Sind wir allein in den unendlichen Weiten des Weltalls? Der amerikanische Astronom Seth Shostak ist überzeugt: „Allein in unserer Galaxie könnte es rund 10 000 außerirdische Zivilisationen geben. Von anderen Galaxien ganz zu schweigen.“
Die Suche nach außerirdischem Leben ist so faszinierend wie (bisher) ergebnislos. Zwar gibt es viele Vermutungen und Theorien über extraterrestrische Intelligenz, aber keinen einzigen konkreten Hinweis. Genauso wenig hat man Planeten gefunden, auf denen Leben existiert. Die Suche geht weiter – und vielleicht doch irgendwann mit Erfolg?
Sind wir allein in den unendlichen Weiten des Weltalls? Der amerikanische Astronom Seth Shostak ist überzeugt: „Allein in unserer Galaxie könnte es rund 10 000 außerirdische Zivilisationen geben. Von anderen Galaxien ganz zu schweigen.“
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Seit 2001 leitet der Astrophysiker Shostak – sein Spezialgebiet ist die Erforschung außerirdischer Intelligenz – das Seti-Projekt (Search for Extraterrestrial Intelligence/auf deutsch: Suche nach außerirdischer Intelligenz).
Der Hauptsitz der Organisation ist in Mountain View, eine Stadt im Santa Clara County (US-Bundesstaat Kalifornien). „In einem Universum mit Billionen Galaxien wäre es ziemlich vermessen anzunehmen, dass nur die Erde allein intelligente Kreaturen hervorgebracht hat“, schreibt Shostak auf der Seti-Webseite.
Seth Shostaks Schätzung beruht auf den Ergebnissen der Exoplaneten-Forschung und den mathematischen Berechnungen des US-Astrophysikers und früheren Seti-Präsidenten Frank Drake. Mit Hilfe der sogenannten Drake-Gleichung soll man die Zahl der intelligenten Lebensformen und Zivilisationen in unserer Galaxie abschätzen können.
Drake kommt zu dem Schluss, dass es bei optimistischer Schätzung rund vier Millionen bewohnte Welten, mindestens aber eine pro Galaxie geben könnte.
Extraterrestrisches Leben kann einfache biologische Lebensformen wie Mikrosphären (Molekül-Klumpen), Prionen (Protein-Strukturen), Viren und Prokaryoten (zelluläre Wesen) genauso umfassen wie pflanzliches und tierisches Leben und dem Menschen weit überlegene, komplexere Lebensformen.
„Eine ganze Reihe von Wissenschaftlern glaubt, dass es einfaches Leben, also Einzeller, im Universum und vielleicht sogar in unserem Sonnensystem geben könnte“, erklärt Karl Menten, Radioastronom und Direktor für Millimeter- und Submillimeter-Astronomie am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn.
Er stuft „Contact“, den legendären Blockbuster mit Jodie Foster aus dem Jahr 1997, als Science-Fiction und Produkt menschlicher Fantasie ein. Reales Leben im All sei dagegen etwas vollkommen anderes. „Selbst wenn es intelligentes Leben irgendwo anders gäbe, wäre der Kontakt wegen der Entfernung zur Erde praktisch unmöglich.“
Seti sei wie die „sprichwörtliche Suche in einem sehr, sehr großen Heuhaufen“, betont Menten. „Sicher wäre ein Erfolg eine der größten Entdeckungen aller Zeiten.“
Doch diese erwartet der Bonner Physiker von ganz anderer Seite. „Ein sehr sicherer Hinweis von erdähnlichem einfachem Leben wäre der Nachweis von Sauerstoffmolekülen in den Atmosphären von Planeten um andere Sterne“, erklärt Menten. „Dies könnte in der Tat mit Infrarot-Satellitenobservatorien in der nicht zu fernen Zukunft gelingen.“
Oder mit Raumsonden – wie „Voyager“. Seit bald 46 Jahren sausen „Voyager 1“ und „Voyager 2“ durchs Weltall - vorbei an Jupiter, Saturn, bis an den Rand unseres Sonnensystems. Kein Fühler der Menschheit reicht tiefer ins All hinein als diese Raumsonde.
