In der Diskussion um Asylbewerberunterkünfte wird eines oft vergessen: Asylbewerber sind keine perfekten Menschen. Sie sind wie wir alle: Wenn viele beieinander sind, fühlt sich keiner dafür verantwortlich, die Küche aufzuräumen. Wenn es draußen 25 Grad kälter ist als gewohnt, lässt man Fenster und Türen zu, ohne an Schimmel zu denken. Und wenn Kinder gelangweilt sind, spielen sie so lange mit etwas herum, bis es möglicherweise zerbricht.

Wenn ein Betreiber deshalb mit der Begründung: „Die machen doch eh alles kaputt“ gar nichts in seine Unterkunft investiert, macht er es sich zu einfach. Denn das Geld, das er vom Steuerzahler bekommt, ist auch dafür da, kaputte Möbel zu ersetzen. Dass manche trotzdem so denken, ist ein Problem. Denn wie ein Asylbewerber in Bayern lebt, entscheidet allein das Glück. Schickt ihn die Regierung nach Fichtelberg, bekommt er ein Zimmer in Ferienheimqualität mit professioneller Betreuung. Landet er in Eckersdorf, muss er einen Großteil der Woche darauf hoffen, dass der Unterstützerkreis ihm weiterhilft.

Die Konsequenz kann nicht lauten, die vorgeschriebenen Standards für Unterkünfte zu erhöhen. Denn dafür fehlen im Moment der gesellschaftliche Rückhalt – und der Platz. Aber zumindest sollten für dezentrale Unterkünfte zwingend die gleichen Standards gelten wie für Gemeinschaftsunterkünfte. Sieben Quadratmeter Wohnfläche pro Person und ein eigener Schrank sind nicht zu viel verlangt. Gleichzeitig sollte in den Mietverträgen ein Mindestmaß an Wohnlichkeit festgelegt werden.

Wir reden hier nicht von Vasen oder Bildern. Aber Vorhänge sollten es im Erdgeschoss schon sein. Und auch ein Bodenbelag, über den man nicht ständig stolpert, oder ein Treppengeländer ohne herausstehende Nägel wäre nicht verkehrt. Zumal den Arztbesuch von Asylbewerbern der Landkreis bezahlt. Und damit ebenfalls der Steuerzahler.

Am wichtigsten aber ist, dass Betreiber ungeliebten Unterstützergruppen kein Hausverbot mehr erteilen dürfen. Denn das schadet nicht nur den Asylbewerbern, sondern auch dem Frieden im Ort. Auch hier sind Asylbewerber wie wir alle: Wenn sie niemanden haben, dem sie ihre Sorgen anvertrauen können, werden sie wütend auf die, die sie vermeintlich im Stich lassen. Und gelten dann als undankbar. Ein Konflikt, der gar nicht erst entsteht – wenn Betreiber stärker in die Pflicht genommen werden.


sarah.bernhard@kurier.tmt.de