SpVgg-Vorstandsvorsitzender Gruber vor der Entscheidung über eine GmbH "Wir planen den Aufstieg im nächsten Jahr"

18.04.2012, Bayreuth, MedCenter, Interview zur SpVgg Bayreuth, Dr. Wolfgang Gruber (Vorstandsvorsitzender), Foto: Andreas Harbach, ha Foto: red

Eine schwere Entscheidung, die die Mitglieder der Spielvereinigung Bayreuth am Mittwochabend bei der Hauptversammlung des Vereins treffen müssen: Soll die erste Mannschaft in eine GmbH ausgegliedert und zur SpVgg Oberfranken Bayreuth werden?

 
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Die Befürworter sagen: Das zieht Sponsoren an, eröffnet neue sportliche Möglichkeiten und sichert zugleich den Hauptverein gegen finanzielle Unwägbarkeiten ab. Die Kritiker sagen: Die Altstadt verabschiedet sich von ihrer Basis, wenn Heimspiele nicht mehr in Bayreuth, sondern in Weismain stattfinden, wenn der seit Vereinsgründung 1921 bestehende Name drangegeben wird.

Kurier-Redaktionsleiter Frank Schmälzle sprach im Vorfeld der Versammlung mit dem Vorstandsvorsitzenden der SpVgg Bayreuth, Wolfgang Gruber.

Herr Gruber, wie sieht Ihre Prognose aus? Gibt es eine Mitgliedermehrheit für die Ausgliederung der ersten Mannschaft in eine GmbH, eine Mehrheit für die SpVgg Oberfranken Bayreuth?

Wolfgang Gruber: Ich empfinde keine große Spannung mehr. Wir haben die Fakten gut an unsere Mitglieder transportiert. Wir hatten eine Informationsveranstaltung, bei der zu spüren war, dass Zustimmung kommt. Ich gehe davon aus, dass die Mitglieder lange diskutiert haben, und viele haben das Signal gegeben, dass sie einverstanden sind.

Was ist der größte Vorteil der Ausgliederung der ersten Mannschaft in eine GmbH?

Gruber: Der größte Vorteil liegt darin, dass wir einen festen Etat für drei Jahre haben – der von vornherein abgesichert ist. Alles was wir in diesen drei Jahren erwirtschaften, ist eine Zugabe. Diese Situation gab es bei der SpVgg Bayreuth noch nie. Auf dieser Basis können wir planen – und wir planen den Aufstieg im nächsten Jahr. Das ist unser ganz klares Ziel. Mit der Etaterweiterung müssen wir es dann auch schaffen – zumindest müssen wir es wollen, ob wir es dann sportlich schaffen, müssen wir abwarten.

Und was ist der größte Nachteil?

Gruber: Ich war einer, der das Projekt am Anfang eher kritisch gesehen hat. Aber je länger ich mit dem Gedanken lebe und sehe, was im Umfeld passiert, sehe ich wenige Nachteile. Ich verstehe die Ängste und das Grummeln im Bauch, das einige im Verein sicher haben. Aber ich sehe auch, welche Chance in diesem Vorhaben steckt. Wir sehen, dass der Oberfranken-Bezug nicht nur eine Worthülse ist. Schon jetzt interessieren sich mehr Menschen und mehr Sponsoren für uns. Wahrscheinlich weil wir uns das Label Oberfranken geben.

Wie viele Heimspiele werden denn nun in Weismain ausgetragen? Diese Frage bewegt ja viele Altstadt-Anhänger. Sie haben sie bis dato nie konkret beantwortet.

