Tariferhöhung für die Brauer Abschluss nach 14 Stunden harten Ringens

Martina Weber, die Betriebsratsvorsitzende der Kulmbacher Brauerei, saß mit am Tisch, als am Freitag die neuen Tarife für die Brauereien in Bayern abgeschlossen wurden. Foto: Privat

Der Durchbruch kam erst kurz vor Mitternacht. Doch das hat sich gelohnt, sagt Martina Weber von der Kulmbacher Brauerei. Die Beschäftigten haben hart gekämpft und am Ende gewonnen, freut sich die Betriebsratsvorsitzende.

 
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Kulmbach - Martina Weber, die Betriebsratsvorsitzende der Kulmbacher Brauerei, war am Samstagvormittag erschöpft und müde. Sage und schreibe 14 Stunden haben die Tarifparteien der bayerischen Brauereien am Freitag in München verhandelt. Um 9 Uhr haben sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber mit dem Präsidenten des Münchner Arbeitsgerichts, Hans Dick, als Schlichter zusammengesetzt. In den folgenden Stunden haben sie sich buchstäblich zusammengerauft, berichtet die Kulmbacher Gewerkschafterin der NGG. Sie sagt, sie habe schon gar nicht mehr an eine Einigung geglaubt, als kurz vor Mitternacht und zahllosen Gesprächen in kleinen und großen Runden dann doch noch der Durchbruch kam. Es war weit nach 1 Uhr morgens, als schließlich alles unterzeichnet war.

2,3 Prozent mehr Lohn haben die Parteien für die Beschäftigten der Brauereien vereinbart, Auszubildende erhalten 60 Euro je Ausbildungsjahr mehr. Die Mitarbeiter bekommen Netto-Einmalzahlungen von 400 Euro am 1. Juli und 350 Euro am 1. Januar 2022. Für Auszubildende gibt es zweimal 300 Euro.

Die Arbeitnehmer auch in Kulmbach hatten (wie berichtet) ein klares Signal an die Arbeitgeber geschickt, die sich über Wochen nicht bewegt und die vorletzte Verhandlungsrunde ergebnislos abgebrochen hatten. Wenn keine Bewegung in die Lohnrunde kommen würde, stünden die Zeichen auf Arbeitskampf. Auch in Kulmbach hatte es dazu eine Aktion gegeben, die deutlich machen sollte: Die Belegschaft macht Ernst.

Doch dazu wird es nun nicht mehr kommen, ist Martina Weber erleichtert. Anders als beim letzten Treffen saß auf Arbeitgeberseite diesmal einer auf dem Chefsessel, der mit Kulmbach eng verbunden war. Jörg Lehmann, ehemaliger Vorstand der Kulmbacher Brauerei ist jetzt Vorstandsvorsitzender der Paulaner Gruppe und er ist Präsident des Deutschen Brauererbundes. Leicht habe aber auch er es der NGG nicht gemacht. Neun Stunden habe die Verhandlung schon gedauert, bis die Arbeitgeber wenigstens 1,7 Prozent mehr Lohn angeboten haben, sagt Martina Weber. Doch dann sei die Front gebröckelt. „Wir haben dem Schlichter mitgegeben, dass die Große Tarifkommission von Seiten der Arbeitnehmer die Verhandlung abbrechen, nach Hause fahren und die Läden richtig aufmischen würde, wenn nicht nachgebessert wird.“

Stück für Stück seien dann die Angebote erhöht worden. Erst auf zwei Prozent. Die Arbeitnehmer wollten 2,6 Prozent. „Wir haben gepokert. Letztendlich haben wir uns um halb Zwölf auf das Ergebnis geeinigt. Ganz ehrlich: Wie es am Anfang ausgeschaut hatte, hat keiner von uns gedacht, dass wir etwas auch nur Ähnliches hinkriegen würden.“ Über Stunden habe es so ausgeschaut, als würde die Verhandlung auseinanderbrechen

Doch es habe sich wieder einmal gezeigt, dass man sehr wohl gewinnen kann, wenn man gute Argumente hat und nicht aufgibt. Eine „ordentliche Vereinbarung“ sei es am Ende geworden, freut sich Martina Weber. Die harte Diskussion und die viele Zeit sei das wert gewesen, auch wenn am Ende alle völlig erschöpft gewesen seien. „Wir sind mit einem sehr passablen Ergebnis herausgegangen. Ziel erreicht.“

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