Täglich mehr Einbrecher am Werk Oberfranken: Steuerbonus für Einbrecherschutz?

Von Elmar Schatz
Ein rabiater Einbrecher: Wichtig ist eine Meldeanlage, damit er nicht ungestört arbeiten kann. Foto: dpa Foto: red

Immer mehr Wohnungseinbrüche - das verunsichert viele Bürger. Ist es besser, mehr Polizei gegen die Kriminellen aufzubieten oder einen Steuerbonus einzuführen, den Hausbesitzer bekommen, die in Sicherheitstechnik investieren?

 
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Praktisch täglich schlagen Einbrecher zu: 382 Fälle sind allein in Oberfranken vergangenes Jahr gemeldet worden, 74 Fälle mehr als im Jahr davor, so die Statistik des Polizeipräsidiums in Bayreuth. Sollte ein Steuerbonus für Wohnungsinhaber eingeführt werden, die in Einbruchschutz investieren? Die Sozial-Staatssekretärin und Bayreuther SPD-Bundestagsabgeordnete Anette Kramme äußert sich dazu skeptisch.

Nichts ist beschlossen

Verschiedene Politiker fordern den Steuerbonus. Aber beschlossen ist nichts. Auch die mögliche Höhe der steuerlichen Absetzbarkeit ist vollkommen offen.

Zunächst sei es Aufgabe der Polizei, den Menschen Sicherheit zu vermitteln, erklärt Kramme. Maßgeblich sei daher, dass die Polizei vernünftig durch die Bundesländer ausgestattet werde und die personellen Kapazitäten besitze, die Täter ausfindig zu machen.

Ein Haus wirklich sicher zu machen, koste beachtlich Geld. Alle Programme und steuerlichen Abzugsmöglichkeiten seien wahrscheinlich eher ein Symbol als tatsächliche Hilfe, so Kramme. Wenn es freie Mittel gibt, so plädiert die Abgeordnete dafür, sie lieber zusätzlich in barrierefreien Wohnraum für ältere Menschen und Menschen mit Handicap zu investieren.

Teurer Einbruchschutz

Zweitausend bis fünftausend Euro – plus Montage – koste es, ein Haus durch eine Fachfirma einbruchsicher machen zu lassen, mit Bewegungsmeldern sowie Sensoren an Türen und Fenstern, erklärt Manfred Herr, Geschäftsführer der Bayreuther Firma ABV-Sicherheitssyteme GmbH. Hier gehe es um professionelle Technologie, die von Spezialisten projektiert und installiert werde.

Wichtig sei, dass Meldetechnik dabei ist; denn sonst könne ein Einbrecher in Ruhe arbeiten und gesicherte Fenster und Türen doch knacken. Moderne Anlagen lösen Alarm zum Beispiel auf dem Smartphone aus. Mehrere – unterschiedlich teure – Pakete sind im Angebot, beginnend bei zweitausend Euro zuzüglich Montage, sagt Herr.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüßt die Idee für eine steuerliche Förderung. „Alles, was es den Menschen leichter macht, teure und bessere Sicherungsmaßnahmen einzubauen, hilft“, so GDP-Chef Oliver Malchow.

Gegen die straff organisierten Einbrecherbanden sei zudem mehr Personal nötig. „Wir brauchen Ermittler, die Sach- und Fachverstand haben, denen wir auch Zeit geben, die Lage zu beobachten und Täterstrukturen erkennen zu können.“

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte Steueranreize angeregt, um den Einbruchschutz an Fenstern und Türen zu verbessern. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) unterstützt diese Forderung; die Innenministerkonferenz werde darüber beraten.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) verweist darauf, dass in NRW mehr als 40 Prozent der Einbruchsversuche an gut gesicherten Türen und Fenstern scheiterten.  „Unser Land fördert bereits jetzt mit zinsgünstigen Darlehen bauliche Maßnahmen zum Schutz gegen Einbrecher“, sagt Jäger. Auch ein Steuerbonus für mehr Einbruchschutz biete einen zusätzlichen Anreiz.

Burkhard Lischka (SPD) ist ebenfalls aufgeschlossen für einen Steuerbonus. Die steigende Zahl der Einbrüche verunsichere viele Bürger, sagte der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. "Insofern sind wir für Vorschläge zur Bekämpfung der Einbruchskriminalität offen". Lischka geht davon aus, dass zusammen mit der Union zeitnah Maßnahmen beschlossen werden können

Deutschlandweit 150 000 Einbrüche

Bundesweit wurden 2014 mehr als 150 000 Einbrüche registriert, ein Rekord gegenüber den Vorjahren, meldet die „Welt“. Bayern hatte vergangenes Jahr die größte Zunahme – mit einem Plus von 28,6 Prozent. In Oberfranken steigen die Einbruchszahlen seit zwei Jahren wieder. Aufgeklärt werden konnten hier nur knapp 23 Prozent der Einbrüche, wie das Polizeipräsidium im März mitteilte.

Die Einbrecher verduften nach dem Motto „Schnell rein, schnell weg“, so Kriminaldirektor Harald Osel, ranghöchster Kriminalbeamter Oberfrankens. Die digitalen Spuren, die solche Täter mit ihren eingeloggten Handys in den Telekommunikationsnetzen hinterlassen, seien bei der derzeitigen Gesetzeslage nach etwa einer Woche kalt. Das ist die Durchschnittsdauer für die Speicherung von Handydaten bei den Anbietern – sie diene alleine Abrechnungszwecken. Oberfrankens Polizeipräsident Reinhard Kunkel sagte: „Uns wäre sehr geholfen, wenn bei uns die 
EU-Empfehlung für eine Speicherung von mindestens drei Monaten umgesetzt würde.“                                       sche

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