Tauziehen um Bankenfusion Fusioniert die Raiffeisenbank Gefrees mit der VR-Bank Fichtelgebirge?

Von Andreas Gewinner
Fusion VR-Bank Fichtelgebirge, Raiffeisenbank Gefrees Hans Jahn, stellvertretender Vorstand Gefrees, Roland Mörtl Vorstand Gefrees, Johannes Herzog Vorstand Marktredwitz, Uwe Heidel, Vorstandsmitglied Marktredwitz Foto: Gewinner Foto: red

Im Fichtelgebirge tobt ein Kampf um die Herzen und den Verstand der Vertreter der Raiffeisenbank Gefrees. Unabhängigkeit? Oder Fusion mit der VR-Bank Fichtelgebirge in Marktredwitz?

 
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Vor gut vier Wochen fand im Kurzentrum Weißenstadt eine Versammlung der Vertreter der Raiffeisenbank Gefrees statt  (Geschäftsbereich: Gefrees, Bischofsgrün, Weißenstadt). Der ganz überwiegende Teil der gut 70 Vertreter war anwesend. Der Vorstand der Gefreeser Bank, Hans Jahn, stellte die Situation der Bank dar und warb für die Fusion. Die Alternative sei, so Jahn laut einem Teilnehmer, dass Gefrees Kosten sparen und ein Drittel der 36 Stellen abbauen müsse. Jahn auf Nachfrage zum Kurier zur Situation der Bank: „Durch das strukturbedingte unterdurchschnittliche Kreditgeschäft muss anvertrautes Vermögen in Wertpapieren angelegt werden, mit entsprechend niedrigeren Zinsen."

Zu grundsätzlichen Befürwortern einer Fusion gehören auch die Aufsichtsräte: die Bürgermeister Stephan Unglaub (Bischofsgrün) und Frank Dreyer (Weißenstadt) sowie Gerhard Assmann aus Gefrees.

Über den Verlauf der Versammlung gibt es unterschiedliche Darstellungen, insbesondere über die Meinung der Vertreter. In einem Punkt laufen die Darstellungen zusammen: Viele fühlten sich überfahren und überfordert. Die Argumente für die Notwendigkeit der Gefreeser Bank mit der VR-Bank Fichtelgebirge (die etwa viermal so groß ist) passten nicht zusammen mit den Darstellungen der Vergangenheit zur geschäftlichen Lage der Raiffeisenbank Gefrees. „Die Meinung der meisten war, es muss mehr Information geben", sagt ein Teilnehmer.

Und wie ist die Meinung zur Fusion? „Die Mehrheit ist unentschieden", sagt der Teilnehmer. Hans Jahn spricht von einem kleinen Kreis von etwa zehn Gegnern, die lautstark gegen die Fusion auf der Versammlung gewettert hätten. Rudolf Ruckdeschel sagt: "80 Prozent sind dagegen." Der damalige Gefreeser Bürgermeister hatte anlässlich der 100-Jahrfeier der Gefreeser Bank vor rund 13 Jahren künftige Fusionen bei den Raiffeisenbanken vorhergesagt. Nun gehört er zu den entschiedensten Gegnern einer Fusion. Er ist sich sicher, dass es nicht zu der Fusion kommt: „Gefrees stellt die Hälfte der Vertreter." Und in Gefrees wolle keiner die Fusion, in Bischofsgrün seien es 80 Prozent, behauptet Ruckdeschel. Ein Bischofsgrüner Vertreter sagt: Der Widerstand kommt vor allem aus Gefrees.

Unterschiedliche Darstellungen auch zu einer Abstimmung im Saal. Die Abstimmung habe nicht stattgefunden, weil die Vertreter sich außerstande sahen, mit dem vorliegenden Wissen Position zu beziehen. Ruckdeschel sagt, was nicht stattfand, war eine schriftliche Abstimmung, weil die nicht offiziell auf der Tagesordnung stand. Wohl habe es aber eine Abstimmung per Handzeichen gegeben, bei der „80 Prozent" gegen die Fusion gewesen seien.