Gruber: Sicher weniger als die Hälfte. Wir können es derzeit noch nicht konkret sagen, wir müssen erst sehen, wer nächstes Jahr in der Liga spielt. Dann muss man auch noch den Spielplan abwarten. Klar, Weismain bietet sich für Flutlichtspiele an. Und dann werden wir die Derbys analysieren. Wenn wir nächstes Jahr gegen Frohnlach spielen, macht es sich Sinn, dass die Partie in Weismain stattfindet. Ein Derby gegen Hof kann aber nur in Bayreuth stattfinden. Aber mal grundlegend: Wenn unser Plan sportlich aufgeht, wird Bayreuth profitieren. Wenn wir tatsächlich Regionalliga-Fußball spielen, dann wird der hauptsächlich in Bayreuth stattfinden. Es sei denn, wir merken, dass wir in Bayreuth weder die Unterstützung noch den Zuspruch bekommen.

Wie hoch ist der Etat der ersten Mannschaft in der nächsten Saison?

Gruber: Wir werden etwa den Etat, den der Gesamtverein hat, noch mal für die erste Mannschaft zur Verfügung haben.

Wenn die Hauptversammlung  doch anders ausgeht, als Sie es erwarten: Treten Sie dann zurück? Aufsichtsratsvorsitzender Mathias Fleischmann hat ja schon erklärt, dass er dann keine Perspektive mehr sehe.

Gruber: Wir sehen zuallererst für den Verein keine andere Perspektive. Beim Heimspiel am vergangenen Freitag hatten wir 150 Zuschauer, das ist absoluter Minusrekord. Das zeigt den Handlungsbedarf. Falls jemand einen besseren Plan hat als der jetzige Vorstand, muss er aufstehen und das sagen. Falls das nicht der Fall ist und das Votum bei einem einfachen Nein bleibt, dann ist das eine Situation, die ich nicht mittragen werde. Und auch nicht Mathias Fleischmann, Christian Wedlich oder die anderen aus dem Umfeld. Definitiv: Wir sind es leid, dass wir zum Saisonende die Notpolizei spielen. Wir versuchen es immer wieder hinzukriegen und schaffen es auch. Aber nach dreieinhalb Jahren muss die Insolvenz vergessen sein, jetzt steht das Ding auf soliden Füßen. Und jetzt wollen wir in eine Saison starten mit einem festen Budget und der Sicherheit, dass wir auf drei Jahre hinaus arbeiten können.

Zur Personalplanung mit der Trainerfrage als Schwerpunkt: Kurt Kowarz, einst Co-Trainer beim FC Augsburg (auch unter dem Ex-Altstädter Armin Veh), war ja jüngst im Stadion. Der frühere SpVgg-Torwart Michael Hofmann kehrt in die Region zurück. Was tut sich da? Wird Heiko Gröger abgelöst?

Gruber: Wir haben zunächst die Mannschaft sehr früh aufgestellt. Zum ersten Mal hatten wir schon im Februar 14 Spieler für die neue Saison verpflichtet. Wir können aber mit dem Verlauf dieser Saison nicht zufrieden sein. Wir haben zwar unser Ziel, einen einstelligen Tabellenplatz, erreicht. Aber der Abstand nach oben ist angesichts des Potenzials der Mannschaft zu groß. Das muss man klar kritisieren dürfen. Wir haben in der vorletzten Woche nach der 0:4-Heimpleite gegen Würzburg sehr deutliche Kritik an der Mannschaft geäußert – ich vorneweg. Wir haben dabei aber keine Trainer-Diskussion begonnen. Wir diskutieren zurzeit Veränderungen im Kader, wo wir sie besonders nötig haben. Das ist auf der Torwart-Position, in der Abwehr und im zentralen Mittelfeld. Wir werden uns aber auch mit den Trainern zusammensetzen müssen. Eines ist klar: Wir brauchen in der nächsten Saison mehr Zug und mehr Engagement, mehr Willen und mehr System. Und da muss sich auch das Trainergespann nochmals steigern.

Haben Sie Interesse an einer Verpflichtung des gebürtigen Bayreuthers Florian Ascherl, der bei den Hofern in der Regionalliga Stammspieler in der Abwehr ist?

Gruber: Er ist für uns ein sehr interessanter Spieler und einer, der eine unserer Wunschpositionen ausfüllen könnte.

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