Tiere aus der Ukraine Zwischenstation im Tierheim

Auf dem Weg der Besserung: Der Dalmatiner Knight kam mit einer schweren Erkrankung in Bayreuth an und musste operiert werden. Tierheim-Mitarbeiter Max Göpel und seine Kolleginnen kümmern sich um seine Genesung Foto: Gunter Becker

Seit dem kriegerischen Überfall der Ukraine durch russische Truppen verlassen immer mehr Menschen ihre Heimat. Wer mit seinem Haustier in Bayreuth ankommt, kann es vorübergehend zur Betreuung im Tierheim abgeben.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Sie haben einen langen Weg hinter sich: Drei Hunde und eine Katze, die mit ihren Besitzern aus der Ukraine nach Bayreuth gekommen sind, werden derzeit im Tierheim betreut. „Die Besitzer kümmern sich rührend um ihre Tiere“, sagt Mitarbeiter Max Göpel. Sie kommen fast täglich mit dem Bus oder zu Fuß, um bei ihren Tieren zu sein, um sie auszuführen oder mit der Katze zu kuscheln. Solange, bis sie die Tiere wieder zu sich nehmen können, weil sie eine eigene Wohnung erhalten oder in die Ukraine zurückkehren.

Netzwerk geknüpft

Als die ersten Menschen vor dem Krieg in ihrer Heimat in den sicheren Westen flüchteten, begann man im Tierheim, ein Pflegestellennetzwerk zu knüpfen, sagt Göpel. In den sozialen Netzwerken im Internet riefen die Mitarbeiter des Tierheimes Tierfreunde dazu auf, Pflegestellen zu melden, die vorübergehend Tiere aufnehmen wollen und können. „Wir waren besorgt, dass es zu einer Flut von Tieren kommen könne, die von ihren aus der Ukraine geflüchteten Besitzern bei uns abgegeben werden“, sagt Göpel. Die Rückmeldungen für Betreuungsmöglichkeiten kamen zahlreich, doch der Andrang blieb aus. Seit Beginn des Angriffskrieges in der Ukraine betreute das Tierheim insgesamt acht Hunde und vier Katzen. Ein Hund ist noch immer bei einer Pflegestelle untergebracht. Der erste Hund, erinnert sich Göpel, wurde im März abgegeben. „In der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete aus der Ukraine in der Dreifachturnhalle sind keine Tiere erlaubt. Kommen Menschen mit Hunden oder Katzen dort an, werden wir verständigt und holen die Tiere ab.“

Hund muss operiert werden

Im Tierheim werden die vierbeinigen Gäste in der Quarantänestation untergebracht, bis sie geimpft und gechippt sind. Die Kosten übernimmt der Tierschutzverein. Auch die für den Dalmatiner Knight, der in einem gesundheitlich schlechten Zustand abgegeben wurde. Der achtjährige Rüde musste wegen Blasensteinen operiert, seine Blutwerte müssen noch immer überwacht werden. Rund 1500 Euro musste der Verein für die Gesundung aufbringen. Hinzu kommen Kosten für ein spezielles Futter. „Wir stellen niemandem die Kosten in Rechnung. Wie denn auch. Die meisten Geflüchteten haben doch selbst kaum genug zum leben“, sagt Göpel. Vier Hunde sind hingegen wieder von ihren Besitzern abgeholt worden, weil sie eine Wohnung erhalten haben oder in einer privaten Unterkunft unterkamen, wo sie ihre Hunde halten dürfen. In der Regel handele es sich um kleine Hunde. Dalmatiner Knight sei eher die Ausnahme.

Corona-Hunde

Insgesamt betreut das Tierheim im Moment 20 Hunde, sagt Göpel. Darunter mehrere Hunde, die zwischen einem und zwei Jahre alt sind. Die Zahl der in den vergangenen Monaten abgegebenen oder aufgegriffenen Hunde sei deutlich gestiegen. Seit Mitte Mai 2021 und noch mal besonders seit Beginn dieses Jahres sei die Zahl gestiegen. Corona-Hunde. Also Tiere, die während der Pandemie angeschafft wurden und nun wieder abgegeben werden.

Sprunghaft gestiegen

Dass sich in den Jahren 2020 und 2021 mehr Menschen in Bayreuth Hunde zugelegt haben, belegen auch die Zahlen aus dem Rathaus. Im Jahr 2020 habe die Zahl der neu angemeldeten Hunde mit insgesamt 294 Tieren einen deutlichen Sprung nach oben im Vergleich zu den Jahren 2019 mit 251 Neuanmeldungen und 2018 mit 231 neu angemeldeten Hunden gemacht, teilt Joachim Oppold, Pressesprecher der Stadt, auf Kurier-Anfrage mit.

Der Trend habe sich auch zu Beginn des Jahres 2021 fortgesetzt. Allein in den ersten sechs Wochen seien weitere 61 neu angemeldete Tiere hinzugekommen. Mitte Mai des Jahres 2021 belief sich der Gesamtbestand der angemeldeten Hunde im Stadtgebiet auf 2.618, zum Jahresbeginn waren es noch 2.428. Oppold: „Während der Corona-Pandemie ist in Bayreuth ein Trend zu steigenden Zahlen bei den angemeldeten Hunden zu verzeichnen gewesen. Dies gilt vor allem für die beiden Pandemiejahre 2020 und 2021 mit ihren Lockdowns und Kontaktbeschränkungen.“

Es sind jedoch weniger die Hunde, um die sich Göpel sorgt. Als vielmehr die hohe Zahl an Kaninchen und Meerschweinchen. Auch das allesamt Tiere, die nach Meinung Göpels während des Lockdowns angeschafft und nun entsorgt wurden.

Interessenten für die Tiere sind herzlich willkommen. Aber die hohe Zahl an Kleintieren im Tierheim beweise, was Göpel sehr bedauert: „Es gibt zur Zeit überhaupt keine Nachfrage.

Autor

Bilder