Thema: Kramp-Karrenbauer Die Macht des Netzes

Leserbrief von Alfred Kastner, Weiden
 Quelle: Unbekannt

Zur Reaktion der CDU- Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer auf das Video des Youtubers Rezo.

 
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In Deutschland benötigt es lediglich einer missverständlichen Äußerung, um eine Kakophonie ausbrechen zu lassen.

Neuestes Aufregerthema: Annegret Kramp-Karrenbauer soll mit ihrer Überlegung, ob Deutschland Regeln für den digitalen Bereich braucht, die Meinungsfreiheit für Influencer infrage stellen.

Im Netz brach daraufhin ein Sturm der Entrüstung los, der sich vor allem in einem heftigen Twitter-Gewitter äußerte.

Obwohl sie etwas ungeschickt auf eine Frage von Journalisten geantwortet hat, meinte AKK doch eigentlich etwas sehr Richtiges: Fairness ist in der Politik und vor allem in Wahlkämpfen wichtig.

In früheren Jahren gab es eine ungeschriebene Regel der Medien, dass aus Respekt vor den demokratischen Parteien und den Wählern am Tage vor der Wahl und am Wahltag selbst keine Umfrage mehr veröffentlicht wird und die Politik-Berichterstattung ruht. Diese goldene Regel ist wahrscheinlich für immer verschwunden, denn eine freiwillige Selbstbeschränkung widerspricht dem Wesen der digitalen Medien.

Ungeachtet dessen scheint die Führungsspitze der CDU mittlerweile völlig von der Rolle zu sein.

Würde die CDU als Aktie an der Börse gehandelt, müsste man davor warnen, ins fallende Messer zu greifen.

Es gab in der Bundesrepublik zu allen Zeiten Medien, die mehr oder weniger offen mit einer Partei beziehungsweise einer politischen Richtung sympathisierten. Geschadet hat es der Demokratie und der Meinungsfreiheit nicht. Wesentlich besorgniserregender ist hingegen das Ergebnis einer von der FAZ in Auftrag gegebenen Studie, wonach eine deutliche Mehrheit der Bürger der Auffassung ist, dass der Raum für Meinungsfreiheit kleiner wird, immer mehr Themen zu Tabu-Zonen werden und man heute sehr aufpassen müsse, zu welchen Themen man sich äußert.

Kramp-Karrenbauer hat sich einen mächtigen Gegner ausgesucht.

Die neuen Medien besitzen vor allem bei jungen Menschen eine ungeheure Macht, die sich bisher hauptsächlich in seichten Scherzen und Schminktipps erschöpfte. Plötzlich aber entdeckt das Netz die eigene Macht und die Politik.

Während die Grünen diese Entwicklung frühzeitig realisierten und die sozialen Medien auf professionelle Weise für ihre politischen Zwecke nutzen, hat insbesondere die CDU diese Dynamik verschlafen.

Aus diesem Grund sollten sie jetzt umso besser zuhören, was die jungen Leute zu sagen haben.

Eine Reihe von Influencern pflegt selbst die klare Ansage. Da belebt es doch die Demokratie, wenn die Politiker sie als Sensoren und als Volkes junge Stimme begreifen. Die Rezos und Bibis sind ja keine Revoluzzer, die die Regierung stürzen wollen. Die meisten sind brave Bürgerkinder und durchaus gewinnorientiert. Es sind vielleicht die Unternehmer von morgen.

Was spricht dagegen, sie als junge Erwachsene einfach ernst zu nehmen und ihnen zu erlauben, ihre Interessen zu formulieren?

In Sachen Fairness sollte auf allen Seiten die Regel beherzigt werden: fordern und fördern.

Aber bitte mit mehr Gelassenheit.