Mit an Bord: Musik von Mozart und Louis Armstrong, Grußworte auf Arabisch und Mandarin. Angehört worden sind sie allerdings nicht – zumindest soweit wir wissen. Mit Sonden, bemannten Raumschiffen und Radaren so groß wie Fußballfeldern durchforsten Fachleute das All nach außerirdischem Leben – bislang vergebens.
Dennoch bleiben Experten wie Seth Shotak, Frank Drake und Karl Menten dabei: Wir sind nicht allein, dafür ist das Weltall einfach zu unendlich. Zudem gibt es deutlich mehr Planeten und damit möglichen Lebensraum im Universum als bisher angenommen. Nahezu täglich werden neue solche Exoplaneten entdeckt.
„Noch in den 1970er und 80er Jahren waren sich die meisten Fachleute darüber einig, dass Exoplaneten selten sind“, sagt der Raumfahrtexperte und Buchautor Eugen Reichl. Ein Exoplanet ist ein Himmelskörper außerhalb unseres Sonnensystems, der einen Stern wie etwa unsere Sonne umkreist. Heute seien aber schon rund 5500 solcher Planeten bestätigt.
Und: „Mittlerweile nehmen wir an, dass der weitaus überwiegende Anteil der etwa 100 Milliarden Sonnen unserer Heimatgalaxie von Planeten begleitet wird“, so Reichl. Nimmt man andere Galaxien aus den Weiten des Universums hinzu, steigt die Zahl möglicher Exoplaneten ins Unermessliche.Ist Leben auf anderen Planeten im Sonnensystem möglich?
Nur ein Bruchteil davon dürfte sich allerdings als Lebensraum eignen. Ein zentraler Faktor: der Abstand zur jeweiligen Sonne. „In unserem Sonnensystem gibt es ‚zweieinhalb’ Planeten in dieser habitablen Zone“, sagt Reichl. Die Erde liege optimal, der Mars am äußeren Rand und die Venus schon eher zu nah an der Sonne – ihr Klima ist auch durch einen Treibhauseffekt aus dem Ruder gelaufen.
Außerdem liegen Eismonde der äußeren Gasplaneten Saturn und Jupiter im Fokus: Unter ihren kilometerdicken Eisschichten könne sich Leben wie in unserer Tiefsee verbergen, sagt Reichl.
Gerade die Venus als „Zwilling“ der Erde steht immer wieder im Verdacht, außerirdisches Leben zu beherbergen. Mittlerweile ist aber klar: Die Wolkendecke der Venus besteht nicht aus Wasser, sondern aus Schwefel. Und mit über 450 Grad Celsius liegen die Temperaturen auf der Oberfläche eher ungünstig. Wenn es also Leben gab, dann wohl vor langer Zeit.
Zugrunde liegt all dem die Annahme, dass außerirdisches Leben ähnlich funktioniert wie hier auf Erden – dass es sich also um Organismen mit einem Stoffwechsel handelt, die unter anderem Wasser benötigen. Als Erfolge werden deshalb etwa Funde von Methan gedeutet, weil es ein Überbleibsel biologischer Prozesse sein kann. Forscher sprechen von einer sogenannten Biosignatur.
Auch außerhalb unseres Sonnensystems bleibt die Suche knifflig. „Wenn es ein Sonnensystem wie unseres in der Milchstraße gäbe, würde es uns aktuell durch die Lappen gehen“, sagt Louise Nielsen, die an der Europäischen Südsternwarte (Eso) in Garching zu Exoplaneten forscht. Die Verfahren, mit denen die Fachleute nach Planeten suchen, sind noch nicht fein genug, wie Nielsen sagt.
Allerdings gebe es eine Fülle von Missionen, die genau daran arbeiteten. „In den nächsten fünf bis zehn Jahren können wir hier einen Durchbruch erwarten“, sagt Nielsen. 1000 Jahre wären Aliens unterwegs zur Erde, wenn ihr Heimatplanet nur zehn Lichtjahre entfernt wäre und sie mit einem hunderstel Lichtgeschwindigkeit reisen könnten.
