Subunternehmer werden nicht bezahlt und haben Arbeit eingestellt – Investor W.I.V. schiebt Schuld auf Abbruchfirma Bauskandal am neuen Fachmarktzentrum

Von Hans von Draminski
RESSORT: Pegnitz B1a SportFOTO: HvDMOTIV: Die Baustelle für das neue Fachmarktzentrum in Pegnitz: Ein Skandal um nicht bezahlte Subunternehmer erschüttert das ehrgeizige Projekt, 19. März 2013 Foto: red

Der Bau des neuen Pegnitzer Fachmarktzentrums wird von einem Skandal erschüttert: Mehrere Subunternehmer des von dem Weidener Unternehmen „W.I.V. Exclusivbau Bauträger GmbH" realisierten Projektes haben die Arbeit eingestellt, nachdem sie über Wochen nicht bezahlt wurden.

 
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Ins Rollen gebracht hat den Stein die Firma Troidl, die bei der Großbaustelle auf dem ehemaligen Dörfler- und Küfner-Gelände für die aufwendige Straßenreinigung zuständig war. „Inzwischen sind bei uns über 10.000 Euro Außenstände aufgelaufen, der zweite und dritte Abschlag wurden beide nicht mehr bezahlt", schimpft Firmenchef Heinrich Troidl.

Mauereinreißer

Beauftragt wurde Troidl wie andere lokale Unternehmen in Pegnitz nicht von „W.I.V. Exclusivbau", sondern von der ebenfalls in Weiden beheimateten Firma Prem, spezialisiert auf Abbrucharbeiten. Seniorchef Winfried Prem wurde vor einigen Jahren bundesweit bekannt, als er sich den prestigeträchtigen Großauftrag für den Abriss der Berliner Mauer sicherte. In Pegnitz hatte Prem, wie er am Dienstag auf Nachfrage erklärte, zunächst nur ein Angebot für den Abriss der Gebäude auf dem Dörfler- und Küfner-Gelände abgegeben. „Weil meine Offerte die preiswerteste war, bekam ich den Zuschlag", so Prem.

Der Vertrag mit „W.I.V" beinhaltete dann allerdings auch Aushub und Abtransport – Aufgaben, auf die der Abbruchspezialist Prem nach eigenen Worten nicht vorbereitet war und für die er seinerseits lokale Subunternehmer ins Boot holte, darunter die Pegnitzer Firma Troidl, die Creußener Spedition Raimund und den Michelfelder Transportunternehmer Leonhard Deiml.

Eben jene Subunternehmer warten nun zum Teil schon seit Wochen auf ihr Geld. Leonhard Deiml bezweifelt, „dass wir auch nur noch ein Fünferl sehen" und fügt hörbar verärgert hinzu: „So eine Sauerei haben wir noch nie erlebt." Er und seine Kollegen fühlen sich von der Firma Prem als der direkten Auftraggeberin geprellt. Prem seinerseits betont, er habe vom Bauträger „W.I.V" nicht genug Geld überwiesen bekommen, um seine Subunternehmer auszuzahlen.

W.I.V. widerspricht

Eine Darstellung, der „W.I.V."-Inhaber und -Geschäftsführer Michael Fritsch massiv widerspricht: Man habe die Zahlungen an die Firma Prem „ordnungs- und fristgemäß geleistet", so Fritsch. Fakt sei es allerdings, dass diverse Subunternehmer von der Firma Prem kein Geld bekommen hätten. „Die Firma Troidl hat sich direkt an mich gewandt.

Ich verstehe ja, dass die Leute sauer sind — aber ich kann ihnen nicht helfen und doppelt zahlen, wenn ihr Auftraggeber ihnen das Geld nicht weiterreicht", sagt Fritsch. Michael Fritsch räumt allerdings ein, dass man die Zahlungen an Prem gekürzt habe, nachdem dieser die vertraglich vereinbarten Leistungen nicht im geforderten Umfang erfüllt habe. „Das wundert uns aber im Nachhinein auch nicht, dass er das Soll nicht schafft, wenn seine Subunternehmer mangels Bezahlung die Arbeit einstellen", meint Michael Fritsch.

Heinrich Troidl gibt zu bedenken, dass die seiner Firma übertragene Straßenreinigung in den zurückliegenden Wochen – seit Januar hatte Troidl das Mandat – „extrem schwierig" gewesen sei. Sogar die Polizei habe mehrfach nachgefragt, warum die Straßen nicht gesäubert würden. „Aber bei minus fünf Grad können wir nicht mehr konventionell reinigen", verteidigt sich Troidl, der zwischendurch sogar einen Schneepflug einsetzte, um die Straße wieder sauber zu bekommen.

Prem: "Schlichtweg Betrug"

Nun fürchtet er, dass die harte, aufwendige Arbeit „für die Katz' war". Denn der Bauträger „W.I.V." hat auch ihm gegenüber unmissverständlich klar gemacht, dass man sich hinsichtlich der ausstehenden Gelder nicht in der Pflicht sieht. Winfried Prem, der seit Jahren mit „W.I.V." zusammenarbeitet, nennt es „schlichtweg Betrug, was da läuft", fühlt sich „übers Ohr gehauen und über den Tisch gezogen". Der Vertrag mit dem Bauträger habe „schnell schnell" unterschrieben werden müssen, während beispielsweise das Bodengutachten erst mit einiger Verzögerung eingetroffen sei – als sich aufgrund der Beschaffenheit des Untergrundes schon größere Probleme beim Aushub bemerkbar gemacht hatten.

Ein Insider, der seinen Namen nicht genannt haben möchte, will wissen, dass „diese Masche" durchaus branchenbekannt sei: Man übertrage die schwierigen Winter-Bauarbeiten an Subunternehmer, denen man nur die ersten Abschläge bezahlt, ehe die Zahlungen eingestellt und die Arbeiten an andere Vertragsfirmen vergeben werden.

Vertrag nicht gekündigt

Eventuell drohende Prozesse, so der Insider weiter, nehme man in Kauf. Winfried Prem betont in diesem Zusammenhang, dass sein Vertrag bis dato nicht gekündigt, sondern nur eingeschränkt sei und erklärt, dass sein Rechtsanwalt ihm Mut gemacht habe: „Wir haben gute Karten", so Prem.

Der Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab ist über den Vorgang „sehr verärgert" und meint, ihm seien die Querelen zwischen „W.I.V." und Prem „relativ egal". Raab war aufgefallen, dass Ärgernisse wie die Verschmutzung der Straßen durch den Baustellenverkehr zum Teil „erst nach mehrfachen Interventionen" abgestellt worden seien und zeigt Mitgefühl mit Unternehmen, die „unter öffentlichem Druck zum Wohle der Bürgerschaft" arbeiten und dann in Sachen Bezahlung „hängengelassen" werden. „Das widerspricht meinen moralischen Werten", sagt Raab ernst.

Die Arbeiten auf der Baustelle des Fachmarktzentrums sollen dennoch ungebremst weitergehen. Laut Michael Fritsch hat „W.I.V." inzwischen selbst Subunternehmer unter Vertrag genommen — „und die werden pünktlich bezahlt". Das Bauprojekt soll rechtzeitig zum Jahresende fertig werden.