Streit um Kastration von Ferkeln

Ferkel in einer Box einer Schweinezuchtanlage in Mecklenburg-Vorpommern. Die Kastration von Millionen Ferkeln ist laut dem bayerischen Bauernpräsidenten Heidl derzeit für eine gute Fleischqualität unvermeidbar. Archivfoto: Jens Büttner/dpa Foto: red

Früher kam der Sauschneider. Heute nimmt der Tierarzt oder der Bauer selbst die Kastration vor. Millionen Ferkel werden kastriert, weil das Fleisch sonst unangenehm riechen kann. Der Eingriff ist umstritten. Eine Alternative sehen die Landwirte derzeit nicht.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Kastration von Millionen Ferkeln ist laut Bauernpräsident Walter Heidl für eine gute Fleischqualität bisher unvermeidbar - und hat außerdem jahrhundertelange Tradition. Weil das Fleisch eines Teils der männlichen Schweine durch die Hormone einen strengen, unangenehmen Geruch bekommt, sehe er derzeit keine Alternative zu dem Eingriff. "Es gibt keine andere Möglichkeit, die Geruchsabweichungen sicher zu vermeiden", sagte der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes der Deutschen Presse-Agentur. "Der Verbraucher legt zu Recht Wert auf einwandfreies Fleisch. Daher darf es keine Kompromisse bei der Qualität geben", argumentiert Heidl.

Eber mit Hormonpräparaten impfen?

Es gebe eine Methode, Eber während der Mast mit Präparaten zu impfen, die den Hormonhaushalt so regulieren, dass sich der Hoden nicht ausbildet und damit die Produktion der Geschlechtshormone unterdrückt wird. Allerdings sei zu befürchten, dass die Verbraucher und Teile des Lebensmittelhandels, der Schlachtwirtschaft und der Verarbeitung das nicht akzeptieren. «Meine Sorge ist, dass der Verbraucher verunsichert wird und das Image des Schweinefleisches leidet.»

Kastration sei keine Erfindung der Neuzeit. "Das hat nichts zu tun mit Haltungsformen, nichts mit der heutigen Tierhaltung." Schon in früheren Jahrhunderten mochten die Menschen das Fleisch mancher Eber nicht. Es gab damals den «Sauschneider» als eigenen, angesehenen Berufsstand. Er kümmerte sich insbesondere um die Kastration von Schweinen, aber auch von Hengsten und Stieren.

Nicht jeder ist gleich empfindlich

Grund für den Geruch sind die Substanzen Androstenon und Skatol. Er tritt vor allem beim Erhitzen des Fleisches auf. Allerdings ist nicht jeder Mensch gleich empfindlich.

Rund 20 bis 25 Millionen Schweine werden jährlich in Deutschland kastriert. Gemäß Tierschutzgesetz ist die Kastration bis Ende 2018 ohne Betäubung in der ersten Lebenswoche erlaubt.

Eine freiwillige Vereinbarung zur Schmerzmittelgabe bei der Kastration hatte der Deutsche Bauernverband mit dem Verband der Fleischwirtschaft und dem Hauptverband des deutschen Einzelhandels bereits 2008 unterzeichnet. Auch die Entwicklung alternativer Verfahren sei vereinbart, mit der Vorgabe, dass diese Methoden keine Risiken für Verbraucher oder Tiere bringen dürften, sagte Heidl. "Der Bauernverband bringt sich schon seit Jahren konstruktiv ein, den Eingriff so schonend und schmerzarm wie möglich zu gestalten."

Nachfrage nach besserer Tierhaltung

Die Bauern arbeiteten stets an Verbesserungen bei der Tierhaltung. Das zeige die starke Nachfrage besonders der Schweinehalter für die Initiative Tierwohl. In Bayern hatten sich knapp 470 Schweinehalter angemeldet, aber nicht einmal 200 könnten teilnehmen und tiergerechte Maßnahmen mit Hilfe von Kostenerstattungen umsetzen. Der Fonds von Lebensmittelhandel, Verarbeitung und Gastronomie müsse aufgestockt werden, damit mehr Landwirte teilnehmen könnten, verlangte Heidl. «Insbesondere der Lebensmitteleinzelhandel muss beweisen, dass er es wirklich ernst meint, das Tierwohl voranzubringen, und geschlossen seinen Finanzierungsbeitrag erhöhen.»

dpa

Autor

Bilder