Thema Stromtrasse: Nichts ist alternativlos

Von Moritz Kircher

Nun haben die Trassengegner ihr Gutachten gegen die Gleichstrompassage Süd-Ost. Und wie zu erwarten war, steht darin: Es geht theoretisch ohne die umstrittene Leitung. Das ist nichts Neues. Aber es zeigt klar, dass der Trassenbau eine politische Entscheidung ist.

 
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Das Gutachten will mehrere Alternativen aufzeigen, wie die Trasse durch Oberfranken und die Oberpfalz vermieden werden kann. Sicher, es hat seine Schwächen. Eine davon ist der Vorschlag, mit 3000 neuen Windrädern in Bayern den erwarteten Zubau von Anlagen in Nord- und Ostsee entbehrlich zu machen. Denn wenn in Bayern statistisch gesehen halb so viel Wind weht wie an der Küste, lässt sich das bei Flauten auf dem Festland nicht mit doppelt so vielen Windrädern ausgleichen.

Das Gutachten hat aber auch gute Ansätze. Der schlüssigste Vorschlag: Überall dort, wo durch die Energiewende Engpässe im Stromnetz entstehen, könnten neue Gaskraftwerke Abhilfe schaffen. Das hätte noch einen praktischen Nebeneffekt. Wenn die Technik künftig so weit ist, dass überschüssiger Wind- und Sonnenstrom effizient in ein brennbares Gas umgewandelt werden kann, kann dieses in den neu errichteten Kraftwerken bei Bedarf wieder verstromt werden.

2022 werden die Lichter nicht ausgehen

Kritiker dieser Idee behaupten, dass die Power-to-Gas genannte Technik wohl erst in 30 oder 40 Jahren marktreif sein wird. Woher diese Zahl stammt, kann niemand so genau sagen. Sie soll nur als Argument herhalten, die ganze Sache auf die lange Bank zu schieben.

Dabei hat doch der von heute auf morgen beschlossene Atomausstieg gezeigt, dass Zeitdruck neuen Ideen noch nie geschadet hat. Denn zwei Dinge sind Fakt. Erstens: Im Jahr 2022 wird das letzte Kernkraftwerk in Deutschland vom Netz gehen. Zweitens: Im Jahr 2022 werden die Lichter deswegen nicht ausgehen. Es wird eine Lösung geben, weil es eine geben muss. Warum also nicht auch bei den Stromspeichern?

Die Energiewende funktioniert nicht ohne einen Umbau des Stromnetzes. Aber: Nichts ist alternativlos. Das belegt das Gutachten. Bisher hatten sich einige Politiker im Lager der Trassengegner allzu gemütlich eingerichtet. Schluss damit: Statt Amprion, Tennet und Co nach vorne zu schicken, müssen sie den enttäuschten Bürgern endlich selbst erklären, warum sie es mit Trassen machen wollen und nicht anders.