Man könnte dem Kurier zugutehalten, dass er auch die Leser zu Wort kommen lässt, deren politische Ansichten sich nicht nur gradweise, sondern geradezu fundamental von den Ansichten der meisten anderen Leser unterscheiden. Allerdings auch im Hinblick auf die politische Linie der Mainstream-Presse. Ist dem so? Leser Hans Gruber setzt in seiner Antwort auf den Leserbrief von Thea Stark vom 4. September recht freundlich an: „Liebe Frau Stark, ich teile Ihre Werte ...“ Tut er das tatsächlich? Er schreibt: „Es ist geradezu unglaublich, wie Diffamierung und Ausgrenzung salonfähig geworden sind.“ In der Tat. Und wer ist das, der diffamiert und ausgrenzt? Die Presse etwa oder Kirchenvertreter, die alle jene, die für den Erhalt ihrer Heimat, ihrer Sprache, ihrer Kultur und Religion kämpfen, als Populisten, Rassisten und als Nazis beschimpft? Nein, Hans Gruber scheint davon nichts zu wissen. Stattdessen schreibt er: Da ist von einem „Jagen der Kanzlerin“ die Rede, vom „Entsorgen“ einer Politikerin in Anatolien, von „linksgrün versifften“ Mitbürgern. Und es fehlt auch nicht die von Höcke geforderte „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ und Gaulands „Vogelschiss der Geschichte“. Ja, so ist es. Das alles sei ausgrenzend, diffamierend und eine „nicht vorstellbare Entwürdigung der Opfer des Nationalsozialismus“?
Sicher, die Fixierung des Blicks auf einen winzigen Teil der Geschichte lässt sich durch unterschiedliches Vokabular zur Sprache bringen. Der eine spricht von einem „Vogelschiss der Geschichte“, andere vom „besten Deutschland, das wir je hatten“. Einem Deutschland unter der Regierung von Merkel & Co.? Leserin Thea Stark weist zu Recht auf die SED-Diktatur hin, die den DDR-Bürgern diktierte, was sie zu denken hatten. Die Parallelen zur Merkel-Republik sind nicht zu übersehen. Vor allem das Scheinheilige und Verlogene, nicht nur im Hinblick auf den „humanitären Imperativ“ und all die zu Jesus-Figuren hochgejubelten Seenotretter.
Was das „Jagen der Kanzlerin“ betrifft, so scheint sich Hans Gruber zwar nicht in Seenot, wohl aber in Sprachnot zu befinden. Denn die „Kanzlerin jagen“ heißt nichts anderes, als das wirklich ernsthaft zu betreiben, was seit Merkels Regierungsantritt fehlt: Opposition. Im Gegensatz zu dem, was schon Heinrich Heine mit beißendem Spott zur Sprache brachte: „Vertrauet eurem Magistrat, der fromm und liebend schützt den Staat. Durch huldreich hochwohlweises Walten; Euch ziemt es, stets das Maul zu halten.“