Thema: Fahrradscheune Unverbogen und aufrecht

Leserbrief von Klaus Loscher, Bayreuth
 Quelle: Unbekannt

Zum Artikel „Nach 38 Jahren ist Schluss“, Kurier vom 13. August.

 
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Meinen Freunden Lothar Bräuer und Günter Schwab zur Erinnerung. Dass am 31. August das Ende der Fahrradscheune sein soll und meine Freunde Lothar und Günter danach ihren Ruhestand antreten wollen, kann ich nicht glauben. Da möchte ich lieber ein „ungläubiger Thomas“ sein. Nicht dass beide ihren Ruhestand nicht verdient hätten, aber gesundheitliche Gründe gaben den Ausschlag für den Entschluss zur Beendigung.

Es war noch nicht publik, als wir uns bei meinem letzten Besuch vor etwa vier Wochen wieder einmal über den Fußball, die „Bayern“ und die wieder erstarkte „Oldschtodt“ fachkundig ausließen. Lothar Bräuer liebte diesen Sport besonders, hatte er doch einst bei „Wacker Marktredwitz“ gekickt.

Nun aber war es diesem Verein noch schlimmer ergangen als der SpVgg Bayreuth vor Jahren. „Wacker“ hat heute alles verloren, vor allem das herrliche Sportgelände, und muss nun ein Dasein ganz unten fristen. Davon dürfte Redakteur Stefan Schreibelmayer in seiner Zeitungsreportage über das Tandem Lothar/Günter wohl kaum erfahren haben.

Doch kann er berichten, dass Günter Schwab in jungen Jahren als Gitarrist und Sänger in den beiden Bands „Hush“ und „Fellow Rovers“ aktiv war. Diese, in den 1960er und 1970er Jahren sehr erfolgreichen Bands wurden sogar von einem gewissen Thomas Gottschalk, einem jungen Kulmbacher Gymnasiasten, gemanagt und hatten Auftritte in den größten Sälen Oberfrankens und darüber hinaus. Die bescheidenen und zurückhaltenden Fahrraddienstler dürften diese Episode dem Reporter ebenfalls verschwiegen haben. Es war nicht ihre Art, im Mittelpunkt zu stehen. Das überließen sie lieber anderen. Zufriedene Kunden zu sehen, dies war ihnen wichtiger.

Stefan Schreibelmayer führte treffend aus, dass die beiden Partner in den 38 Jahren ihrer gemeinsamen Zusammenarbeit keinen großen Wert auf ein hohes Einkommen gelegt hatten. Es sollte gerade zum Auskommen ihrer Familien reichen. Unseriöses Geschäftsgebaren fand bei ihnen von vornherein kein Gehör.

An einem Beispiel lässt sich das belegen: Anlässlich der Beerdigung Wolfgang Wagners auf dem Stadtfriedhof unmittelbar gegenüber der „Fahrradscheune“ machten ihnen mehrere Journalisten und Fernsehleute finanzielle Angebote, wenn sie aus der oberen Etage ihrer Scheune die um das Grab versammelte Wagnergemeinde würden fotografieren dürfen. Da gerieten sie bei Günter und Lothar aber an die falsche Adresse, so dass sie erfolglos abziehen mussten! Lothar und Günter, ich spreche gewiss auch im Namen eurer weitreichenden Kundenschar, von denen einige euch ebenfalls zu lieben Freunden geworden sind. Bleibt so, wie ihr seid. Unverbogen und aufrecht!

Der Sänger Reinhard Mey hat einst seinen Freunden in dem feinen Chanson ein schönes Denkmal gesetzt: „Komm, gieß’ mein Glas noch einmal ein, mit jenem billigen roten Wein, heut’ trink ich meinen Freunden nach … in einer Geste, einem Wort lebt ihr in meiner Gegenwart“ fort.