Test: Audi e-tron GT So macht Stromern richtig Spaß

Das ist E-Mobilität für Leute, die nicht aufs Geld schauen müssen. Der Audi e-tron GT ist zwar richtig teuer, bietet aber auch alles, was die neue Technik hergibt.

 
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So muss das funktionieren mit der E-Mobilität. Du gibst deine 500-Kilometer-Route ins Rheinland ein und das Navi des Audi e-tron GT weist dir nicht nur den Weg, sondern schlägt dir gleich vor, wo du unterwegs am effizientesten lädst. Dabei weiß es, mit wie viel Restladung du an der Schnellladesäule einläufst und wie lange du laden sollst – hier mal nur zehn Minuten, da 20. Denn: Vollladen ist alles andere als effizient, im Bereich zwischen zehn und 75 Prozent geht es am schnellsten. Da sind 100 Kilometer in deutlich unter zehn Minuten drin.

Laden mit bis zu 270 kW

Denn in Zusammenarbeit mit dem Navi wird der 85-kWh-Akku vorab temperaturmäßig in den optimalen Bereich gebracht. Dann kann der e-tron GT dank 800-Volt-Technik mit bis zu 270 kW laden – das ist ziemlich schnell und funktioniert zumindest die ersten paar Minuten. Jedenfalls dauert es im Optimalfall nur gut 20 Minuten von fünf auf 75 Prozent. Und das Beste: Stellt man im Effizienz-Modus den adaptiven Tempomaten auf 140 km/h, stimmen alle vorausgesagten Daten. Was bedeutet – spätestens die zweite längere Tour läuft richtig entspannt und ohne Reichweitenangst.

Einfach irrwitzig

Aber es geht natürlich auch ganz anders. Schließlich stellen die beiden E-Motoren bis zu 530 PS und eine Drehmomentwand von 630 Newtonmeter aus dem Stand bereit. Das macht eine Beschleunigung in knapp über vier Sekunden auf Tempo 100 und 245 Sachen Spitze möglich. Das Gefühl dabei – einfach irrwitzig. Dass dabei knapp 2,4 Tonnen Leergewicht bewegt werden, merkt man auch dank des ausgewogenen Luftfahrwerks und Allrad weder auf der Geraden noch in Kurven. Dass dieses Gewicht zuverlässig wieder eingebremst wird, dafür sorgen riesige Bremsen, im Testwagen aus Keramik (8500 Euro extra).

Allerdings bedeutet viel Spaß auch viel Verbrauch, der dann gern auch mal über 40 kWh auf 100 Kilometern steigt. Aber: Wer sich nicht ständig austobt, der kommt gut 300 und bei Zurückhaltung auch mehr als 400 Kilometer weit. Unser realistischer Testverbrauch: gut 24 kWh.

Sehr ansehnlich

Und das alles in sehr ansehnlicher Verpackung. Bei der von „Auto Bild“ und ihren Schwesterblättern in ganz Europa veranstalteten Wahl zum „Goldenen Lenkrad“ wurde der e-tron GT schönstes Auto des Jahres. Flach, breit, langgestreckt plus betörend ausgestellte Kotflügel – das kommt ganz offensichtlich an. Innen haben die Ingolstädter auf Schnickschnack verzichtet, vertrauen auf das bewährte, kühl-elegante Design. Oder anders ausgedrückt – hier findet sich auch ein A6-Fahrer zurecht. Platz ist ordentlich, allerdings kommen Passagiere hinten dem Dach nahe, sobald sie über 1,80 Meter groß sind.

Mindestens sechsstellig

Schönheit heißt halt meist, dass irgendwo die Funktionalität etwas leidet. Beim e-tron GT gilt das auch für die Übersichtlichkeit vor allem nach hinten, weil die Fenster dort eher Schießscharten gleichen. Auch der Kofferraumzugang ist etwas eng, das Ladeabteil an sich aber gut nutzbar. Die Ladekabel finden unter der Fronthaube Platz. Und was kostet der Spaß? Richtig viel, denn unter 101.600 Euro geht nichts. Der Testwagen marschierte Richtung 130.000 Euro.

Doch es bleibt der Trost: Teure Technik ist noch immer in den Spitzenmodellen eingeführt worden und dann in die für Otto-Normal-Autofahrer durchgesickert.

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