Spektakuläre Stunts beim Rail Jam

Von Andreas Gewinner

Spektakuläre Stunts auf einem oder zwei Brettern bekamen Hunderte begeisterte Zuschauer beim 4. Schneemann Rail Jam in Bischofsgrün zu sehen. 13 Tricksi- und Snowboardfahrer aus ganz Bayern warfen sich aus bis zu acht Metern Höhe in den weißen Abgrund. Nicht jeder landete innerhalb des Zauns und auf Schnee.

 
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Joschka Wirth, 19 Jahre alt, findet sich eigentlich zu groß für seinen Sport. „Mit 1,95 Meter bekommt man bei einem Salto schon ein sehr hohes Tempo drauf.“ Seine Spezialität neben dem Salto: der „Switch Hardway 270“ - rückwärts anfahren, eine Dreiviertelschraube in der Luft (270 Grad) und dann schräg vorwärts auf einer der beiden Industrieröhren landen. Wirth ist ein bayerischer Kosmopolit: stammt aus Selbitz, drei Jahre in Bad Reichenhall, Freundin in München, Studium in Bayreuth. Er trägt ein Hoodie, darüber ein kariertes Hemd, keinen Schal, keinen Helm. „Ich mag es, den Wind in den Harren zu spüren, und man schwitzt nicht so.“ Nur eine Minderheit der 13 Bewerber tragen Helm.

Ungefährlich ist der Sport nicht. Etwas abseits liegt der verbeulte Joachim-Mangold-Gedächtniszaun. Der Würzburger fährt auch ohne Helm, aber mit Rückenprotektor. Doch der hat ihm nichts geholfen, als er unsanft mit der Hüfte auf der Zaunkante aufschlug und außerhalb der Arena landete. Das T-Shirt ist zerrissen „und die Hüfte fängt langsam an wehzutun“, sagt Mangold, „egal, morgen geht es auf die Couch.“ An diesem Samstag fährt Mangold weiter. Der zerbeulte Zaun wird ausgetauscht und erhält einen Schaumstoffschutz.

Beste Anlage Nordbayerns

Ein gutes Körpergefühl und vor allem Mut, das ist unerlässlich, wenn man Tricks mit dem Snowboard oder Skiern vollführen will, sagt Joschka Wirth. Einmal landet Wirth auf allen Vieren. „Ein bisschen zu wenig Drehung, und ich hab’ mich nicht getraut“, analysiert er sich nachher selbst. Andere Athleten landen auf dem Hinterteil, stehen aber oft ebenso schnell wieder auf den Füßen. Joschka Wirth ist sonst Stammgast am Bischofsgrüner Gehrenlift, „die beste Anlage in Bayern nördlich von München“. Die nächsten Arenen sind erst wieder im Vogtland oder im Erzgebirge.

Der vierte Rail Jam findet erstmals am späten Nachmittag und Abend statt. „Dadurch können auch die Skilehrer zuschauen, die waren in der Vergangenheit immer noch bei ihren Kursen, wenn wir Rail Jam hatten“, sagt Sascha Purucker. Er ist einer von den sieben Leuten aus Bischofsgrün und Umgebung, die eine ganze Woche lang die gewaltige Anlage unter Anleitung von Michael Baumgärtel auf dem Hüttenweiher aufgebaut haben. Baumgärtel ist begeistert vom Niveau der Tricks in diesem Jahr.

Mit Soundtrack

Moderiert wird das Ganze von Andreas Lederer, der den Zuschauern die Tricks und die Hindernisse erklärt. Zum Beispiel, dass man beim Sprung vom Balkon (die Rampe) nicht sieht, wo genau darunter die Röhre ist. Vor allem wenn man rückwärts anfährt und einen „One Eighty“ (eine 180-Grad-Drehung) macht. Auch sonst hat die Veranstaltung an Format gewonnen. Erstmals ist ein Getränkewagen dabei, aus einem mattschwarzen, panzerähnlichen Gefährt dröhnt der Soundtrack, zumeist R’n’B und deutscher Hip-Hop.

Der Wettbewerb unter den Augen der Schiedsrichter Max Fischer und Philip Roderer läuft in zwei Durchgängen. Der Sieger heißt am Ende – Joschka Wirth. Er war der einzige mit einem Salto. Und weil er seinen Sieg bei der anschließenden Party noch gebührend gefeiert hat, ist er kurz entschlossen über Nacht in Bischofsgrün geblieben.

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