Die Suche nach ähnlichen Sonnensystemen ist wichtig, weil die meisten Sterne in der Milchstraße sogenannte Rote Zwerge sind. Sie werden zwar auch von Planeten aus Gestein und Wasser umkurvt, was eine wichtige Bedingung für Leben wäre. Allerdings beschießen Rote Zwerge ihre Planeten regelmäßig mit Röntgenstrahlung – das führt zu einem eher ungemütlichen Umfeld für Lebewesen.
„Eigentlich braucht es für höheres Leben einen Stern wie unsere Sonne“, erläutert Ulrich Walter, Ex-Astronaut und Professor für Raumfahrttechnik an der Technischen Universität München. Ein Planet in diesem Sonnensystem müsse außerdem groß genug sein, um eine Erdatmosphäre halten zu können.
Zusätzlich komme es auf den richtigen Mond an und auf ein konstantes Klima. „Und zwar für mindestens zwei bis drei Milliarden Jahre“, so Walter. So kommen einige Faktoren zusammen. Walter glaubt deshalb, dass Planeten wie unsere Erde sehr selten sind in der Milchstraße. Vielleicht sogar einmalig.
Trotzdem gehen Fachleute davon aus, dass es Leben gibt. „Wahrscheinlich liegt der erste Fund irgendwo zwischen Virus und Bakterium“, meint Eugen Reichl. Je komplexer die Lebensform, desto seltener.
Und selbst wenn es „Aliens“ geben sollte: Dass wir mit ihnen in Kontakt treten, dürfte wegen der enormen Distanzen unwahrscheinlich sein. „Angenommen, es gibt zehn Zivilisationen in unserer Milchstraße, dann wären sie im Schnitt etwa 30.000 bis 40.000 Lichtjahre voneinander entfernt“, sagt Ulrich Walter. Das bedeutet, ein Lichtsignal dorthin wäre mindestens 30 000 Jahre unterwegs – und ebenso lange müssten wir auf eine Antwort warten. „Ich denke, so kann keine Kommunikation gelingen.“
Walter, der 1993 ins All flog, schätzt vor allem die Chancen auf einen direkten Kontakt gering ein. Der vom Menschen erkundete Bereich des Kosmos sei im Verhältnis zur Milchstraße mikroskopisch klein. „Weniger als ein Sandkorn im Marianengraben“, sagt Walter.
Wie unüberbrückbar die Distanzen wären, rechnet Walter an einem Beispiel vor: Selbst wenn eine Zivilisation nur zehn Lichtjahre entfernt wäre, was als unwahrscheinlich gilt, und sie mit einer hundertstel Lichtgeschwindigkeit reisen könnte – mit herkömmlichen Antrieben undenkbar – wäre sie rund tausend Jahre unterwegs. „Die logische Konsequenz aus all dem ist, dass es auf Erden keine Außerirdischen geben kann“, sagt Walter.
Mit den Auswirkungen eines Treffen mit Außerirdischen befasst sich auch eine Spezialgebiet der Soziologie – die sogenannte Exosoziologie. „In der Wissenschaft wurden die kulturellen Auswirkungen des Kontakts mit einer außerirdischen Zivilisation lange Zeit unterschätzt“, sagt Michael Schetsche von der Universität Freiburg. Er hat sich auf die Exosoziologie spezialisiert, die das Verhältnis von Menschen und Außerirdischen in den Blick nimmt. Ein Direktkontakt sei zwar unwahrscheinlich, könne aber eine „kulturell verheerende“ Wirkung entfalten.
Ohnehin hält Schetsche es für wahrscheinlicher, dass wir ein Artefakt, ein Überbleibsel anderer Zivilisationen finden. Deshalb, weil der Faktor Zeit hier keine Rolle spiele. „So könnten wir in der Nähe der Erde noch heute die Überreste einer außerirdischen Expedition finden, die unser Sonnensystem erforscht hat, lange bevor die Menschheit überhaupt existierte“, so Schetsche. „Wir müssten nur danach suchen.“ Möglich wäre es natürlich auch andersherum – dass unsere Überreste gefunden werden, lange nachdem die Menschheit aufgehört hat zu existieren.