Ohne Fleiß kein Preis
Bloß: Ohne Talent und Durchhaltevermögen hilft einem auch das hoch dosierte Vitamin B nichts. McCartney hat beides. Seit sie das erste Mal in das mit Chloé-Kreationen vollgestopfte Ankleidezimmer ihrer Mutter Linda spazierte, wusste McCartney, was sie werden wollte. 1997 übernahm sie mit erst 25 Jahren die Kreativabteilung in dem Pariser Modehaus Chloé, und das nur zwei Kollektionen nach ihrem Abschluss an der vielleicht berühmtesten Modeschule der Welt, dem Central Saint Martins.
Lästernder Lagerfeld
Die Skepsis war groß in der Branche. Karl Lagerfeld lästerte, man hätte für den Job einen bekannten Namen nehmen sollen – allerdings aus der Mode, nicht aus der Musik. Doch Chloé profitierte von der Kreativität der jungen Frau, die sich eine Mode für ihresgleichen ausdachte. Sie ging auf die tollsten Partys, war und ist befreundet mit den ehemaligen Supermodels Kate Moss und Naomi Campbell, die wiederum McCartneys Mode nicht nur präsentierten, sondern auch gern trugen, weil die Sachen bei all der politischen Korrektheit witzig waren, selbstironisch.
Sexistisch oder ironisch?
McCartneys Entwürfe sind sexy – und humorvoll. Sie steckte Frauen in Vintagekleider, als das noch schäbig war. Sie verzierte T-Shirts mit schreienden Politslogans. Sie schneiderte perfekte Anzüge für ihre Models und setzte ihnen diamantbesetzte Pilotensonnenbrillen auf die Nase. Noch lustiger waren nur noch die Ananas-Bikinis, die sie für Chloé gemacht hatte. Hätte sich das seinerzeit ein männlicher Designer erlaubt, man hätte ihn als Sexisten beschimpft. Bei McCartney war es einfach bloß cool. So cool, dass sie zur Jahrtausendwende das Brautkleid für Madonna anlässlich der Hochzeit mit Guy Ritchie schneidern durfte.
Von wegen flüchtig
Das alles scheint eine Ewigkeit zurückzuliegen, die Aufregung um Madonna, Kate Moss und die Frage, was Karl Lagerfeld zu allem so denkt und über wen er lästert. Und die auch Mode ist längst nicht mehr das, was sie einmal war. Das Reich der Mode gilt üblicherweise als das Reich der Flüchtigkeit, so die Kulturwissenschaftlerin Barbara Vinken, ihre Zeit sei nicht die Ewigkeit, sondern der Augenblick. Stella McCartney sah aber früher als andere, das selbst die Modebranche nicht umhin kann, sich der Nachhaltigkeit zu widmen. Der nachhaltige Erfolg gibt Stella McCartney recht.