Tigers messen sich mit Ligaspitze

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Topscorer der Steelers: Der Kanadier Matt McKnight erzielte in dieser DEL2-Saison schon sechs Treffer und gab neun Vorlagen für Spitzenreiter Bietigheim. Foto: Imago Foto: red

Zwei sehr schwere Aufgaben warten am Wochenende auf den EHC Bayreuth: Mit den viertplatzierten Lausitzer Füchsen stellt sich am Freitag (20 Uhr) die Überraschungsmannschaft der DEL2 im Tigerkäfig vor. Noch größer ist die Außenseiterrolle der Tigers bei den Bietigheim Steelers (Sonntag, 17 Uhr). Bei der Übermannschaft der Liga wäre alles andere als eine Niederlage eine kleine Sensation.

 
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In der vergangenen Saison schafften die Lausitzer Füchse erst in den Playdowns den Klassenerhalt – und bauten danach das Team um. Die wichtigste Verpflichtung war wohl Trainer Hannu Järvenpää. Der ehemalige NHL-Spieler (Winnipeg Jets) und finnische Nationalspieler (Silber bei der WM 1992) setzt auf moderne Trainingsmethoden, um seiner Wunschvorstellung – vom Kampf geprägtes Tempoeishockey – nahe zu kommen.

Der Erfolg gibt dem Finnen Recht: Trotz zahlreicher Verletzungsprobleme legte das Teams aus Weißwasser einen starken Saisonstart hin und ist aktuell mit 16 Punkten und 28:24 Toren Tabellenvierter. Prunkstück ist die in der Breite sehr gut aufgestellte Abwehr, die sich als sattelfest erweist.

Dazu tragen auch die jungen Torhüter mit starken Leistungen bei. Die meiste Einsatzzeit hatte bislang der Berliner Förderlizenzkeeper Maximilian Franzreb (20 Jahre). Stehen er oder sein Eisbären-Teamkollege Marvin Cüpper (22) nicht zur Verfügung, kommt Konstantin Kessler (20) zum Einsatz.

Glücksgriff Ranta

Im Sturm kann Trainer Järvenpää noch nicht mit der Chancenauswertung zufrieden sein. Bislang sorgt die Reihe mit Roope Ranta (7 Tore/ 6 Vorlagen), Thomas Götz (2/5) und Dennis Palka (4/2) für die meisten Scorerpunkte. Zudem kommt der Tscheche Jakub Svoboda (2/4) nach schwächerem Saisonstart immer besser in Fahrt.

Die größte Überraschung ist aber Ranta, der nur einen bis November befristeten Vertrag hat: Der schnelle finnische Stürmer der Marke „Schlitzohr“ stieß erst kurz vor Saisonbeginn als Nachverpflichtung für den Kanadier Jeff Hayes zum Kader – und schlug sofort ein.

Abwehrchef verletzt

Mittlerweile ist auch Hayes nach seiner schweren Gesichtsverletzung wieder ins Mannschaftstraining zurückgekehrt und gibt am Wochenende sein Debüt im Füchse-Trikot. Probleme wegen zu vieler Kontingentspieler hat Weißwasser aber dennoch nicht. Denn zum einen endete diese Woche der vierwöchige Vertrag des Finnen Taneli Maasalo (1/1), zum anderen folgte der nächste Verletzungsschock. Der amerikanische Abwehrchef Nick Bruneteau (1/3) fällt sechs Wochen aus. Ein herber Rückschlag – und das gerade nachdem die Füchse am zurückliegenden Wochenende erstmals in dieser Saison ohne Punkte geblieben sind.

Bietigheim eine Klasse für sich

Das ist den Bietigheim Steelers in dieser Saison noch nicht passiert. Im Gegenteil: Dem Bayreuther Sonntagsgegner fehlen nur zwei Punkte zur Optimalausbeute. Der Tabellenführer spielt aktuell in einer eigenen Liga. Es scheint, als könne er sich nur selbst schlagen. Gerade gilt das für die Auftritte im heimischen Stadion: Fünf Spiele, fünf Siege und dabei im Schnitt fünf Treffer lautet die tolle Bilanz.

Der große Vorteil der Bietigheimer: Die Spitzenmannschaft der Vorsaison blieb weitestgehend zusammen und wurde an den richtigen Stellen ergänzt. So haben die Neuzugänge Benjamin Zientek (5/5) und Max Lukes (1/3) den Ruf, zusammen mit Frederik Cabana (6/8) das schnellste Sturmtrio der Liga zu sein.

Angeführt von Topscorer Matt McKnight (6/9), haben in dieser Saison bereits acht Spieler zweistellige Scorerpunkte. Zum Vergleich: Beim EHC gelang das nur Ivan Kolozvary (2/9). Und es ist für die DEL2-Konkurrenten fast schon erschreckend, dass David Wrigley (5/8) noch nicht in der Topform der Vorsaison ist und der mit 104 Scorerpunkten beste Spieler der DEL2-Saison 2015/16, Justin Kelly, wegen einer Gehirnerschütterung noch keine Minute gespielt hat.

Beste Abwehr der Liga

Zudem setzt sich die Ausgeglichenheit im Steelers-Kader auch in der Abwehr fort. Angeführt vom routinierten Verteidigerpaar Dominic Auger (39 Jahre) und Adam Borzecki (38) sowie Torwart Sinisa Martinovic (35), ließ die Bietigheimer Defensive erst 14 Treffer zu – neun weniger als der SC Riessersee, der in dieser Statistik auf Rang zwei liegt. Auch der Ausfall von Andreas Schwarz konnte bislang ohne Probleme kompensiert werden.

Bayreuther Trainer ist selbstbewusst

Doch trotz der bisherigen Bietigheimer Dominanz gibt sich Bayreuths Trainer Sergej Waßmiller selbstbewusst: „Klar sind die Steelers ein Kaliber. Klar sind wir Außenseiter. Aber wir fahren dort hin, um zu punkten. Wir wollen jedes Spiel gewinnen, sonst brauchen wir ja gar nicht antreten.“ Wichtig sei es, in der Defensive besser und konzentrierter zu stehen, als zuletzt bei der 2:5-Heimniederlage gegen die Dresdner Eislöwen. „Es hat sich wieder gezeigt: In dieser Liga wird jeder Fehler sofort bestraft“, sagt Waßmiller. Diese gelte es abzustellen. Dazu steht dem Trainer am Wochenende wohl der komplette Kader zur Verfügung. Ob Förderlizenzspieler aus Nürnberg zum Team stoßen, entscheidet sich erst kurzfristig.

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