Sternsinger Meist keine Tour von Haus zu Haus

Frank Heidler
Viele Gemeinden in der Region verzichten dieses Jahr abermals auf Haustürbesuche und Aussendungsgottesdienste. Schließlich sind viele Kinder und damit potenzielle Heilige Könige und Sternträger nicht gegen das Coronavirus geschützt. Foto: dpa/Henning Kaiser

Eigentlich ist es ein urkatholischer Brauch: Auch in diesem Jahr findet die traditionelle Benefizaktion für notleidende Kinder auf der ganzen Welt vielfach unter veränderten Rahmenbedingungen statt. Das zeigte auch eine Umfrage im katholischen Seelsorgebereich Auerbach-Pegnitz.

 
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Pegnitz/Auerbach - Erneut müssen sich die Auerbacher Gläubigen mit einem schriftlichen Sternsinger-Gruß begnügen. So soll der Pandemie ein Schnippchen geschlagen werden, schildert Pfarrer Marek Flasinski. Um drohende Ansteckungen zu vermeiden, wurde auf die Sternsinger-Tour „von Haus zu Haus“ komplett verzichtet.

Der Seelsorger betont aber: „Im Gottesdienst am 6. Januar wird allen Gläubigen der Segen erteilt.“ Gleiches gelte für die Gottesdienste in Michelfeld und Gunzendorf am Dreikönigstag. Selbstverständlich sei es aber auch bereits „im Vorfeld“ möglich, Missionsprojekte finanziell zu unterstützen.

Nur bis zur Haustüre

Ganz anders war die Sternsinger-Praxis in der Zeit vor der Corona-Pandemie: „Damals waren die Gruppen an drei bis vier Tagen unterwegs.“ Insgesamt waren in Auerbach, Michelfeld und Gunzendorf rund 14 bis 17 Sternsinger-Teams auf Tour. Zuvor hatte es einen Aussendungsgottesdienst gegeben. Nach dem Abschlussgottesdienst der heimischen Sternsinger-Aktion am 6. Januar sei er als Pfarrer immer mit den beteiligten Kindern und Jugendlichen zum Pizza-Essen gegangen. Pfarrer Flasinski abschließend: „Ich hoffe, dass es im nächsten Jahr wieder besser mit dem Rundgang der Sternsinger-Gruppen klappt.“

Einschränkungen gibt es auch bei der Sternsinger-Aktion in Trockau: „Unsere Sternsinger bleiben draußen vor der Haustür stehen“, erklärt Pfarrer Josef Hell. Nach ihrem Segensspruch versehen sie die Haustür mit den üblichen Segenskürzeln „C + M + B“ samt Jahresdatum. Diese bedeuten keineswegs „Caspar, Melchior und Balthasar“, wie manche Gläubige immer noch meinen.

Lateinischer Segensspruch

Stattdessen verbergen sich dahinter die lateinischen Worte „Christus mansionem benedicat“ (auf Deutsch: „Christus segne dieses Haus“), erklärt Pfarrer Hell.

Die beteiligten Ministranten würden auf fünf Gruppen zu je vier Personen aufgeteilt. „Das sind Schüler und eine ältere Begleitperson.“ Also ein erfahrener Ministrant oder ein Erwachsener aus der Pfarrei. Der katholische Geistliche ging auch auf örtliche Besonderheiten der Sternsinger ein: „In Büchenbach wird gesungen, in Trockau dagegen nicht.“ Großer Wert werde dabei auch auf wetterfeste Kleidung gelegt. „Die sind bei jedem Wetter unterwegs“, weiß der Geistliche. Ganz egal also, ob es stürmt, regnet oder schneit. Beim standesgemäßen Outfit der Sternsinger-Könige sind die Mütter der Ministranten gefordert. Sie sorgen für passende Kleidung.

Der Aussendungsgottesdienst der Trockauer Sternsinger findet am Donnerstag, 6. Januar, um 10 Uhr statt.

Der Erlös aus der örtlichen Sternsinger-Aktion geht an das Kinderhilfswerk der katholischen Kindermission in Aachen. Hell zufolge sei das die wahrscheinlich weltweit größte Kinderhilfsaktion. „Wir sind dankbar, dass die Kinder sensibel genug sind, um anderen Kindern zu helfen.“ Und fügt hinzu: „Dieses Unterwegssein ist nicht mehr selbstverständlich.“

Aus Creußen berichtet der dortige Pfarrer Samuel Patton: „Bei uns liegen in den Kirchen Listen zur Sternsinger-Aktion aus.“ Maximal 20 Familien könnten sich in Creußen und die gleiche Anzahl in Schnabelwaid eintragen, wenn sie einen Besuch der Sternsinger wünschten. Das wäre nicht verboten. Genauso habe man es auch vor einem Jahr gemacht. Die Besuche an der Haustür erfolgten dann am Dreikönigstag, der Aussendungsgottesdienst wäre am Tag zuvor. Insgesamt fünf Sternsingergruppen seien in Creußen und Schnabelwaid unterwegs.

