Thomas Hacker würdigt Hildegard Hamm-Brücher "Ihre Handschrift ist immer noch da"

Von Elmar Schatz
Mit 95 Jahen gestorben: Hildegard Hamm-Brücher. Foto: Peter Kneffel/dpa Foto: red

Über die verstorbene Hildegard Hamm-Brücher, die lange für die FDP in hohen Ämtern tätig war, hat der Kurier mit Thomas Hacker (Bayreuth), dem Präsidenten der Thomas-Dehler-Stiftung, gesprochen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Herr Hacker, Hildegard Hamm-Brücher war eine sozial-liberale, freie demokratische Politikerin, würde sie heute noch in die Politik und die politische Landschaft passen?

Thomas Hacker: Ich habe immer ein bisschen Probleme mit dem Bindestrich-Liberalismus, weil  es in jeder Politik-Frage eine liberale Lösung gibt. Hildegard Hamm-Brücher war vor allem Bildungspolitikerin, auch Außenpolitikerin. Die liberale Handschrift, die sie hatte, ist immer noch da in der FDP. Weiteres Thema war ja im Sinne der Bürgerrechte ihr Einsatz gegen die Bekenntnisschule, wo sie maßgeblich beim Bürgerbegehren in Bayern dafür gesorgt hat, dass katholische und evangelische Kinder zusammen den Unterricht besuchen dürfen. Sie stand zu ihren Überzeugungen, gerade aus ihrem beeindruckenden Lebenslauf heraus, mit ihrer Nähe zur Weißen Rose. Das hat sie zu einer herausragenden Persönlichkeit der Nachkriegsgeschichte in Deutschland gemacht. Ich habe mehrfach persönlich mit ihr gesprochen, auch ob der Austritt aus den Freien Demokraten tatsächlich notwendig war. Die Annäherung, die wir uns gewünscht hätten, hat sie durch die regelmäßigen Kontakte  gezeigt, aber leider konnte sie den letzten Schritt, wieder in die FDP einzutreten, nicht vollziehen.

Es ist oft diskutiert worden, dass ihr Mann bei der CSU gewesen ist, das sprach doch für ihre große liberale und tolerante Haltung?

Hacker: Die Toleranz gehört bei überzeugten Liberalen ganz einfach dazu. Dass man in der Sache hart streitet, aber dass man im Ton, im Umgang, den anderen wertschätzt, den anderen nicht nur toleriert, sondern auch tatsächlich so akzeptiert mit seinen unterschiedlichen Auffassungen. Das hat sie natürlich auch dabei gezeigt, wenngleich im Landtag zur damaligen Zeit der Ton nicht immer sehr konziliant war.

Aus Ihren Worten spricht, dass Sie ihr hohe Wertschätzung entgegenbringen?

Hacker: Hildegard Hamm-Brücher ist eine Persönlichkeit, die in ihrem Leben gezeigt hat, was es heißt,  Haltung zu bewahren, was es auch heißt, die Freiheit zu lieben, und das in ganz unterschiedlichen Politikbereichen, als Stadträtin in München, als Landtagsabgeordnete, als Bundestagsabgeordnete; sie war ja in allen politischen Bereichen präsent und hat sich überall auch durchgesetzt.

Bilder