US-Präsident Joe Biden mit seinem Hund auf den Stufen vor dem Weißen Haus.
Das Problem ist kein Einzelfall. In Deutschland müssen sich die Behörden ebenfalls immer wieder mit aggressiven Schäferhunden oder entsprechenden Mischlingen beschäftigen. Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen führt seit vielen Jahren Statistik über solche Vorfälle. Schäferhunde werden dort als auffällig beschrieben. Im Jahr 2022 wurden in dem Bundesland insgesamt 907 Beißvorfälle mit Verletzungen von Menschen registriert. "Der Schäferhund war mit insgesamt 122 Vorfällen rassespezifisch am auffälligsten", heißt es in dem jüngsten Jahresbericht.
Ullrich-Kornadt verweist hier darauf, dass die Deutschen Schäferhunde sowie Schäferhund-Mixe den größten Anteil in der Gruppe der großen Hunde hätten. In die Beißstatistik würden teilweise auch andere Schäferhund-Rassen eingehen, sagt sie. Die Vereinssprecherin verweist darauf, dass die Hunde auf jeden Fall ausgebildet werden müssten. Denn dann würden die Tiere weniger Beißunfälle verursachen.
Die Rasse ist anfällig für bestimmte Krankheiten
Unabhängig davon gibt es bis heute viele Fans der Rasse. Der Schäferhundverein vergleicht seine Zentrale in Augsburg mit einem mittelständischen Betrieb, wo sich die etwa 40 Beschäftigten um die bundesweit rund 1800 Ortsgruppen mit mehr als 50 000 Mitgliedern kümmern. In der Weltunion der Schäferhundvereine seien sogar mehr als eine halbe Million Mitglieder vertreten.
Der Schäferhund führt auch immer noch vor dem Dackel die Welpenstatistik des Verbandes für das Deutsche Hundewesen an. Wenngleich die Zahl der Jungtiere sich zwischen 2008 und 2022 auf rund 8400 fast halbiert hat, während die Dackelzahl mit zumeist in etwa um die 6000 Welpen pro Jahr weitgehend stabil bleibt. Der Schäferhundverein vermutet, dass der Rückgang auf einen deutlichen Anstieg der Haltungskosten zurückzuführen sein könnte. Die Gebühren beim Tierarzt seien gestiegen, ebenso die Hundesteuer.
Gerade die Tierarztkosten können bei Schäferhunden erheblich sein, weil die Rasse nach Angaben von Veterinären anfällig für bestimmte Krankheiten ist. Den Deutschen Schäferhunden sei eine derart stark abfallende Rückenlinie und Hüfte angezüchtet worden, dass einige Tiere kaum noch normal laufen könnten, kritisiert auch die Verhaltensbiologin Sabrina Karl von der Tierschutz-Stiftung Vier Pfoten. Verschiedene Probleme seien die Folge. "Die Hunde leiden zum Teil extrem und ein Leben ohne permanente Schmerzen ist für sie nicht möglich."
Es sei mittlerweile bei vielen Rassehunden üblich, dass die Tiere zum Wohlgefallen des Menschen gezüchtet würden und dadurch unter Schmerzen und Strapazen litten, sagt Karl. Die Tierschützer verlangen ein Umdenken und ein Gegensteuern der Züchter. Bei der Zucht solle zuerst auf die Gesundheit der Tiere gesetzt werden und nicht auf das Aussehen.
Der Schäferhundverein betont, dass es innerhalb der Organisation bereits seit 1966 ein Verfahren gibt, um Hunde auf die sogenannte Hüftgelenksdysplasie (HD) zu testen. Dadurch habe der Anteil von Deutschen Schäferhunden mit mittlerer und schwerer HD von anfangs 27 auf heute 2 Prozent "drastisch verringert" werden können.