Die Pottensteiner Pfarrsekretärin Daniela Thiem-Förster hat in den Vorjahren selbst immer die Sternsinger in der Stadt begleitet. „Das waren damals die Heiligen Drei Könige.“ Manchmal sei auch ein viertes „Sternenkind“ mitgelaufen. Dieses habe dann den Stern tragen dürfen.

Keine Besuche in den Häusern

Doch auf all das müssen die katholischen Gläubigen diesmal in dem Felsenstädtchen verzichten. „Wir machen keine Hausbesuche, denn die jüngeren Kinder sind ungeimpft“, erklärt Thiem-Förster. Als Ersatz würde jedem Gemeindeglied ein Aufkleber mit Segensspruch für die Haustür samt Spendentüte und Neujahrsgruß von Pfarrer Dominik Urban in den Briefkasten geworfen.

Die Besuche „von Haus zu Haus“ seien dem Vorbereitungsteam „zu heikel“ gewesen. Denn die Erfahrung habe gezeigt, dass die Sternsinger häufig in Häuser eingeladen worden seien.

Spendendosen fürKindermissionswerk

Statt eines Aufklebers könne an den Haustüren wie seit jeher die Aufschrift per Kreide angebracht werden. Üblicherweise waren in den vergangenen Jahren sechs bis sieben Sternsingergruppen in Pottenstein unterwegs gewesen. Aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie kann auch heuer die Aktion „Dreikönigssingen“ in den Pfarrgemeinden Königstein und Edelsfeld nicht wie gewohnt durchgeführt werden. Um dennoch Spenden für das Kindermissionswerk zu sammeln, sind in der Zeit bis zum 9. Januar Spendendosen in den Geschäften beider Pfarreien, in Arztpraxen und beim Friseur aufgestellt. Auch bei den Gottesdiensten werden Spendendosen aufgestellt, Weihrauch-Kohle-Kreide-Päckchen verkauft und Aufkleber für die Haustüren bereitgestellt.

„Gesund werden – gesund bleiben. Ein Kinderrecht weltweit“: So lautet das Motto Sternsinger-Aktion in diesem Januar. Im Mittelpunkt dieser jetzigen Sternsinger-Aktion steht diesmal die Gesundheitsfördung von Kindern in Afrika.

Weltweit hat die Gesundheitsversorgung von Kindern schon Fortschritte gemacht: Während im Jahr 1990 noch 12,7 Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag gestorben sind, konnte die Kindersterblichkeit bis 2015 halbiert werden. Der Anteil untergewichtiger Kinder ging im gleichen Zeitraum von 25 auf 14 Prozent zurück.

In Afrika südlich der Sahara schlafen mittlerweile mehr als zwei Drittel aller Kinder unter einem imprägnierten Moskitonetz. Dadurch gingen die Malaria-Todesfälle stark zurück. Doch trotz dieser ermutigenden Entwicklungen ist die Kindergesundheit vor allem in den Ländern des globalen Südens stark gefährdet. Das liegt an schwachen Gesundheitssystemen und fehlender sozialer Sicherung.

Bis heute hat die Hälfte der Weltbevölkerung keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung. Vor allem in Afrika sterben täglich Babys und Kleinkinder an Mangelernährung, Durchfall, Lungenentzündung, Malaria und anderen Krankheiten, die man vermeiden oder behandeln könnte.

Die Folgen des Klimawandels und der Corona-Pandemie gefährden die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen erheblich – und sie bedrohen die Fortschritte der vergangenen Jahrzehnte.

Gemäß der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen hat jedes Kind ein Recht „auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit sowie auf Inanspruchnahme von Einrichtungen zur Behandlung von Krankheiten und zur Wiederherstellung der Gesundheit“. Die Partner der Sternsinger begleiten Frauen während der Schwangerschaft und unterstützen sie dabei, ihren Kindern einen gesunden Start ins Leben zu ermöglichen. Sie impfen Babys, behandeln Kinder und tragen mit Ernährungshilfen dazu bei, sie zu stärken und weniger krankheitsanfällig zu machen.

In schulischen Gesundheitsclubs lernen Kinder, dass schon einfache Hygienemaßnahmen wie Händewaschen dazu beitragen, ihre Gesundheit zu schützen. Ihr Wissen tragen die Mädchen und Jungen dann in ihre Familien und Dorfgemeinschaften. Die Kinder erfahren, dass sie ein Recht auf Gesundheit haben.

Mit Hilfe der Sternsinger in katholischen Pfarreien wurden seit über 60 Jahren in rund 100 Ländern Projekte unterstützt. In dieser Zeit wurden für Benefizvorhaben rund 1,23 Milliarden Euro gesammelt und etwa 76.000 Projekte unterstützt.

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