Thema Ehrenbürger: Eine Zukunftsdebatte

Von Frank Schmälzle

In dieser Woche hat der Stadtrat Adolf Hitler und dem Rassentheoretiker Houston Stewart Chamberlain, dem ehemaligen bayerischen NS-Ministerpräsidenten Ludwig Siebert, Gauleiter Hans Schemm und dem Führer des NS-Kraftfahrkorps Adolf Hühnlein die Bayreuther Ehrenbürgerwürde symbolisch aberkannt. Eine Ehrenbürgerwürde, die – juristisch betrachtet – längst nicht mehr bestand. Denn diese Auszeichnung erlischt mit dem Tod eines Ehrenbürgers.

 
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Das aber ändert eben nichts daran, dass sich Bayreuth während des Dritten Reichs nur allzu gerne mit Nazi-Größen geschmückt hatte. Bayreuth war Gauhauptstadt. Bayreuth war, der Festspiele wegen, eine der bevorzugten Städte Hitlers. Und das sind nur zwei von vielen Gründen, warum sich Bayreuth seiner Vergangenheit auch heute noch stellen muss.

Dass dies mit der Aberkennung der Ehrenbürgerwürde für die fünf Schlimmsten, die die Stadt einst ehrte, nun tatsächlich geschieht, ist mehr als ein Akt von Symbolpolitik. Dieser Stadtratsbeschluss zieht Kreise – nicht nur unter Kommunalpolitikerin und Historikern. Den Bayreuthern, das zeigen nicht zuletzt deren Reaktionen im Internet, ist diese Form des Geschichtsbewusstseins eine ernstes Anliegen.

Das Beste an diesem Beschluss aber ist, dass er nicht einfach in einer Schublade verschwindet. In der Stadt entsteht gerade eine Debatte darüber, wer sonst noch unter fragwürdigen Umständen zu einer Ehrenbürgerwürde gekommen war. Diese Debatte ist alles andere als ein Herumrühren in der Vergangenheit, die mancher lieber ruhen lassen würde. Sie schadet dem Ansehen der Stadt nicht. Ganz im Gegenteil: Sie trägt fast zwangsläufig zu einer Auseinandersetzung mit der Gegenwart, mit den auch in Bayreuth und in der Region immer wieder aufflammenden Neonazi-Umtrieben bei.

Wer die Geschichte nicht kennt, wer sich mit ihr nicht auseinandersetzen mag, wird die Zukunft nicht gestalten können.


frank.schmaelzle@kurier.tmt.de