Stefan Specht: Sanierung der Stadthalle als Multifunktionsbau bringt Bayreuth nichts Stadthalle: CSU rückt von Kongressplänen ab

Von Michael Weiser

Die Bayreuther CSU  geht auf deutlichen Abstand zu den Sanierungs- und Umbauplänen für die Stadthalle. "Die Stadthalle wird niemals die Funktion eines professionellen Kongresszentrums übernehmen können", sagt Fraktionschef Stefan Specht. Damit geht er ein Jahr vor dem geplanten Start der Bauarbeiten erneut auf Konfrontationskurs zu Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe.

 
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Brigitte Merk-Erbe hatte sich erst vor kurzem im "Kurier" über ihre Ziele geäußert. Was die Stadthalle betrifft, hieß das vor allem: Bloß keine neue Grundsatzdebatte, "ein Zurück", so Merk-Erbe, "darf es nicht geben". Adressat dieser Richtungsansage: Stefan Specht, der beim Neujahrsempfang der CSU schwere Zweifel am Kongresskonzept geäußert hatte. Die Stadthalle tauge nicht als Multifunktionsgebäude.

Gegenüber dem "Kurier" bestritt Specht die Absicht, irgendein Paket wieder aufzuschnüren zu wollen. Das sei nicht möglich, schließlich habe man überhaupt gar kein Paket  verabschiedet. "Uns gehts ums Thema Großes Haus. Da haben wir noch gar keine abschließende Entscheidung getroffen." Anders gesagt: Specht will nicht "Zurück" sprechen, so lange für ihn noch nicht klar ist, wo's überhaupt genau hingehen soll. "Wir wollen das Große Haus der Stadthalle ausschließlich als Konzert- und Theatergebäude", sagt er jedenfalls.

Die Geschichte

Seit 2001 geht Bayreuth mit den Plänen für ein Kongresszentrum schwanger. Die CSU hatte ursprünglich das Konzept von Jeff Maisel favorisiert: ein neuer Kongressbau auf dem Gelände der alten Brauerei an der Kulmbacher Straße. Nach der Ablehnung dieser Pläne durch die  Mehrheit des Stadtrats musste ein neuer Standort gesucht werden. Gefunden wurde er in der Stadthalle. Den Architektenwettbewerb gewann vor einem Jahr das Büro Knerer + Lang aus Dresden.

Was an den Plänen auffällt: Der Siegerentwurf belässt das Große Haus weitgehend im alten Zustand.  Lediglich der Bühnenraum sollte nach den Plänen von Knerer + Lang durch Einrichtung einer Seitenbühne massiv verändert werden, an den Rest hatten sich die Architekten vorerst noch nicht gewagt. Die tiefgreifendsten Änderungen betreffen im bisherigen Planungsstadium Wandelhalle und Kleines Haus. So sollen im Kleinen Haus künftig unter anderem kleinere Tagungs- und Seminarräume Platz finden. 30 Millionen soll das Alles kosten - für Specht eine Fehlinvestition: "Wir hielten es für einen Treppenwitz, 30 Millionen für ein Gebäude zu investieren, wenn das Große Haus im Kern unverändert bleibt. Das ist politisch unvermittelbar."

Je nachdem, wie stark man das Große Haus, das Vestibül und das Foyer verändern will, muss man mit den Denkmalschützern verhandeln. Zudem wurden im vergangenen Jahr Gesprächsrunden mit der Bayreuther Kulturszene abgehalten - sie sollten in die Planungen für die Stadthalle einfließen. Die meisten Kulturmacher lehnen eine Multifunktionshalle ebenso ab wie Specht.

Wie ihre Einwände konkret eingearbeitet werden, ist noch unklar. "Die Architekten sind grad drüber", sagt Hans-Dieter Striedl, Leiter des Referats Bauen und Planen. Auch was die Anregungen eines Akustikgutachtens betreffe, befinde man sich noch in der Planungsphase. Überhaupt noch nicht eingebunden ist der neue Kulturreferent - Fabian Kern hat sein Büro erst vor wenigen Tagen bezogen. "Ich nehme schon an, dass ich dabei bin", sagte er vage.

Start 2016

In zwölf Monaten soll mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden. Es könnte ein Jahr der heißen Diskussionen werden. Umstritten ist ja nicht nur, ob man das Große Haus in eine Multifunktionshalle umbauen kann, sondern auch, ob es überhaupt Bedarf dafür gibt.

Für mittlere Kongresse haben sich Bamberg und Schweinfurt mit ihren eigens für Tagungen ausgerichteten Gebäuden bestens empfohlen. Bayreuth stünde, das scheint sich absehen zu lassen, in einer harten Konkurrenzsituation. "Das wird schlicht und einfach nicht funktionieren. Die Kongresszentren in Schweinfurt und Bamberg sind einfach professioneller, für Kongresse ab einer gewissen Größe geriete Bayreuth immer ins Hintertreffen", fürchtet Specht. "Und für kleinere Kongresse brauchen wir den Aufwand nicht."

In der Tat hat gibt es eine Reihe von mittleren und kleineren Veranstaltungsorten in Bayreuth. Auch die Universität plant nicht bevorzugt mit der Stadthalle. Für den Ball zum 40-jährigen Bestehen der Hochschule hat sie sich jedenfalls nicht in der ehemaligen markgräflichen Reithalle eingemietet, sondern in dem Zeltkomplex, der alljährlich zum Festspielstaatsempfang im Hofgarten vor der Kulisse des Neuen Schlosses aufgezogen wird.

Einen Kommentar zum Thema lesen Sie hier.

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