eine ordentliche Dämmung. „Alle Häuser, die nach heutigen Standards gedämmt werden, kühlen nicht aus. Wenn ich heute ein Haus bauen würde, würde ich größten Wert auf die Dämmung legen“, sagt Bornschlegel. Ein Holzhaus sei ideal: „Da sind die Heizkosten von Haus aus so niedrig, dass man kaum etwas sparen kann.“

Energiesparen ist für ihn ein komplexes Thema. Auf welche Stufe ein Thermostat eingestellt werden sollte, lasse sich nicht pauschal beantworten, stimmt er mit Potzel überein: „Viele Thermostate funktionieren nicht richtig. Jeder muss selbst herausfinden, wo seine Wohlfühltemperatur liegt.“ Bornschlegel hält wenig davon, die Einstellung des Thermostats häufig zu verändern. „Natürlich habe ich grundsätzlich geringere Heizkosten, wenn ich die Heizung runterdrehe.“

Von drei auf zwei

Der Großteil der Menschen bevorzuge es aber, in für sie angenehm beheizten Wohnräumen zu leben – und zwar ohne Mantel und Handschuhe. „Mit einfachen Maßnahmen, wie den Thermostat von drei auf zwei zu stellen, erreiche ich in Sachen Energiesparen nicht viel.“ Wenn jemand an einem Wintertag mit zwei Grad Celsius Außentemperatur seine Heizung morgens um eine Stufe runterdrehe, helfe das nicht viel. „Kommt derjenige um 16 Uhr heim, wird sich an der Temperatur nicht viel getan haben“, sagt Bornschlegel. Grundsätzlich gelte: „Die bewohnten Räume dürfen nicht auskühlen. Sind Wände und Decken um die 20 Grad warm, kann die feuchte Luft in der Wohnung auch keinen Schimmel verursachen.“

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