Symphoniker feiern 70. mit Bundespräsident

Von Michael Weiser
Bundespräsident Joachim Gauck. Foto: Arno Burgi/dpa Foto: red

Bambergs Symphoniker feiern 70. Geburtstag. Und bekommen Besuch von Bundespräsident Gauck. Dem Ehrengast und vielen anderen Besuchern zeigten die Musiker beim Geburtstagsfest, warum sich ein Besuch auch zu anderen Tagen lohnt.

 
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Manchmal kann man neidisch werden. Wenn etwa, wie am Samstag in Bamberg, zusammenkommt, was ohnehin einfach zusammengehören zu scheint, und das am rechten Ort, einer Stätte, zu der man auch mal sechzig Kilometer weit pilgert, anstatt sich pflichtgemäß einzufinden. Das gehört eben alles zum Bamberger Wunder, das den eher allgemeingehaltenen Worten des Bundespräsidenten vorm Benefizkonzert – dass Kultur nicht nur in den Hauptstädten zu finden sei – etwas Entscheidendes hinzufügt.

In kleinen Städten kann sich Großes tun

Für die, die es nicht wussten, war dieser Abend der Fingerzeig: In kleinen Städten kann sich Großes tun. Der Anlass: Die Bamberger die Symphoniker feiern 70. Geburtstag, und Bundespräsident Joachim Gauck kam zum Gratulieren. Sein Geschenk: Die Bamberger durften das Benefizkonzert des Bundespräsidenten geben.

Böhmisches Programm

Sie gestalteten es so, wie es sie nach allgemeiner Meinung am besten könnten: mit einem böhmischen Programm. Die Ouvertüre zu Mozarts „Don Giovanni“, uraufgeführt im Prager Ständetheater, Bedřich Smetanas „Aus Böhmens Hain und Flur“, dem vierten Teil aus dem Zyklus „Mein Vaterland“, Mahlers 7. Symphonie, die der Komponist bei der Uraufführung 1908 in Prag selbst dirigierte.

Die Welt steht still

Und eigentlich genügt für die Beschreibung des Wunders ein kurzer Absatz darüber, wie die Bamberger diese ungeheuerliche Symphonie spielten. Kuhglocken, schnalzende Saiten, das Schlagen von Bögen auf den Steg – mit Klangeffekten spielte Mahler in dieser seiner Siebten so sehr wie mit harmonischen Einfällen. Da kann schon mal auf eine markige Bläserstelle ein inniges Streichquartett folgen, auf das launische Dahinschreiten des Weltgeistes in Quartintervallen ein traumhaftes Innehalten: Mit der Musik steht da das Treiben der Welt still.

Blick in eine bessere Welt

Es liegt nahe, sich dem hinzugeben, sich vom Klang einhüllen zu lassen. Dann aber landete man womöglich in Böhmens Wäldern. Aber da spielen ja die Bamberger Symphoniker. Und die können emotional so gut wie kühl, mit phantastischem Gefühl für die Dramaturgie des Werkes. Und da steht Jonathan Nott, der noch auf dem Pult seine Musiker zu beschwören scheint: Sängerisch spielen! Und mit eben dem Zug, um aus diesem Werk ein strahlendes Ganzes zu machen. Mit einem jubelnden Schlussatz, der endlich daran glauben lässt, was Mahler selbst über seine Symphonie sagte: „Ein Blick in eine bessre Welt“.

Publikum jubelte

Jubel, langer Beifall für dieses Orchester, das viele der Ehrengäste an diesem Abend vermutlich zum ersten Mal gehört haben. Man könnte neidisch werden, man muss es aber nicht. Man kann ja auch hinfahren. Bamberg scheint in diesen Tagen näher als eine gute Lösung für die Stadthalle in Bayreuth.