De Vries betonte, die Ermittler gingen davon aus, dass sowohl Klette als auch Garweg sich konspirativ, vorsichtig und eher zurückhaltend in ihrem Umfeld bewegt haben dürften - trotz der aktuellen Fotos des 55-Jährigen. "Vielleicht war es das Gefühl von Sicherheit, da die Tarnung über so viele Jahre getragen hat", sagte de Vries. "Ich würde es nicht als sorglos bezeichnen."
Der "nette Martin vom Bauwagenplatz"
Der LKA-Präsident beschrieb Garweg als einen Mann mit zwei Gesichtern: Es wirke paradox, dass der 55-Jährige als brutaler Räuber und mutmaßliches Mitglied der dritten Generation der RAF, der des versuchten Mordes beschuldigt werde, in seiner Community als der "nette Martin vom Bauwagenplatz" wahrgenommen worden sei. "Hier zeigen sich seine beiden Gesichter und das vermutlich ganz eigene, ideologisch geprägte Wertesystem."
Dass er sich nach Aussagen der Mitbewohner auf dem Bauwagenplatz als sozial und empathisch gezeigt haben soll, stehe dazu in klarem Widerspruch: "Solch verstörende persönliche Rechtfertigungsstrategien treffen wir auch heute noch im Bereich des politischen Extremismus an."
Mitwisser im linken Milieu sind den Ermittlern bislang nicht bekannt. Die befragten Kontaktpersonen hätten übereinstimmend gesagt, nichts von der wahren Identität Klettes und Garwegs gewusst zu haben. Geklärt werde nun, ob das glaubhaft sei. "Letztlich muss man festhalten, dass es auch nicht unproblematisch ist, sich anders einzulassen und als Mitwisser oder Fluchthelfer zu erkennen zu geben", betonte de Vries.