Alle diese Vorwürfe wiesen die Jäger natürlich immer weit von sich. Allerdings konnten sie in den Augen der Richter vom Europäischen Gerichtshof nicht ausreichend beweisen, dass die Leimrutenjagd den Voraussetzungen der EU-Vogelschutzrichtlinie entspreche. So befand das EU-Gericht etwa, dass es sehr wahrscheinlich sei, dass die gefangenen Vögel irreparable Schäden erlitten, selbst wenn ihr Gefieder anschließend von dem klebrigen Leim gereinigt werde.
Die Jäger pochen auf ihre Traditionen
Für Jäger-Präsident Willy Schraen sind das aber alles nur juristische Vorwände, um eine politische Entscheidung durchzudrücken. In seinen Augen geht es bei der Leimrutenjagd um mehr, als nur das Freizeitvergnügen einiger Franzosen, sondern um ein jahrhundertealtes Kulturgut, das es zu schützen gelte. Auf der Internet-Seite „Chasse Passion“ (Jagdleidenschaft) wird er zitiert: „Lasst diesen Leuten ihre Traditionen, sie jagen nur winzige Mengen, ohne die Art zu beeinträchtigen.“ Mit einiger Empörung wird in „Chasse Passion“ dann ein Tweet der französischen Umweltministerin Barbara Pompili zitiert, die das Urteil als wichtigen Schritt für den Tierschutz und in Richtung Erhalt der Artenvielfalt sieht.
Die Umweltschützer sind sehr zufrieden
Die französischen Umweltschützer interpretieren das Urteil als Motivation, sich mit noch mehr Energie für ihre Sache einzusetzen. „Es ist eine echte Erleichterung nach dem Kampf, den wir geführt haben, aber es ist vor allem eine Erleichterung für die Vögel, auch für die bereits geschützten“, unterstrich der Präsident der Liga für den Schutz der Vögel (LPO), Allain Bougrain-Dubourg. Und Murielle Arnal, Präsidentin des Vereins One Voice, kommentierte zufrieden: „Diese Entscheidung bestärkt uns in unserem Kampf gegen alle traditionellen Jagden.“ Es ist also zu erwarten, dass sich der passionierte Jäger Willy Schraen in Zukunft weiter aufregen muss.