Aber andererseits, sagt Ivanisevic mit etwas zeitlichem Abstand, „gibt es auch keine größere Genugtuung, als wenn dein Mann so durchs Ziel geht wie er“. Die Reise mit Djokovic sei „steinig, auch sehr anstrengend und belastend“, aber auch „wunderschön zugleich“. Oft müssen sich Ivanisevic und seine Mitstreiter eine Menge anhören von Djokovic, gerade in umkämpften Matches sind regelrechte Schimpftiraden nicht selten – da aber ist Ivanisevic komplett immun, er hat es früher schließlich nicht anders gemacht: „Ich sage dann immer: Du kannst rumbrüllen, aber du musst gewinnen.“
Tennis mit Ivanisevic selbst war eine andere Disziplin, nicht so klinisch und makellos. Eher ein schrilles, grenzenloses Vergnügen. Er war ein absolutes Unikat im Profitennis, der „Hammer-Aufschläger“ („Bild“), der bei seinem Wimbledon-Triumph 212 Asse ins gegnerische Feld nagelte und in der Saison 1994 sage und schreibe 1477 Asse markierte. Ivanisevic kehrte seine Seele nach außen wie Boris Becker, haute die Volltreffer übers Netz wie Pete Sampras, durchstand Berg-und-Tal-Fahrten wie Andre Agassi – und blieb doch immer er selbst, ein Typ der aufregenden Widersprüche, ein sensibler Künstler mit rauer Schale. Aus seiner Zerrissenheit machte er selbst kein Hehl, sprach gern vom guten Goran, vom bösen Goran. Und vom Goran, der zwischen den beiden Extremen vermittelte. „Mir ist nichts fremd im Profitennis. Das weiß auch Novak.“
Und wo soll das alles noch enden mit ihm und Djokovic? „Es geht nur um die Grand Slams, das sind die Zahltage“, sagt Ivanisevic, „und das sind die Momente, für die er lebt.“ Mehr habe der Djoker noch in seinem Körper, „ganz sicher“, findet Ivanisevic, „die Ziellinie ist noch nicht in Sicht. 27, 28 Grand Slams sind drin.“