Spitzenkoch macht sagenhafte Plätzchen Heini Schöpf und eine Idee aus Paris

In seiner Zeit als Sternekoch in Wunsiedel kreierte Heini Schöpf ein Gebäck, das inzwischen längst zum Familien-Klassiker geworden ist. Auch seine Neudrossenfelder­ Patchwork-Töchter Kira (links) und Fiona Bruns finden den Orangen-Mandelkrokant ganz wunderbar. Foto: / pr

Spitzenkoch Heini­ Schöpf grüßt seine Heimat mit einem Rezept, das er vor 30 Jahren im „Jägerstüberl“ unterhalb der Luisenburg entwickelt hat. Auch seine Patchwork-Töchter lieben die „fruchtigen Crunchys“.

 
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Neudrossenfeld/Wunsiedel - Er ist halt ein Künstler, der Heini Schöpf. „Die Speisekarte kann sich immer je nach Laune des Küchenchefs kurzfristig ändern“, warnt die Homepage seines Bayreuther Edelbistros „Weinrich“. Aus genau so einer veränderten Laune heraus entstand vor Jahrzehnten eine neue Plätzchen-Sorte.

Eigentlich wollte Schöpf, der lange Zeit in Neudrossenfeld exquisite Küchen angeboten hat, in seinem „Jägerstüberl“ unterhalb der Luisenburg das Dessert eines Pariser Kollegen zubereiten. Doch stattdessen kreierte der Sternekoch den Orangen-Mandelkrokant. Weil es so „fruchtig und crunchy schmeckt“, verlangt die Patchwork-Familie des 57-Jährigen bis heute jedes Jahr im Advent nach diesem Gebäck.

Urgroßvater eröffnete „Waldlust“ 1908

Als der ehrgeizige Spross einer Gastronomen-Dynastie sein Rezept entwickelte, hatte er sein Elternhaus kulinarisch schon ordentlich aufgemischt. Neben die „Waldlust“, die sein Urgroßvater 1908 eröffnet hatte, und die seine Eltern als gutbürgerliches Ausflugslokal weiterführten, knallte Heini Schöpf nach Lehrjahren bei Edel-Köchen wie Käfer oder Witzigmann ein Gourmet-Restaurant. Zwischen finsteren Fichten erblühte es so schnell, dass Heini Schöpf keine Zeit blieb. um weitere Plätzchen zu erfinden: 1992 feierte „Der Feinschmecker“ den Wunsiedler als „Aufsteiger des Jahres“, ein Jahr darauf ergatterte sein „Jägerstüberl“ einen Michelin-Stern und behielt ihn zehn Jahre in Folge.

Erst ein Stern, dann eine Haube

Dann wurde es stiller, bis der kauzige Koch die „Waldlust“ samt „Jägerstüberl“ 2009 an die Stadt Wunsiedel verkaufte und mit seiner Partnerin Silvia Bergmann-Bruns zwölf Jahre lang das Restaurant Schloss Neudrossenfeld führte. Für seine kulinarischen Kreationen bekam Schöpf im Schloss eine der begehrten Gault-Millau Hauben. Privat bekam er zu seinen heute 29 und 30 Jahre alten Söhnen Fritz und Moritz Schöpf die Patchwork-Töchter Kira (25) und Fiona (18) Bruns dazu, die ebenfalls längst auf den Orangen-Mandelkrokant-Geschmack gekommen sind.

Gehobene Bistro-Küche in Bayreuth

Beruflich zog es den Spitzenkoch von Neudrossenfeld nach Bayreuth. Im ehemaligen Café Journal eröffnete Schöpf 2020 das „Weinrich“ mit gehobener Bistro-Küche und „Barfood“ wie edlem Käse oder Schinken. „Das geht, wenn man den Beruf liebt, ohne Dollar-Zeichen vor Augen zu haben.“ Statt Fünf-Gänge-Menüs für Gesellschaften im Barockschloss zu servieren, kredenzt er heute in der Weinbar wenige Gerichte „nach Laune des Küchenchefs“.

„Lässiger und legerer“

Das sei das keine Frage des Niveaus. Er reduzierte lediglich Karte, Arbeitsabläufe und Öffnungszeiten. Gekocht werde so hochwertig wie vor Jahrzehnten in Wunsiedel, versichert Schöpf. Natürlich zeitgemäßer: frischer, bewusster, mehr multikulti. „40 Jahre oben zu schwimmen ist anstrengend“, sagt der Gastronom.

Patchwork-Heiligabend

Seine Patchwork-Familie organisiert er auch: Am Heiligenabend besucht Heini Schöpf vormittags seine Söhne in Wunsiedel, nachmittags die Töchter seiner Partnerin in Neudrossenfeld. Orangen-Mandelkrokant hat der Küchenchef für alle im Gepäck . Wenn sich seine Laune nicht noch kurzfristig ändert.

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