Tierschützer laufen gegen Notfallzulassung für Giftköder Sturm Aufregung um Giftköder gegen Feldmäuse

Von Peter Engelbrecht
Feldmäuse werden bei starkem Befall bundesweit mit Giftködern bekämpft. Foto: Peter Steffen/dpa/Archiv Foto: red

Eine "Notfallzulassung" für das Auslegen von Giftködern gegen Feldmäuse auf landwirtschaftlichen Flächen sorgt bei Vogel- und Tierschützern für Aufregung. Mit den Ködern soll die Zahl der Feldmäuse eingedämmt werden, da Bauern um ihre Ernte fürchten. Die Zulassungsbehörde sieht allerdings kein Risiko. 

 
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Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) kritisierte das Auslegen der  Giftköder. Der darin enthaltene, seit 2007 in der EU verbotene Wirkstoff Chlorphacinon gefährde auch Greifvögel, Eulen und bedrohte Arten wie den Feldhamster, warnte der LBV jüngst. Der Verband forderte das Landwirtschaftsministerium in München auf, die vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Berlin erteilte befristete Zulassung für spezielle Giftköder auszusetzen.

Das Agrarministerium sieht dafür jedoch dafür keine Notwendigkeit.  Ein Sprecher verwies darauf, dass das Auslegen der Köder befristet und unter strengen Auflagen zugelassen sei. „Ziel ist, eine Gefährdung von Beutegreifern wie Wildkatze, Fischotter, Kornweihe, Rotmilan, Schleiereule oder Uhu zu vermeiden.“

Notzulassung für Feldmausköder

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit  wies darauf hin, dass bei "Massenvermehrungen" von Feldmäusen die regulär zugelassenen Pflanzenschutzmittel nicht mehr ausreichen. Die Behörde  hatte deshalb von September bis Dezember 2015 eine sogenannte Notfallzulassung für das Mittel "Ratron Feldmausköder" erteilt. "Die Anwendung stellt für Haustiere praktisch kein und für Wildtiere nur ein geringes Risiko dar", sagte Pressesprecherin Nina Bansbach. Die Anwendung dürfe nur auf Flächen erfolgen, auf denen ein sehr starker Befall nachgewiesen worden sei. Der Köder dürfe nicht in Häufchen und auf kahlem Boden, sondern nur auf bewachsenen Flächen ausgebracht werden. Dort seien die Köderteile für Vögel schlecht erreichbar. Unter diesen Bedingungen stelle der Giftköder für Haustiere "praktisch kein Risiko dar", versicherte Bansbach. Für einen Hund oder eine Katze, die "einige Köderteilchen" aufnehmen, bestehe keine Vergiftungsgefahr. Auch das Risko indirekter Vergiftungen durch das Fressen einer getöteten Maus sei "vergleichsweise gering". "Eine vergiftete Maus oder auch mehrere seien für einen Hund oder eine Katze noch nicht gefährlich", betonte die Sprecherin. 

Warnung in Hundeforen

Der Bauernverband in Bayreuth sieht das genauso. Der Giftköder werde normalerweise unterirdisch ausgebracht, sagte Geschäftsführer Harald Köppel. Mäuse, die das Gift aufgenommen haben, würden sich in ihren Bau zurückziehen, wären damit für Haustiere nicht erreichbar. Bislang gebe es im Landkreis keine Rückmeldungen auf verstärkten Feldmaus-Befall. Die entsprechenden Anträge für das Ausbringen des Giftes im Landkreis müssen beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bayreuth gestellt werden. Bei der Behörde war bislang nur ein entsprechender Antrag eingegangen, hieß es auf Nachfrage.

Hundebesitzer sehen das kritischer. In einem Hundeforum im Internet war bereits vor vergifteten Hunden gewarnt worden. Die Vorsitzende des Deutschen Retriverclubs, Bezirksgruppe Oberfranken, Ulrike Misner aus  Seybothenreuth, warnte ebenfalls vor dem Mäusegift Chlorphacinon und einer möglichen Gefahr für Haustiere.  "Durch die Aufnahme des Giftes wird die Blutgerinnung gehemmt, die Tiere verbluten innerlich", warnte Misner. Die Wirkung trete erst einige Tage nach Aufnahme des Giftes ein.  

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