Spitze Stäbe gegen hungrige Rehe

Von Frank Heidler
Spitze Stäbe auf dem Friedhof sollen gegen hungrige Rehe schützen. Foto: Frank Heidler Foto: red

Für Unruhe und Ärger unter den zahlreichen Grabbesitzern am Neuen Friedhof sorgen offenbar mehrere Rehe, die sich am Grabschmuck mal so richtig satt gefressen haben. Gesehen wurden die Wildtiere aus dem angrenzenden Wald an der Winterleite bisher allerdings von den allerwenigsten Trauernden.

 
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Die ungebetenen Gäste kommen in der Dunkelheit. Was sie im Friedhof anrichten, damit müssen sich nun Grabeigner und städtische Friedhofsverwaltung befassen. Schon etliche Einheimische haben inzwischen eigene Erfahrungen mit den Blumenräubern am Friedhof.

Tulpen aus den Vasen gezogen

Die Rosenhoferin Lydia Nega: „Ich habe den Eindruck, dass nur bestimmte Grabreihen betroffen sind.“ Grabpflanzen wie Stiefmütterchen oder Bellies seien herausgezogen worden. Renate Winter fast empört: „Sogar die Tulpen wurden aus den Vasen gezogen.“ Um Primeln oder Narzissen haben die hungrigen Vierbeiner aber meist einen großen Bogen gemacht. An beiden Haupteingängen hat die Stadt sauber Schilder mit der Aufschrift „Bitte Tor und Tür schließen“ anbringen lassen. Ohne allerdings den genauen Grund dieser Anordnung für die Friedhofsbesucher zu nennen.

Friedhofsbegrenzung am Waldrand

Zu den Reh-Opfern gehört auch das Grab des Pegnitzers Robert Pittroff. Für ihn gibt es keinen Zweifel, dass „ein Loch im Zaun“ an der neuen Reh-Invasion Schuld ist. „Die müssen von da oben gekommen sein“, deutet er hangaufwärts in Richtung Friedhofsbegrenzung am Waldrand der Winterleite. Er habe sich „schon gewundert“, wer die Köpfe seines Tulpenstraußes abgefressen hat. Pittroffs einziger Trost: „Ich habe im Moment noch nichts angepflanzt.“

Grabbuketts fast vollständig weg geknabbert

Eine weitere Friedhofsbesucherin war seit drei Tagen nicht mehr am Friedhof, hat von den Reh-Gerüchten gehört und will jetzt an einem Grab nach dem Rechten sehen. „Ich hoffe, die Stiefmütterle sind noch da.“ Böse Überraschung auch für eine andere Trauernde: Nur drei Tage nach der Beerdigung am neuen Friedhof waren sämtliche Grabbuketts fast vollständig weg geknabbert.

Blaue und gelbe Stiefmütterchen

Blaue und gelbe Stiefmütterchen mussten auch am Grab von Hildegard Haupt dran glauben. „Wir haben auch Spuren in unserem Grab“, ist sie sich mit ihrem Ehemann sicher. Als ihre eigene Schwester am Friedhofsparkplatz von den Rehen hörte, verzichtete sie gleich ganz darauf, die mitgebrachte Sommerbepflanzung im Wert von 38 Euro aus dem Auto auszuladen. „Das ist einfach zu teuer“, sagt Hildegard Haupt. Von einer Reh-Plage am Friedhof hat der Pegnitzer Stadtjäger und Revier-Mitinhaber Hans-Jürgen Groß bislang noch nichts gehört. Für ihn gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder ein Loch im Zaun oder offene Türen. Für den erfahrenen Waidmann ist nur eines klar: „Jagen ist auf dem Friedhof verboten.“ Denn das Geballere wäre eine Störung der Totenruhe. „Bis jetzt haben wir Glück gehabt“, so der Gärtner Willi Vizethum (Blumen Hoffmann). Bisher blieben die von ihm betreuten Gräber verschont. Einer seiner Mitbewerber beim Friedhofsgärtnern musste dagegen schon nachpflanzen — auf eigene Kosten.

Bürgermeister Uwe Raab erklärte auf Anfrage: „Die Friedhofsverwaltung hat zusammen mit dem Bauhof bereits vor dem Winter und auch immer wieder danach den Zaun um den Friedhof geprüft.“ Diese Vorsichtsmaßnahmen würden jedes Jahr durchgeführt, um zu vermeiden, dass Rehe oder andere Tiere in den Friedhof gelangen. „Der Friedhof ist eingezäunt und hat keinen freien beziehungsweise nicht eingefriedeten Zugang.

Damit meinte Raab wohl den durch einen umgestürzten Baum zerstörten und zwischenzeitlich geflickten Zaunabschnitt an der Winterleite. So auch die städtische Auskunft an Beschwerdeführer unter den Bürgern. Das war Loch Nummer eins. Wenig später wurde ein zweites Loch entdeckt: Am höchsten Punkt der Winterleite. Eine Lücke von zwei Metern.

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