Tag des Notrufs BRK warnt vor leichtfertiger Wahl der 112

Der Notruf ist für echte Notfälle da. Immer öfter kommt es vor, dass er als Ersatz für den Hausarzt gewählt wird. Das Bayerische Rote Kreuz bittet anlässlich des europäischen Tags des Notrufs um Besonnenheit.

 
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  Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Immer mehr Menschen wählen den Notruf, auch im Bereich der Integrierten Rettungsleitstelle Bayreuth-Kulmbach. Die hat für das Jahr 2021 45 116 Anrufe über die Notrufnummer 112 erhalten. Das Jahr 2022 sei noch nicht abgeschlossen, sagt stellvertretender Leiter Martin Fiedler. Man könne aber von einem Zuwachs von 20 Prozent ausgehen. Den Europäischen Tag des Notrufs am Samstag, 11. Februar, nutzt das Bayerische Rote Kreuz für eine Bitte an die Bevölkerung: Der Notruf sollte nicht überbeansprucht werden mit Notrufen, die gar keine sind. „Grundsätzlich gilt, lieber einmal zu viel als einmal zu wenig den Notruf wählen“, erklärt BRK-Präsidentin Angelika Schorer. „Bei medizinischen Notfällen, Unfällen oder Bränden ist der Notruf 112 die richtige Anlaufstelle. Oftmals und zunehmend landen aber auch weder zeitkritische noch medizinisch dringliche Beschwerden beim Notruf.“ Diese fehlgeleiteten Anrufe seien in vielen Fällen in der mangelnden Verfügbarkeit anderer gesundheitlicher Versorgungsstrukturen begründet. „Der Anruf beim Notruf 112 ist dabei oft das verzweifelte Ergebnis eines Kampfs um einen Termin beim Facharzt oder Ärztlichen Bereitschaftsdienst.“

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Tausende Notrufe mehr

Diese Situation kennt auch Michael Martin. Er leitet die Rettungswache des BRK in Kulmbach und stellt ebenfalls fest, dass immer häufiger der Rettungsdienst als Ersatz für den Hausarzt gerufen wird. Sanitäter und Notarzt helfen auch in solchen Fällen, wenn sie schon mal da sind. Aber: Diese Kräfte werden für wirklich dringende Einsätze gebraucht. Das Einsatzaufkommen steigt auch in Kulmbach deutlich: Rund 12 000 Mal sind die BRK-Retter im Landkreis 2019 ausgerückt, 2021 waren es schon 16 000 Mal. Laut Martin wären zahlreiche Fahrten nicht nötig gewesen, weil den Betroffenen auch der Hausarzt hätte helfen können. „Die Menschen denken, sie kriegen eh keinen Arzttermin und rufen die 112.“ Die ist aber echten Notfällen vorbehalten, etwa schweren Unfallverletzungen, Vergiftungen, Herz-Kreislaufstillstand, Schock, starke Blutungen oder Verbrennungen. Vermeidbare Notrufe führten zu Kettenreaktionen, die das System unter Druck setzen. In den Leitstellen werden mehr Disponenten benötigt, Mitarbeiter im Rettungsdienst arbeiten am Limit, Notaufnahmen werden überlastet und melden sich temporär ab. Akutpatienten können somit nicht immer adäquat versorgt werden oder müssen in weiter entfernte Krankenhäuser gefahren werden. Das stelle eine Belastung für die Patienten dar. mbu