Tierschutzverein Strafverfahren gegen Ex-Vorstand eingestellt

Der von einem Notvorstand geleitete Tierschutzverein soll schon bald ein neu gewähltes Vorstandsteam erhalten, sagt Anette Kramme, die zusammen mit Patricia Fuß-Beschta den Verein seit Juli leitet . Foto: /Münch

Die Bayreuther Staatsanwaltschaft hat die Strafverfahren gegen das frühere Vorstandsteam des Tierschutzvereins um den Vorsitzenden Guido Zahn eingestellt. Die Anzeigen erstattet hatte das Vorstandsteam um Vorsitzende Karin Stanzel, das im November 2019 neu gewählt worden war.

 
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Bayreuth - Die Erleichterung ist groß bei Guido Zahn, obwohl er nichts anderes erwartet habe, wie er beteuert: Die Staatsanwaltschaft Bayreuth hat das Ermittlungsverfahren wegen Untreue gegen den ehemaligen Vorsitzenden des Bayreuther Tierschutzvereins eingestellt. Man habe weder Zahn noch anderen ehemaligen Mitgliedern des Vorstandes ein strafbares Verhalten nachweisen können, sagte Leitender Oberstaatsanwalt Martin Dippold im Kurier-Gespräch.

„Alle Verfahren gegen uns sind eingestellt worden“, sagt Zahn, der von 2013 bis 2019 den Tierschutzverein als Vorsitzender leitet. Insgesamt hätten das nachfolgende Vorstandsteam um die Vorsitzende Karin Stanzel sechs Anzeigen gegen sein Vorstandsteam erstattet und damit sechs Verfahren in Gang gesetzt. Jetzt habe er es schriftlich von der Staatsanwaltschaft, dass weder er noch die weiteren Vorstandsmitglieder sich etwas vorzuwerfen hätten. „Die Verfahren gegen uns sind, wie ich es erwartet habe, eingestellt worden“, betont Zahn.

In einem Schreiben im März 2021 hatte der Vorstand des Tierschutzvereins die Mitglieder darüber informiert, dass man gegen den ehemaligen geschäftsführenden Vorstand als auch gegen die Revisorinnen Strafanzeige erhoben habe. In mehreren Fällen sei gegen die Satzung und die Geschäftsordnung des Tierschutzvereins verstoßen worden. Die involvierten Personen seien mittlerweile vom Verein ausgeschlossen worden. Dem Tierschutzverein sei ein erheblicher Schaden entstanden. In einem Schreiben des beauftragten Rechtsanwaltes, das der Info an die Mitglieder beigelegt war, ist die Rede von hohen Architektenkosten, von Tankrechnungen und Leasingkosten,von Ausgaben für Getränke und Speisen und von Belegen, die nicht dem Verein zugeordnet werden können. „Hätte der Vorstand auch nur einmal versucht, mit uns darüber zu reden, dann hätte man sich das alles sparen können“, sagt Zahn, der das Verhalten der Vorsitzenden und des Schatzmeisters Oliver Pichl als „sehr befremdlich“ bezeichnet. Eine Anfrage bei der im Juli zurückgetretenen Vorsitzenden Karin Stanzel zur Einstellung der Verfahren blieb erfolglos. Sie habe mit dem Kapitel Tierschutzverein abgeschlossen, sagte ihr Mann am Telefon. Für Zahn ist die Angelegenheit mit der Einstellung der Verfahren jedoch noch nicht beendet. Man werde prüfen, sagt er, ob man Schadensersatzansprüche wegen Rufschädigung geltend mache.

Jetzt gelte es das Image des Tierschutzvereins und damit auch des Tierheimes wieder herzustellen, sagt Zahn. Das Tierheim solle wieder geöffnet werden und als Begegnungsstätte dienen, wie es vor 2019 gehandhabt worden sei. Wichtig sei auch eine baldige Neuwahl. Man stehe mit Anette Kramme und Patricia Fuß-Beschta, die im Juli nach dem Rücktritt des Vorstandes vom Registergericht als Notvorstand eingesetzt worden sind, in gutem Kontakt. Er könne sich, sagt Zahn, vorstellen, als Bewerber für den zweiten Vorsitz zu kandidieren. Darüber, wer sich als Vorsitzender zur Verfügung stellt, werde noch beraten.

Notvorstand Anette Kramme und Patricia Fuß-Beschta teilten in einer schriftlichen Stellungnahme mit, dass sie erfreut seien darüber, dass die Vorwürfe gegen die Mitglieder des damaligen Vorstandes aus dem Weg geräumt seien. Solche Dinge würden immer auch den Verein als solchen belasten und sich negativ auf Mitgliederzahlen und Spendenaufkommen auswirken. Es sei deshalb erforderlich, dass aus diesen Vorgängen Schlussfolgerungen gezogen würden. „Wir möchten, dass der Tierschutzverein künftig eine klar umrissene Finanzordnung hat und mehr Transparenz gegenüber den Mitgliedern besteht. Durch die Finanzordnung würde klar geregelt, in welchem Rahmen der Vorsitz Ausgaben tätigen kann, wann der Vorstand in seiner Gesamtheit entscheidet und wann die Mitgliederversammlung. Es geht aber auch darum, Spendern die Sicherheit zu geben, dass ihre Gelder auftragsgemäß bei den Tieren ankommen. Hier denken wir über ein Testat der ordnungsgemäßen Verwendung der Spendengelder nach“, schreiben die beiden in ihrer Stellungnahme weiter. Derzeit würden sie den Prozess des Neuanfangs organisieren. Idee sei, dass alle Gruppierungen des Tierschutzvereins in die Arbeit des neuen Vorstands eingebunden würden. Das Tierheim müsse als offenes Haus geführt werden. Die Neuwahlen würden unverzüglich durchgeführt - in Abhängigkeit von den Gegebenheit der Pandemie.

Drei aufregende Jahre:

Es war im November 2019, als das amtierende Vorstandsteam des Tierschutzvereins um den Vorsitzenden Guido Zahn eine böse Überraschung erlebte. Bei der Mitgliederversammlung, genauer beim Punkt Neuwahl, stellte sich unerwartet ein zweites, von Karin Stanzel angeführtes Team zur Wahl. Und gewann völlig überraschend gegen das Team Zahn mit 65,1 Prozent der abgegebenen Stimmen.

Neues Team, neuer Wind? Der neue Vorstand nahm nicht nur seine Arbeit zum Wohle der Tiere auf. Er beseitigte auch Anhängerinnen und Anhänger des vorherigen Teams und die Teammitgliedergleich mit. Ex-Vorsitzender Zahn und zahlreiche weitere Mitglieder wurden aus dem Verein ausgeschlossen. Sie klagten erfolgreich dagegen. Und gingen im Verborgenen in die Offensive.

Im März 2021 erzwingen 61 Mitglieder eine außerordentliche Mitgliederversammlung. Einziger Tagesordnungspunkt: Die Wahl des Vorstandes. Bei der postalischen Abstimmung im April votiert eine Mehrheit der teilnehmenden Mitglieder für die Abberufung des amtierenden Vorstandes. Zur Neuwahl des Vorstandes kommt es nicht mehr. Anfang Juli erklärt das kommissarisch amtierende Vorstandsteam um die Vorsitzende Karin Stanzel seinen Rücktritt. Angeblich sind alle auch aus dem Tierschutzverein ausgetreten.

Ende Juli bestimmt das Registergericht Anette Kramme und Patricia Fuß-Beschta als Notvorstand.

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