Tempolimit Stadtsteinach Kehrtwende beim Straßenverkehr

Klaus Klaschka
Trotz jetzt weniger Verkehr und wenig Fussgängern bleibt es bei 30 Stundenkilometern in der Hammergrundstraße. Der Stadtrat hob seine Abstimmung im Juni für eine Aufhebung der Geschwindigkeitsreduzierung auf und beschloss jetzt das Gegenteil. Foto: Klaschka

In der Hammergrundstraße in Stadtsteinach bleibt es beim Tempolimit. Der Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich für die Beibehaltung von Tempo 30 gestimmt. Noch vor einem Monat lautete die Entscheidung noch ganz anders.

 
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Nun bleibt es doch bei höchstens 30 Stundenkilometer in der Hammergrundstraße. Das beschloss der Stadtsteinacher Stadtrat am Montagabend mit neun gegen fünf Stimmen, obwohl er vor einem Monat mehrheitlich genau anders herum entschieden hatte. Diese Abstimmung war allerdings rechtlich nicht gültig, da die Rücknahme der Geschwindigkeitsbeschränkung nicht auf der Tagesordnung stand. Vielmehr hatte Martin Baumgärtner (FW) lediglich den Antrag gestellt, die restriktivere Anordnung zurückzunehmen, und dort wieder bis Tempo 50 zu erlauben. Deshalb musste am Montag noch einmal abgestimmt werden - mit dem Ergebnis, dass - ungeachtet dessen, dass die Stadtzufahrt am Kreisel wieder auf ist - Tempo 30 in der Hammergrundstraße genauso wie in der Hainbergstraße weiterhin bleibt. An der Sitzung nahmen mehrere Anwohner des besagten Gebiets als Zuhörer teil.

Nicht mehr nur um Gefahrenvermeidung

Wie mehrfach berichtet war nach Protesten und auf Antrag der Anwohner der Hammergrund- und der Hainbergstraße im Zuge des Baus der Umgehungsstraße Tempo 30 eingeführt worden, solange die Zufahrt in die Stadt am Kreisel gesperrt war und sich deshalb der gesamte Verkehr ab der Ausfahrt Stadtsteinach-Mitte dann genau durch „ihre“ Straße verlagerte. Nachdem am Kreisel nicht mehr gesperrt ist, hatte Baumgärtner beantragt, Tempo 30 wieder aufzuheben, weil es an der Hainbergstraße nun keine besondere Gefährdung durch erhöhtes Verkehrsaufkommen mehr gebe. Nachdem die Abstimmung im Juni zugunsten Baugärtners Antrag formell ungültig war, wiederholte FW-Fraktionsvorsitzende Theresa Will diesen Antrag am Montag.

Dagegen argumentierte Wolfgang Hoderlein (SPD). Zunächst zynisch, nämlich, wenn es keine Gefährdung in der Straße gebe, könnte man dort „ja auch 70 oder 80 erlauben“. Bei Geschwindigkeitsbeschränkungen gehe es heutzutage aber nicht nur um Gefahrenvermeidung, sondern auch darum, Lärm- und Schadschoff-Emissionen in Wohngebieten zu minimieren, gab er zu bedenken. Deshalb habe man seit der Eröffnung der Umgehung ja auch generell darüber diskutiert, in Stadtsteinach außer auf der durchgehend vorfahrtsberechtigten Ortsdurchfahrt, der ehemaligen Bundesstraße, in der ganzen Stadt rechts vor links und Tempo 30 einzuführen. „Andere Städte machen es uns vor. Was im unmaßgeblichen Hamburg eingeführt wurde, könnte ja auch im großen Stadtsteinach gültig sein“, wiederholte Hoderlein sein entsprechendes Ansinnen in vorangegangenen Sitzungen, für das er im Stadtrat aber keine Mehrheit erhielt. In diesem Sinn unterstützte Ehrenfried Bittermann (BLS) Hoderlein.

Tempo 30 Bürgerwille

Er ließ zudem aber auch auch den Sicherheitsaspekt für eine Beibehaltung von Tempo 30 entlang des Wohngebiets mit Kindern gelten: „Muss es denn erst einen Unfall geben, bis wir die Geschwindigkeit wieder reduzieren? Sobald Norma neben der Ausfahrt Mitte gebaut hat, wird es doch wieder mehr Zufahrtsverkehr aus der Stadt durch die Hammergrund- und Hainbergstraße geben. Tempo 30 ist keine so große Einschränkung; es hat sich bewährt“, stellte er fest; auf dem Gumpersdorfer Weg gelte ja auch Tempo 30 zur Sicherheit der Anwohner. Wogegen Caroline Gehring (FW) wiederum einwendete, dass sie beim Durchfahren der besagten Straßen „auffallend wenig Fußgänger“ festgestellt habe. Außerdem sei ja nicht von 70 oder 80, sondern von der normalen Geschwindigkeit innerorts die Rede.

Gegen das weitere Argument, dass es ja auch eine Ausweichroute ohne Tempo 30 über die Industriestraße gebe, wies Wolfgang Heiß (CSU) darauf hin, dass das Industriegebiet an sich ein geschlossenes Areal ausschließlich für den gewerblichen Verkehr sei, in dem es zudem für Fußgänger keine Gehsteige neben der Fahrbahn gebe. Was Jonas Gleich (CSU) relativierte, dass er lieber Autos im Industriegebiet hätte als entlang eines Wohngebiets und man Fußgänger ja nicht durch die Industriestraße schicken wolle.

Zum gesamten Themenkomplex wies Karin Witzgall (SPD) schließlich darauf hin, dass Tempo 30 „der Bürgerwille war“, über den man sich im Stadtrat nicht hinwegsetzen solle und sprach sich deshalb dafür aus, Tempo 30 wie in der Hainberg- auch in der Hammergrundstraße zu lassen.

Dagegen stimmten schließlich nur die Freien Wähler sowie Wolfgang Heiß und Klaus Witzgall (beide CSU). Die Stadtratssitzung am Montag leitete Zweiter Bürgermeister Jonas Gleich in Vertretung des erkrankten Ersten Bürgermeisters Roland Wolfrum. Den Zweiten Bürgermeister wiederum vertrat Dritter Bürgermeister Martin Baumgärtner bei den Waldbauern, die zeitgleich mit dem Stadtrat tagten.

Freibad bleibt geschlossen

Das Stadtsteinacher Freibad wird in diesem Jahr nicht öffnen, teilte Zweiter Bürgermeister Jonas Gleich in der Stadtratssitzung mit. Die Umbau- und Sanierungsarbeiten dauern noch an, und das Bad eventuell nur für eine ganz kurze Zeit zum Saisonende zu befüllen sei aus finanziellen Gründen nicht verantwortbar.

„Dann müss‘mer heuer halt ausnahmsweise mal nach Kulmbach oder zum Rugendorfer Weiher fahren“, bedauerte Gleich.

Storch wohlauf

Der wie berichtet verletzte Jungstorch vom Nest auf dem Alten Rathaus hat sich wieder erholt und konnte freigelassen werden.

Nach einem kurzen Rundflug ließ er sich im Nest neben seinen beiden Geschwister nieder und kann weiterhin über die Webcam https://stadtsteinach.webcam.tmt.de vom Kirchturm aus beobachtet werden.

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