Strafe für eine letzte Rosi-Schlägerei

Von Manfred Scherer
Symbolfoto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa Foto: red

Der Schauplatz ist im Mai abgebrannt. Vor der Bar der verschwundenen Rosenau spielte sich Ende März noch eine Schlägerei ab - ein Klassiker für einen Bayreuther Amtsrichter. Einer der letzten Rosi-Schläger kam nun in seinem Prozess mit einem blauen Auge und einer Geldstrafe davon.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Es ist, wie so oft, bei Prügeleien unter Alkoholeinfluss, eine Geschichte mit unterschiedlichen Versionen. Der 34-jährige Angeklagte, der gegen Ende der Freitagabend-Rosi-Party zwei ihm unbekannte Männer geschlagen haben soll, spricht von einer aus dem Ruder gelaufenen Notwehr. Er sei mit zwei Kumpels unterwegs gewesen. Einer der Kumpels hatte Stress "mit einem von denen". Er selbst, sagt er, musste ob der fünf Bier und fünf Schnäpse, die er getgrunken hatte, aufs Klo: "Ich kam zurück, da reicht mir einer von denen einen Schnaps. Ich hab gesehen, wie er vorher ins Glas spuckte." Da begann der Streit richtig: "Deinen Sch... kannst du selber trinken, hab ich gesagt, und ihm das Glas ins Gesicht geschüttet." Da habe der andere angefangen zu schlagen und der Angeklagte will sich nur gewehrt haben.

Einer der Beteiligten will nüchtern gewesen sein

Anders als der Angeklagte war zumindest einer der attackierten Männer nach seiner eigenen Aussage nüchtern. Der 21-Jährige berichtet, der Angeklagte habe ihn und seinen Kumpel bereits beim Eintreffen im Lokal beleidigt: "Wir sind weiter, wir wollten keinen Ärger." Wenig später beobachtete der junge Mann, am Tresen lehnend, aus des Augenwinkeln dies: "Die zwei haben miteinander getrunken. Mein Kumpel hat ihm einen ausgegeben. Ich hab' dann nur gesehen, dass mein sich mit schmerzverzerrtem Gesicht abgewandt hat. Ich bin dazwischen und hab' was abgekriegt. Ich bin zu Boden."

Drei Mal "Ficken" macht keinen Frieden

Der Kumpel, ein 26-Jähriger berichtet im Zeugenstand vor Amtsrichterin Christiane Breunig: "Es war gegen Ende mitten in der Nacht. Ich bin von der Tanzfläche zur Bar." der Angeklagte habe zu ihm etwas gesagt, was er nicht verstanden habe - "aber ich habe sein böses Gesicht gesehen. Ich wollte keinen Ärger und dachte mir: Geb ich ihm halt einen aus." Und so bestellte der 26-Jährige drei kleine "Ficken", das ist ein Partyschnaps, genau genommen ein Likör aus Josta-Beeren. Doch der Angeklagte habe das Friedensangebot nicht angenommen und "mir das Glas auf T-Shirt geschüttet."

Der Kampf endet auf dem Sofa

Was dann genau geschah? Der 26-Jährige spürte zwar am Tag danach Schmerzen, in jenem Moment vor der Rosi-Bar hat er keinen Schlag kommen sehen, nur "etwas gespürt". Er bestätigt, dass sein 21-jähriger Kumpel dazwischen und zu Boden gegangen sei. Der Angeklagte habe seinen Kumpel in die "Zange" genommen, zu dritt sei man auf einem der - zwei Monate später ebenfalls abgebrannten - Rosi-Sofas gelandet. Junge Frauen hatten die Sicherheitsleute alarmiert, die die Kampfhähne trennten.

Angeklagter hat einschlägige Vorstrafen

"Keiner hat den ersten Schlag gesehen", machte Verteidiger Wolfgang Schwemmer ein Zwischenresümee und regte an, eine der zwei angeklagten Körperverletzungen einzustellen - erfolgreich. Damit blieb übrig: Die Schläge gegen den jungen Mann, der die Schlagerei beenden wollte. Anhand des Vorstrafenregisters zeigte sich, dass der Angeklagte im betrunkenen Zustand seine Fäsute nicht im Griff hat. Im Jahr 2006 waren im ein Jahr und zehn Monate sowie der Aufenthalt in einer Entziehungsanstalt aufgebrummt worden. 2009 bekam er nochmal drei Monate auf Bewährung.

Und dieses Mal? Der Staatsanwalt wollte die Sache nicht sehr hoch hängen und beantragte trotz der einschlägigen Vorstrafen eine Geldstrafe von 100 Tagessätze zu je 20 Euro. Verteidiger Schwemmer beantragte 90 Tagessätze. Die Richterin beließ es bei den 90 Tagessätze und meinte, sie habe über eine Freiheitsstrafe nachgedacht, sei jedoch zu folgendem Schluss: Die Vorstrafen des Angeklagte lägen schon soweit zurück, dass sie ihm unterstellen könne, die Schlägerei sei ein einmaliger Ausrutscher gewesen. Zumindest für diesen Angeklagten war es die letzte Show in der Rosenau.

Bilder