Thema: Außenpolitik Es geht um Vormacht

Leserbrief von Alfred Kastner, Weiden
 Quelle: Unbekannt

Zum Artikel „Das Wunder von Teheran bleibt aus“, Kurier vom 11. Juni.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ein totalitäres Regime, das das freiheitliche westliche Wertesystem gering achtet, darüber hinaus seit vielen Jahren nicht müde wird, das Menschenrechtsland USA als den „großen Satan“ zu dämonisieren, und regelmäßig damit droht, den Staat Israel von der Landkarte zu tilgen, dürfte von den Diplomatie- und Beschwichtigungsbemühungen der Bundesregierung nur wenig beeindruckt sein.

Außenminister Heiko Maas führt in diesen Tagen mit seiner Appeasementpolitik der Weltöffentlichkeit einmal mehr deutlich vor Augen, dass die Möglichkeiten der deutschen Außenpolitik inzwischen sehr begrenzt sind.

Maas gehört offensichtlich zu jenem Typus von Politikern, die nach innen freiheitliche Werte hochhalten und besonders hohe moralische Ansprüche für politisches Handeln stellen, nach außen jedoch nicht bereit sind, für diese Werte in einem ausreichenden Maß einzustehen.

Mit seinem iranischen Amtskollegen scheint er gut zu harmonieren. Im Rahmen eines Besuchs rechtfertigte dieser sich Maas gegenüber für die Hinrichtung von Homosexuellen. Maas saß stumm daneben und sagte – nichts.

Ich persönlich halte es für schwer vorstellbar, dass die USA den direkten kriegerischen Konflikt mit dem Iran suchen werden. Trotz seiner martialischen Äußerungen ist US-Präsident Donald Trump kein Hasardeur. Ein Bodenkrieg gegen den hochgerüsteten Iran, der wahrscheinlich Zehntausende Todesopfer unter den amerikanischen Soldaten fordern würde, wäre in dem kriegsmüden Land selbst innerhalb seiner Anhängerschaft nur schwer zu vermitteln.

Zudem müssten die USA damit rechnen, dass Russland zugunsten des Iran in eine solche kriegerische Auseinandersetzung eingreifen würde, was eine direkte Konfrontation der Weltmächte zur Folge hätte. Es wird jedoch zum Krieg kommen, denn der kalte Krieg zwischen den Regionalmächten Iran und Saudi-Arabien wird heiß.

Die politische Landkarte des Nahen Ostens und darüber hinaus ist nur im Lichte dieser Feindschaft zu entziffern, denn bereits jetzt fechten Iran und Saudi-Arabien überall Stellvertreterkriege aus. Nun aber dürfte es, logistisch unterstützt von Russland und den USA, zur direkten Konfrontation kommen.

Die langjährige Feindschaft zwischen dem Iran und Saudi-Arabien ist nicht nur auf einem konfessionellen Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten aufgebaut.

In Wahrheit geht es dabei vor allem um die politische Vormachtstellung im Nahen und Mittleren Osten. Ein Krieg zwischen den beiden, auch dank deutscher Waffenexporte, hochgerüsteten Staaten und Erdöl-Hauptexportländer dürfte weltweit zu schweren wirtschaftlichen Verwerfungen und zu massiven Fluchtbewegungen führen.

Dieser vorgeschobene Glaubenskrieg erinnert an den 30-jährigen Krieg in Europa. Kein Gott dieses Universums aber würde seinen Namen hergeben für das Töten von Menschen.