Fall Wunsiedler Kinderheim Junge tötete Lena, Mann wegen Vergewaltigung angeklagt

Die Ermittlungen im Fall des getöteten Mädchens im Kinder- und Jugendhilfezentrum Wunsiedel sind abgeschlossen. Der 25 Jahre alte Müllfahrer soll das Kind vergewaltigt haben.

 
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Die Ermittlungen der Sonderkommission „Park“ bei der Kriminalpolizei Hof und der Staatsanwaltschaft Hof sind abgeschlossen. Diese ergaben weitere Erkenntnisse zum Ablauf eines Sexualdelikts an einem zehnjährigen Mädchen und der anschließenden Tötung des Kindes aus der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung in Wunsiedel.

Nachdem erste Ergebnisse einer rechtsmedizinischen Untersuchung Hinweise auf eine todesursächliche Fremdeinwirkung erbracht hatten, haben Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft Hof die Ermittlungen wegen des Verdachts eines Tötungs- sowie Sexualdeliktes aufgenommen und die Sonderkommission „Park“ eingerichtet. Die Sonderkommission setzte sich aus über 40 Einsatzkräften mehrerer oberfränkischer Polizeidienststellen zusammen.

130 Vernehmungen

Beamte der Kriminalpolizei Hof begannen nach dem Auffinden des Mädchens unverzüglich mit der Spurensicherung am Tatort sowie auf dem weitläufigen Gelände der Einrichtung. Die umfangreiche Spurenauswertung dauerte mehrere Wochen an und bezog sich vor allem auf daktyloskopische, digitale und molekulargenetische Spuren. Insgesamt lagen der Sonderkommission „Park“ mehrere hundert Spuren vor. Zudem führten die Beamten über 130 Vernehmungen durch, die zum Teil in Gegenwart von psychologischen Sachverständigen stattfanden. Unterstützung bei der Spurenanalyse erhielten die Beamten von Spezialisten des Bayerischen Landeskriminalamtes und von mehreren rechtsmedizinischen Instituten. Spurenergebnisse sowie rechtsmedizinische Gutachten führten die Ermittler nacheinander zu zwei elf und 25 Jahre alten Tatverdächtigen.

Neben speziell ausgebildeten Polizeikräften kümmerten sich auch Notfallseelsorger und Psychologen um die Bewohner der Einrichtung sowie deren Personal. Zudem stand die polizeiliche Betreuungsgruppe während der Ermittlungen in engem Austausch mit den Angehörigen sowie den zuständigen Behörden und Einrichtungen.

25-Jähriger ist vor dem Mord verschwunden

Nach den intensiven Ermittlungen besteht gegen den 25-Jährigen der dringende Tatverdacht einer Vergewaltigung der Zehnjährigen. Hinsichtlich der Tötung des Mädchens gehen die Ermittler und die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der elfjährige Junge sie ohne Beteiligung des 25-Jährigen getötet hat.

Die Staatsanwaltschaft Hof hat gegen den 25-Jährigen am 25. August Anklage zur Jugendschutzkammer des Landgerichts Hof wegen Vergewaltigung und zusätzlich wegen Einbruchsdiebstählen sowie Brandstiftung erhoben.

Der aus dem Raum Wunsiedel stammende deutsche Staatsangehörige steht im Verdacht, seit Jahresbeginn 2022 fünf Einbrüche in Baucontainer begangen zu haben. Hierbei soll er Baumaschinen im Wert von rund 16.000 Euro gestohlen und über das Internet veräußert haben. Einen der Container soll er zur Spurenbeseitigung in Brand gesetzt haben. Insgesamt soll ein Sachschaden von gut 50.000 Euro entstanden sein.

Für einen weiteren Diebstahl soll der Angeschuldigte in der Nacht des 4. April über ein offenstehendes Badezimmerfenster in das Kinder- und Jugendheim gelangt sein, wo er zufällig auf den elfjährigen Jungen und später auf das dort wohnende Mädchen getroffen sein soll. An der Zehnjährigen soll der 25-Jährige dann sexuelle Handlungen mit seinen Händen ausgeübt haben. Anschließend soll er die Einrichtung wieder verlassen haben.

Nach Streit kommt es zur Tragödie

Eine Beteiligung an der Tötung des zehnjährigen Mädchens ist dem Angeschuldigten nicht nachzuweisen. Vielmehr haben die Ermittlungen den Verdacht erhärtet, dass der elfjährige Junge das Mädchen – nachdem der Angeschuldigte die Einrichtung verlassen hatte – getötet hat, als es zwischen diesen beiden zu einer Streitigkeit kam. Aufgrund der Strafunmündigkeit des Jungen kann gegen ihn kein Strafverfahren wegen der Tat durchgeführt werden. Der Elfjährige wurde durch die zuständigen Behörden in gesicherte Obhut genommen.

Der Angeschuldigte befindet sich weiterhin in Untersuchungshaft. Er hat im Rahmen des Ermittlungsverfahrens die ihm zur Last gelegten Taten zu einem großen Teil gestanden. Die Ermittlungen zu der Strafanzeige einer Privatperson wegen Pflichtverletzungen der für die Fürsorge der Kinder zuständigen Behörden dauern noch an.

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