Ruckdeschel kann den Argumenten für die Fusion nicht folgen. Er spricht davon, dass eine Bank mit „Millionenvermögen verschenkt" werden solle. Die dargestellt Lage der Bank sei „unter Umständen auch wahr". Doch hätten das die Verantwortlichen in der Vergangenheit nie anklingen lassen. „Wenn es so gravierend wäre, könnte man sich auch selbst sanieren, die Bank hat Vermögen und Immobilien."

In einem einschlägigen Internetforum wird derweil darüber spekuliert, dass der Fusionswunsch aus Marktredwitz zusammenhängen könnte mit einer angeblichen Schieflage der VR-Bank Fichtelgebirge durch die Autowelt König-Insolvenz. Nach Informationen des Kurier ist die VR-Bank Fichtelgebirge jedoch bei Autowelt König nicht nennenswert engagiert.

Worum geht es im Detail?

Arbeitsplätze: Die VR-Bank Fichtelgebirge gibt eine Arbeitsplatzgarantie, es soll keine fusionsbedingten Kündigungen geben. Die VR-Bank Bayreuth, mit der auch Gespräche stattfanden, wollte das nicht tun. Ruckdeschel traut der Garantie nicht: Was, wenn dann Halbtagsbeschäftigte aus Gefrees zum Beispiel nach Arzberg pendeln müssten? Ruckdeschel verweist außerdem auf eine Aussage der VR-Bank Fichtelgebirge zur Bilanz 2012, wo von einer „Senkung der Personal- und Sachkosten um 600 000 Euro" die Rede war. Dazu erklären Johannes Herzog und Christian Mandel, Vorstände der VR-Bank Fichtelgebirge: Schon seit den ersten, damals gescheiterten Fusionsgesprächen 2009 seien Stellen nicht wiederbesetzt worden, daher rührten auch die erwähnten Einsparungen „wir sind personell derzeit am unteren Limit." Das kombinierte Geschäft der Marktredwitzer und der Gefreeser Banken sei ohne das Gefreeser Personal gar nicht zu bewältigen. Die Gefreeser hätten bei der VR-Bank Fichtelgebirge erstmals auch einen Betriebsrat, den es bei der Raiffeisenbank Gefrees nicht gebe. Anwartschaften wie Dauer der Betriebszugehörigkeit würden die Gefreeser Beschäftigten bei einer Fusion mitnehmen.

Geschäftsstellen und Service: Laut Herzog und Mandel sollen alle Geschäftsstellen erhalten bleiben, ohne Abstriche bei den Öffnungszeiten. Mit einem telefonischen Servicecenter würde der Service für die Gefreeser Kunden bei einer Fusion sogar besser werden. Viele Vertreter fürchten trotzdem, in einer fusionierten Bank "nur noch eine Nummer" zu sein oder vertraute Ansprechpartner nicht mehr vor Ort zu finden, so ein Teilnehmer der Vertreterversammlung.

Gültigkeitsdauer der Zusage: "Unbegrenzte Zusagen gibt es nirgendwo", so der Marktredwitzer Vorstand.

Warengeschäft: Würde die VR-Bank Fichtelgebirge weiterführen. Mandel: „Hätte es schon 2009 die Fusion gegeben, gäbe es das Warengeschäft in Weißenstadt noch." Mandel verweist darauf, dass er zuvor das Warengeschäft in Berg-Bad Steben aus den roten in die schwarzen Zahlen führte. Rudolf Ruckdeschel rechnet damit, dass nach einer Fusion das Warengeschäft nach Berg-Bad Steben verkauft wird

Wie geht es weiter? Ursprünglich sollte die Vertreterversammlung im Herbst über die Fusion abstimmen. Jahn rechnet mit einer Entscheidung eher erst im nächsten Jahr

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