Standortchef Meyer wechselt in die Konzernzentrale nach London und ist dann hauptverantwortlich für die Zukunft der Produktion in Bayreuth BAT-Werk: Entscheidung im Sommer

Von Frank Schmälzle
Bernd Meyer wechselt von Bayreuth nach London: Er wird mitentscheiden, ob das Werk überlebt. Foto: Archiv/red Foto: red

Die Zukunft des Bayreuther BAT-Werks wird immer ungewisser: Im Sommer wird der Zigarettenhersteller über den Fortbestand des Standortes Bayreuth, an dem 1400 Menschen arbeiten, entscheiden. Einer der Entscheider: der bisherige Bayreuther Standort-Chef Bernd Meyer. Er wechselt in die Konzernzentrale nach London. Gefälligkeitsentscheidungen wird es mit ihm aber nicht geben.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

So schnell hatte Bernd Meyer nicht damit gerechnet. Nach nur 20 Monaten verlässt der Geschäftsführer Operations der British American Tobacco (BAT) Deutschland den Standort Bayreuth. Meyer wechselt in die Londoner Zentrale des weltweit tätigen Tabakwarenherstellers, dort hatte er zuvor schon gearbeitet. Sein neuer Job: Der 49-jährige verantwortet künftig die Produktion, die Lieferkette und die Forschung und Entwicklung für zehn Werke der BAT-Region Westeuropa.

So sieht die BAT die Welt

Die BAT schneidet sich die Welt selbst zurecht. In vier Regionen unterteilt der Tabakwarenhersteller den globalen Markt. Zu Westeuropa, wie BAT es sieht, gehören neben der Europäischen Union auch Polen, Ungarn und Kroatien. Dort hat das Unternehmen zuletzt ein Werk hinzugekauft.

In seinem neuen Job in London ist Meyer Chef von mehr als 3500 Mitarbeitern in den westeuropäischen Werken. Knapp 1400 davon in Bayreuth, diesen Standort kennt er besonders gut. „Als ich vor 23 Jahren zur BAT kam, habe ich hier meine ersten Schritte getan“, sagt er. Meyer ist Oberfranke, eingefleischter Oberfranke. Aber das wird ihn nicht leiten bei den Entscheidungen, die bevorstehen.

Das Bayreuther Werk hat Fortschritte gemacht

Seit Monaten wird über den BAT-Standort Bayreuth spekuliert: Hat das Werk noch eine Zukunft? In anderen Werken wird günstiger produziert. Der technologische Fortschritt gegenüber anderen Standorten, so heißt es, ist kleiner geworden. Meyer sagt: Das Bayreuther Werk hat in der jüngeren Vergangenheit Schritte nach vorn gemacht. In den vergangenen beiden Jahren habe die Produktqualität jeweils im zweistelligen Prozentbereich zugelegt – abzulesen auch an den sinkenden Reklamationsquoten. „Die Leistung, die an den Maschinen gefahren wird, war noch nie so hoch“, sagt Meyer. Im Dezember habe das Bayreuther Werk einen neuen Produktivitätsrekord aufgestellt.

Das jüngste Kind der BAT in Bayreuth gedeiht. In einem neuen Teil des Werks wird das Volumen des Tabaks vergrößert. „Im Prinzip wie bei Popcorn“, sagt Meyer. Dieser Tabak wird für Zigaretten mit niedrigen Rauchwerten gebraucht. 10 000 Tonnen werden dort jährlich produziert. Und: Das Werk an der Weihestraße verfügt jetzt über zwei Produktionslinien, die Tabak zum Selberdrehen aufbereiten. Meyer sagt: „Ich bin super zufrieden.“

Meyer sagt: "Es geht um Finanzen, Risiken und Qualität"

Ob das alles eine Vorentscheidung für den Erhalt des Bayreuther Werk ist? Ob er sich als Oberfranken mit Bayreuth-Bindung für den Standort einsetzen wird? „Emotionen spielen da eine geringere Rolle. Das sind keine Bauchentscheidungen“, sagt Meyer. „Es geht um Finanzen, Risiken und Qualität.“ Dass bereits im März eine Entscheidung über die neue Produktionsstruktur der BAT und damit über die Zukunft des Bayreuther Werks fallen wird, wies er zurück. Derzeit liefen Analysen in den Werken. Durch den Zukauf in Kroatien seien die Karten noch einmal neu gemischt worden. Meyer rechnet für Mitte des Jahres mit „einer Empfehlung. Dann wird es eine gemeinsame Entscheidung der deutschen Geschäftsführung und der Konzerngremien geben.“ Als Produktionschef für Westeuropa wird Meyer dabei ein wichtiges Wort mitsprechen. „Ja“, sagt er. „Ich habe den Hauptteil der Verantwortung. Und ich garantiere dafür, dass es eine faire Beurteilung gibt.“

Betriebsrat sagt: "Ich wäre gerne optimistisch."

Paul Walberer ist Gesamtbetriebsratsvorsitzender der BAT Deutschland, deren einziges Werk in Bayreuth steht. Er sagt: „Ich wäre gerne optimistisch. Aber ich kann es realistischerweise nicht sein.“ In dem unternehmensinternen Wettstreit der Standorte werde der Kostenvergleich immer mehr auf die Lohnkosten reduziert. „Und dann ist es natürlich klar, dass wir im Vergleich zu Polen oder Rumänien schlechter abschneiden.“ Alles andere als ein klares Bekenntnis der BAT zu ihrem weltweit größten Werk in Bayreuth, könne ihn nicht zufrieden stellen. Eine Teilschließung zum Beispiel – und solche Szenarien gebe es – werde die Kostenstruktur des Bayreuther Werks nicht verbessern.

Neuer Standortchef der BAT in Bayreuth wird Erik de Vries. Der Niederländer war seit März 2011 für die Produktion des Tabakwarenherstellers in Polen verantwortlich. Vries kennt Bayreuth: Vor seinem Wechsel nach Polen war er Produktionsleiter im Werk an der Weiherstraße.

Mehr zum Thema:

BAT: Das Werk kämpft ums Überleben

Bilder