Thema Flüchtlinge: Eine Chance verdient

Von Joachim Braun
 Foto: red

Das Flüchtlingsthema spaltet die Gesellschaft. Nicht nur, aber auch in Oberfranken.

 
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Auf der einen Seite stehen jene Bürger, die das Grundrecht auf Asyl für eine zivilisatorische Errungenschaft halten und denen Werte wie Nächstenliebe und Humanität elementar sind, die sich bei Hilfsorganisationen wie „Bunt statt Braun“ engagieren, auf der anderen Seite eine wachsende Zahl Bürger, die Angst haben vor den Fremden, die aber vor allem glauben, in diesem Staat zu kurz zu kommen, die mit rassistischen Parolen gegen die Unterbringung der Flüchtlinge zu Felde ziehen und mit unbestätigten Gerüchten Wut schüren. Natürlich gibt es zwischen diesen beiden Extremen auch noch jede Menge Zwischentöne.

Die Journalisten dieser Zeitung haben (soweit das pauschal festzustellen ist) eine klare Haltung: Die Flüchtlinge, gerade die aus den Kriegsregionen, brauchen unsere Unterstützung. Wir stärken all jene, die sich dafür engagieren, den Flüchtlingen das Ankommen in Bayreuth zu erleichtern.

Vielen Lesern missfällt das. Sie werfen uns vor, dass wir die Kritiker nicht zu Wort kommen ließen, sondern diese reflexartig „mit der Nazirute oder Ähnlichem ins Abseits prügeln“ (Zitat aus einem aktuellen Leserbrief). Diese Kritik ist nachvollziehbar, aber sie wird der Situation nicht gerecht.

Fakt ist: Wie schon vor 20 Jahren, als nach starkem Anstieg der Flüchtlingszahlen das Asylrecht verschärft wurde, steht die Politik blank da, ebenso wie die Kirchen und auch die Medien. Keiner der gesellschaftlich relevanten Gruppen gelingt es, die Menschen davon zu überzeugen, dass es sich unser reiches Land finanziell leisten kann, eine sechsstellige Zahl von Flüchtlingen zu versorgen und dass wir es uns leisten müssen, Menschen, die aus Angst um ihr Leben ihre Heimat verlassen mussten, Zuflucht zu gewähren. Kein Bürger dieses Landes hat dadurch Nachteile. Und das Asylverfahren trennt Armutsflüchtlinge von jenen, die vor Völkermord und Bürgerkrieg geflohen sind.

Das Baurecht zu bemühen, um zu verhindern, dass 180 Flüchtlinge in einem ehemaligen Hotel unterkommen, ist keine Lösung. Der Gemeinderat Himmelkron steht nun in der Pflicht, Alternativen zu schaffen. Nur wenn Städte und Gemeinden an einem Strick ziehen, wenn die Politik auf allen Ebenen, von Berlin bis Bayreuth, Überzeugungsarbeit leistet für die Zuflucht suchenden Menschen kann sich die Stimmung verändern.

Natürlich ist nicht jeder Asylbewerber ein netter Mensch. Es ist auch nicht jeder willens deutsch zu lernen. Manche Flüchtlinge haben Ansprüche an uns, die jede Realität leugnen. Und es ist auch nicht auszuschließen, dass Kriminelle darunter sind. Warum auch nicht? Es sind schließlich Menschen wie Du und ich. Sie mögen eine andere Hautfarbe haben und eine andere Sprache sprechen, aber letztlich sind wir alle gleich. Nur: Die Flüchtlinge sind Opfer, sie brauchen Hilfe, und wir können sie ihnen geben. Tun wir’s also. Geben wir ihnen eine Chance.


joachim.braun@kurier.tmt.de