Studiobühne: Zuschauer spielt mit

Von Michael Weiser
Rückkehr nach Bayreuth: Thomas Paulmann (mit Olga Seehafer) in "Die Unzetrennlichen". Foto: red Foto: red

Gastspiel an der Studiobühne: An Samstag und Sonntag, 13. und 14. Februar, gastiert Thomas Paulmann mit seinem Stück "Die Unzertrennlichen" in Bayreuth. Er verspricht: Theater zum Mitspielen. An einigen Punkten zumindest. 

 
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Theater soll, so sagen seine Befürworter, auch deswegen etwas Besonderes sein, weil jeder Abend anders ist. Man kann auch sagen: weil jeder Abend extra für die Besucher eben des Abends angerichtet ist. Nicht wie Fernsehen oder Kino, wo eine Vorführung eines Films der anderen gleicht. Nein, intim, echt und besonders auf eine Art, die man gerne authentisch nennt.

Besonders trifft dies auf die Form Theater zu, die Thomas Paulmann mit seinen Mitstreitern auf die Bühne stellt. Denn Paulmann lässt sein Publikum zwar nicht unbedingt mitspielen und auch nicht immer mitentscheiden. Aber: Das Publikum darf an einigen Punkten Weichen stellen. Und was dabei rauskommt, sieht eben jeden Abend anders aus.

Thomas Paulmann probiert das am kommenden Wochenende in Bayreuth aus. Es ist eine Heimkehr: Der 32-jährige Schauspieler und Musiklehrer stammt aus Bayreuth und sammelte erste Bühnenerfahrungen an der Studiobühne. Und dorthin kehrt er jetzt wieder zurück, mit Olga Seehafer und Gitarrist Jakob Fischer und mit seinem Stück „Die Unzertrennlichen“. Uraufgeführt wurde das Stück aus Paulmanns Feder in Haßfurt, dann lief es mit einigem Erfolg in Bamberg. „Und nachdem Bayreuth meine Heimatstadt ist, müssen wir auch da noch hin“, sagt er. „Umso mehr, da die Studiobühne meine Heimatbühne ist.“

Paulmann spielt im Ensemble Ernst von Leben und im Theater im Gärtnerviertel. Dort arbeitet auch Nina Lorenz, die er als Regisseurin für „Die Unzertrennlichen“ gewinnen konnte. Nach Bamberg kam er letztlich über das Studium. „Ich wollte zunächst nicht zu weit weg von der Familie“, sagt er. Schließlich zog er nach Berlin, für eine Auszeit zum Schreiben. Einige Stücke verfasste er, sogar Preise gewann er, etwa die Auszeichnung des Bundes der Amateurtheater für „Die Königskinder“. „Mich interessiert das Zwischenmenschliche. Wie bei Yasmina Reza: diese Zwischentöne, wie sich die Gewichte langsam verlagern, bis eine Sache umkippt.“ Dort merkte Paulmann, dass „mir meine fränkische Heimat sehr am Herzen liegt“. Also zog er nach drei Jahren in Moabit zurück nach Bamberg, „weil das eine wunderbare Stadt ist, mit so vielen Möglichkeiten“. Das sei natürlich auch Bayreuth, beeilt er sich zu sagen, aber: Die Stadt habe ihre Möglichkeiten noch nicht so gut ausgeschenkt. Wo bleibe der Spaß für jüngere Leute, die Kultur unterhalb von Wagner? „Wir wollen ein jüngeres Publikum ansprechen“, sagt er.

An der Studiobühne spielte er in Stücken wie „Ein Phönix zu viel“, „Sein oder Nichtsein“. Oder auch mal im „Hässlichen Entlein“. Zuletzt war er in der Eremitage im „Till Eulenspiegel“ zu sehen. Bei seiner Rückkehr nach Bayreuth präsentiert er Improtheater, wie er erklärt, aber eines mit Zügeln. „Wir bleiben in unseren Rollen“, sagt er. Dem Mamaladnamala wolle er keine Konkurrenz machen.

Die Zuschauer dürfen die Rolle des Gastes an der Kaffeetafel spielen und werden ab und zu ins Gespräch eingebunden. „Mein Ziel ist es, die Möglichkeiten des Theaters auszuloten und die Nähe zum Publikum zu nutzen“, sagt Paulmann. Da gibt es eine Szene, in der das Paar auf der Bühne über den Urlaub diskutiert, „und den Namen für diesen Ort holen wir uns, indem wir das Publikum nach seinem letzten Urlaubsort befragen“. Und es gibt eine Szene, in der die Zuschauer erzählen sollen, wie das nun war mit dem ersten Kuss. „Da bin ich schon mal fast ausgezogen worden, weil das Publikum es so vorgegeben hat.“

Neue Projekte in Bayreuth?

Paulmann kann sich vorstellen, danach noch weitere Projekte in Bayreuth zu realisieren. Projekte, wie er sie auch schon in Bamberg auf die Bühne gebracht hatte. „Brauer sucht Frau“ etwa, eine auf Bamberg gemünzte Biergeschichte, oder die „Tatort“-Impros, die Paulmann und Mitstreiter auch mal stilecht auf der Polizeiinspektion spielen. Als improvisierende Schauspieler zwar, aber in einem Punkt realistischer als alle Kollegen im Fernsehen. Da das Publikum kräftig mitbestimmen darf, kann die Geschichte auch mal versanden. „Es ist schon passiert, dass wir einen Fall nicht lösen konnten.“ Auch da wäre dann das Theater anders als viele Filme. Nämlich ganz nahe am echten Leben mit Niederlagen auch für die Guten.

Info: Man wächst in seiner kleinen Heimatstadt heran und geht dann weg, um woanders groß zu werden. Und das ist für Künstler gar nicht mal ungewöhnlich. Wir möchten Ihnen Kreative vorstellen, die irgendwann Bayreuth den Rücken gekehrt haben, um dann doch wieder zurückzukehren. „Bye-bye Bayreuth“ nennen wir unsere kleine Serie. Und sagen: Willkommen zurück, und sei’s nur für eine Stippvisite. Thomas Paulmann kehrt am Wochenende nach Bayreuth zurück, für zwei Gastspiele mit dem Stück „Die Unzertrennlichen“. Am 13. und 14. Februar in der Studiobühne, am Samstag um 20 und am Sonntag um 17 Uhr.