Zum Artikel „Mehr grüner Strom als der Landkreis verbraucht“, Kurier vom 7./8. September.
In dem Artikel geht es darum, dass viele Gemeinden schon mehr EE-Strom (Erneuerbare Energien) erzeugen, als sie verbrauchen, manche mehr, manche weniger. Damit entsteht der Eindruck, wir wären schon fast bei der Selbstversorgung oder zumindest davon nicht mehr weit entfernt. Leider vernebelt das unsere wirkliche Versorgungssituation.
Einerseits fehlt die Langzeitspeicherung noch völlig. Wir sind also noch nicht in der Lage, zwischen Winter und Sommer, zwischen Dunkelflaute und Überproduktion auszugleichen. Damit sind wir in Zeiten mangelnder EE-Erzeugung noch zwingend auf die Unterstützung durch fossile Kraftwerke angewiesen.
Andererseits bezieht sich diese Betrachtung nur auf den Strom. Doch unsere Gesellschaft verbraucht ja auch noch andere Energie, und zwar nicht zu knapp. Es wird einfach übersehen, dass wir außerhalb des Stroms noch viermal so viel Energie verbrauchen. Und dort ist der EE-Anteil noch marginal. Bezieht man die Nutzung der EE auf unseren gesamten Energieverbrauch – also nicht nur auf den Strom – so beträgt deren Anteil nur 14 Prozent – Wind und Fotovoltaik machen davon nur sechs Prozent aus.
Was sagen uns diese Zahlen? Bezüglich der Energiewende – also einer kohlendioxid-freien Energieerzeugung – sind wir noch ganz am Anfang. Die wesentlichen Hürden stehen noch vor uns, nämlich das Mobilisieren ausreichender Flächen, eine Lösung für das Speicherproblem und die Einführung des chemischen Energieträgers Wasserstoff.
Artikel wie der genannte, die die Selbstversorgung bereits als dicht bevorstehend suggerieren, vernebeln den Blick auf diese Realität. Leider lassen sich offenbar auch viele unsere Politiker davon umnebeln, wenn sie den Ausbau der EE heute schon ausbremsen mit Regelungen wie 10 H, Ausschreibungsverfahren, Ausbaudeckelung, und so weiter. Die Wahrheit ist: Mit der Energiewende sind wir noch ganz am Anfang und müssten eigentlich voll aufs Gas treten, anstatt jetzt schon auf der Bremse zu stehen.
