Studie gibt örtlichen Geschäften schlechte Zukunftschancen – Chef der Einzelhändler: Ich sehe schwarz Onlinehandel bedroht Kulmbach

Von Peter Engelbrecht
Viele Geschäfte unter einem Dach: Das ist das Konzept des Einkaufzentrums Fritz in Kulmbach. Foto: Harbach Foto: red

Der überregionale Onlinehandel bedroht zahlreiche Innenstädte, etwa in Kulmbach und Hof. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der „Wirtschaftswoche“. Der Chef der Kulmbacher Einzelhändler bestätigt die Ergebnisse und sieht für Kulmbach „eher schwarz.“

 
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Die bundesweiten Onlinehändler werden vor allem mittelgroßen Städten mit wenig attraktivem Handelsangebot, schwacher Kaufkraft und einer attraktiven Nachbarstadt „kräftig zusetzen“, ergibt die Untersuchung. Autor ist Jörg Funder, Handelsprofessor an der Hochschule Worms. Er untersuchte 585 Städte zwischen 20 000 und 100 000 Einwohner auf ihre Kaufkraft- und Bevölkerungsentwicklung sowie die Stärke des örtlichen Handels. Dabei wurden die 25 Städte ermittelt, die besonders schlecht auf die Internetkonkurrenz vorbereitet sind – und die 25 Städte, die vergleichsweise gut gerüstet sind.

Besonders düster ist die Lage laut den Studiendaten in Bad Hersfeld, Hannoversch Münden, Hof, Coswig und Pirmasens. Diese fünf Städte sind laut der Untersuchung die bundesweiten Schlusslichter. Durch den wachsenden Onlinehandel und ohne Gegenmaßnahmen könnte die Zahl der Leerstände und Geschäftsaufgaben hier in den nächsten Jahren deutlich steigen. Bayern hat drei Problemstädte: Waldkraiburg, Kulmbach und Hof. Rund um Berlin und in einem schmalen Streifen von Südhessen bis Baden-Württemberg liegen die 25 Städte, die mit Wachstum und Handelsansiedlungen punkten und damit gute Perspektiven haben. Leutkirch im Allgäu und Unterhaching bei München gehören dazu.

„Ich glaube das unbesehen. Man muss ja nur mit offenen Augen durch die Innenstadt laufen“, sagt Christoph Hofmann zu den Studienergebnissen. Er ist Vorsitzender von „Unser Kulmbach“, dem Zusammenschluss von 45 örtlichen Einzelhändlern. Den Zustand der Innenstadt beschreibt Hofmann in düsteren Farben: Früher habe es vier Haushaltswarengeschäfte und vier Musikläden gegeben, heute existiert keines mehr davon. „Das Internet und die Nachbarstadt Bayreuth ziehen Kaufkraft ab“, ist er überzeugt. Die Kommunalpolitik sollte sich überlegen, wie sie den örtlichen Handel unterstützen kann. Vorstellbar sei hier eine Initiative unter dem Motto „Bequem und preisgünstig einkaufen“ oder eine Stadtsparkarte, auf der es beim örtlichen Einkauf Gutschriften gibt. „Für Kulmbach sehe ich eher schwarz“, meint Hofmann zur Zukunft der Innenstadt. Er selbst betreibt einen Laden mit Lotto, Buchhandel und Schreibwaren.

Von einem spürbaren Rückgang der Kundenfrequenz in den Innenstädten spricht auch der Handelsverband Bayern. „Besonders kleinere Orte geraten durch den Strukturwandel im Einzelhandel unter Druck“, meint Bezirksgeschäftsführerin Sabine Köppel mit Sitz in Bayreuth. Ihre Vorschläge: Mit Events, Öffnungszeiten, wenn die Kunden unterwegs sind, und Onlineshops, die im Netz leicht zu finden sind, neue Kunden werben. Ein Drittel der Händler bietet laut Köppel die Möglichkeit zum Onlineeinkauf.

„Wir als Stadtverwaltung haben grundsätzlich keinen Einfluss auf das Kaufverhalten der Menschen vor Ort“, sagt Andrea Mandl von der Pressestelle der Stadt Kulmbach. Begrenzt sei der Einfluss auch, wenn es um die Ansiedlung einzelner Unternehmen geht. Die Wirtschaftsförderung versuche, Liegenschaften zu vermarkten. Doch letztlich habe die Stadt wenig Handhabe, den Handel in seiner Struktur zu stärken. Mit Festen und Märkten versuche man, Menschen und damit auch Kaufkraft nach Kulmbach zu bringen.

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